Firmenporträt Ascendo in Ansbach – Koaxiale Kernkompetenz
Profi-Boxen, Höllenbass und Hightech-Stoff: Warum Ascendo so gefährlich gut ist.
Fotografie: Cai Brockmann
„Bitte unterschreiben Sie hier.“ Wer den größten Subwoofer von Ascendo kauft, wird diesen Satz gleich zweimal hören. Zum einen beim Kaufvertrag. Zum anderen bei der Haftungsausschlusserklärung – Betrieb auf eigene Gefahr! Besitzer haften für ihren Woofer!
Kein Witz: Der größte Ascendo-Subwoofer ist derart stark und Tiefton-potent, dass er für die Statik eines Gebäudes potenziell gefährlich sein kann, sofern es sich dabei nicht gerade um einen Bunker, eine Pyramide oder einen ähnlich substanziellen Ewigkeitsbeweis handelt. Bitte bedenken Sie das, bevor Sie das 500-Kilo-Trumm für Ihre dünnwandige Studentenbude oder das von einer ägyptischen Baukolonne in Rekordzeit ausgebaute Ferienhaus ordern.
Fairerweise sollten wir kurz umreißen, was der Begriff „großer Subwoofer“ bei Ascendo konkret bedeutet. Was es im Portfolio der recht unscheinbar wirkenden High-End-Manufaktur Ascendo noch so alles zu entdecken gibt. Wer hinter all dem kalkulierten, sympathischen Wahnsinn steckt. Was es mit „Immersive Audio“ im Firmennamen – und der Adresse „Galgenmühle“ – auf sich hat. Und warum das alles verdammt viel Spaß macht. Auch ohne zweite Unterschrift.
Also rollen wir eines schönen Sommermorgens auf den Hof der Ascendo Immersive Audio GmbH im westmittelfränkischen Ansbach. Hier findet die Produktion statt und hier werden Lieferanten empfangen, der eigentliche Firmensitz befindet sich dagegen in Karlsruhe. Tatsächlich handelt es sich bei dem jahrhundertealten Zentralbau in Ansbach um das ehemalige Gerichtsgebäude der Stadt, das nach und nach U-förmig erweitert wurde, wie uns ein Schild über dem Haupteingang verrät. Im Kellergeschoss finden sich noch immer die ehemaligen Haftzellen. Die Galgen aus der Postanschrift, ehemals auf dem kleinen Hügel an der Hofeinfahrt thronend, sind jedoch schon „vor Urzeiten“ abgebaut worden. Das verrät uns Co-Chef Stefan Köpf, der – Nomen est Omen – es ja schließlich wissen sollte. Er führt uns hinein in die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten, wo in wohlsortierter Eintracht nicht nur Profitechnik und Manufakturbetrieb ihren Platz gefunden haben, sondern – jawoll – auch ein Monster-Heimkino für Kenner.
Bewahren Sie Ruhe, liebe FIDELITY-Leser und Stereofans, hier soll es keineswegs um große bewegte Bilder gehen, sondern ausschließlich um großen, bewegenden Klang. Und den stimmt Ascendo eben unter anderem im hauseigenen Lichtspielhaus ab. Mit Musik. Klar, auch mit bewegten Bildern, aber keineswegs ausschließlich beziehungsweise zu oft. Der Fokus jeder Abstimmung liegt bei Ascendo traditionsgemäß auf dem Klangerlebnis. Immer! Und natürlich auch, wenn es um Kinoausstattung oder Subwoofer geht.
Womit wir auch schon bei der ersten Begriffsklärung sind: Was ist eigentlich ein großer Subwoofer? Ich kenne Highender, die jeden Tiefmitteltöner ab 15 Zentimeter (6 Zoll) Durchmesser als „groß“ bezeichnen. Das sind aber auch diejenigen, die mit Nahfeldmonitoren à la LS 3/5a ihren HiFi-Höhepunkt erlebt haben und seither alles unter 80 Hertz grundsätzlich als Tiefbass-Störung wahrnehmen. Oder wenigstens als Angriff auf den „knackigen Bass“ ihrer Lieblinge (als Linn-Kan- und LS50-Besitzer kennt man seine Pappenheimer). Unter Erwachsenen aber sollten 25 Zentimeter (10 Zoll) als absolutes Mindestmaß für annähernd „groß“ gelten, erst bei 38 Zentimetern schließlich sind sich dann alle einig: 15 Zoll gilt als internationales Standardmaß für stattliche Tieftöner. Damit lässt sich ordentlich Luft bewegen und mit der richtigen Abstimmung ein akustisch supersolides Fundament legen. Ein anständig angesteuerter 15-Zöller marschiert im HiFi-Umfeld bis in den amtlich anerkannten Frequenzkeller von 20 Hertz hinab – das ist Orgel-Prinzipalpfeifen-Niveau –, zieht ohne Stress durch und erweitert das Vergnügen mit guter Musik um gefühlt eine ganze Dimension. Was viele HiFi-Freunde (immer noch) nicht wissen: Ein guter Subwoofer dröhnt und wummert nicht, vielmehr öffnet und „erklärt“ er akustisch den Raum, lässt Macht spürbar und Tiefstbass zum körperlichen Erlebnis werden.
Findet Ascendo übrigens auch. Daher bieten die Schallwandlerexperten drei potente Subwoofer mit den Treibertraummaßen 10, 12 und 15 Zoll an. Samt und sonders mit eingebauten 1000-Watt-Verstärkern und selbst entwickelter, höchst flexibler Einmess-Elektonik ausgestattet.
Doch das war’s noch lange nicht im Hause Ascendo IA. Die ebenso frischen wie innovativen Süddeutschen legen noch drei weitere Subwoofer obendrauf, die mühelos jedes Maß von Restvernunft sprengen. Mit 24-, 32- und 50-Zoll-Treibern, groß wie Ringos Basstrommel, Tante Trudes Gartentisch oder das Planschbecken der lieben Kleinen, aber hochkant und in einer äußerst massiven Kiste verbaut. Und mit jeweils abrufbaren 6000 Watt Leistung durchaus gefährlich für Gehör und Gebäude!
Womit wir gleich ein paar weitere naheliegende Fragen klären können. Nein, das braucht natürlich niemand wirklich. Nein, das hat Ihr Nachbar in der Villa gegenüber garantiert noch nicht. Und ja, damit ließen sich notfalls auch seismische Verschiebungen anzetteln oder Abrissarbeiten einleiten. Also aufgemerkt, Superschurken, Seebebenfans und High-End-Nimmersatts: Einen größeren und potenteren Subwoofer als den 50er von Ascendo gibt es derzeit nicht.
Wenn man neben diesem Trumm steht, fühlt man sich, sofern man nicht gerade zu den Zweimeterirgendwas-Hünen der amerikanischen Basketball-Liga NBA zählt, irgendwie zwergenhaft. Und wenn selbiges Rückbauinstrument dann loslegt, bevorzugt mit akzentuiertem Bass-Stoff, geht die Welt unter, die Raumwände bekommen erste Risse und beim Zuhörer stellt sich mitten im so gar nicht clubmäßig gestalteten Ascendo-Hörraum ein Gefühl ein, wie man es sonst vielleicht noch im Szene-Tanztempel „Tresor“ in Berlin verspürt: Die Bassimpulse massieren nicht nur den Magen, sondern den gesamten Körper, die Hormonausschüttung erreicht neue Spitzenwerte und Musik wird in einer Weise ganzheitlich wahrgenommen, wie es mit den eingangs erwähnten Consumer-Böxchen unmöglich zu erreichen wäre.
Auf der diesjährigen High-End-Messe in München wurden dem Ascendo-Team vom Veranstalter genau bemessene Einsatzzeiten für die Vorführung des 50ers zugeteilt. Warum? Weil das Tiefbassgewitter mit diesem Ausnahmegerät derart energiereich und durchdringend ausfällt, dass noch zwei Stockwerke tiefer die Tonabnehmer aus der Rille springen, wenn beispielsweise der Da Vinci Code-Soundtrack von Hans Zimmer ertönt.
Andererseits ist das Vorhandensein solcher Schallinformationen – die man nicht mit bloßen subsonischen Störungen verwechseln sollte – ein Indiz dafür, dass auch der allertiefste Frequenzkeller Teil der Musik ist und daher ein angestammtes Recht auf angemessene Wiedergabe hat.
Mindestens so beeindruckend wie die spektakuläre Performance der Vorzeige-Tieftöner sind die Konsequenz und das profunde Hintergrundwissen, mit denen in Ansbach ans Werk gegangen wird. Auf seiner Homepage wirbt der Hersteller mit Grundlagenforschung im eigenen Haus und verspricht „zukunftsweisende Entwicklungen im HiFi-, Cinema- und Pro-Audio-Bereich“. Hier ist ein wichtiger Hinweis versteckt: Professionelles Abhör-Equipment, beispielsweise Monitore für den Tonstudio-Gebrauch, ist nicht nur ein wichtiges Standbein für Ascendo. Die Entwicklungen aus diesem Bereich strahlen vielmehr direkt in die Heim-HiFi-Sparte ab. Beschäftigt sich doch Ascendo-Entwickler Jürgen Scheuring, der seinen Abschluss an der Uni Tübingen machte, seit geraumer Zeit mit (digitalen) Methoden, um den Limitierungen herkömmlicher Schallwandler- und Verstärkerkonzepte ein Schnippchen zu schlagen. Fachsimpelt man mit den heutigen Geschäftsführern, Diplomökonom Stefan Köpf und Diplomphysiker Jürgen Scheuring, über Schallwandlerentwicklung, dann fallen ganz schnell Reizworte wie „Zeitrichtigkeit“ oder „Digital Sound Processing“ (DSP): Unvermeidbare Unzulänglichkeiten – ob beim Material oder beim Raum – werden mit selbst entwickeltem Digitalequipment so sensibel korrigiert, dass das Endergebnis ein völlig natürlicher Klang ist. Ein Klang, dem man die Eingriffe in das Frequenzspektrum und die Laufzeitkorrekturen der Lautsprecherchassis nicht mehr anhört. Weil das ambitionierte Ziel mit Zukauf-Komponenten nicht zu erreichen gewesen wäre, ist die Fertigungstiefe im Hause Ascendo bis heute immens. Die Entwicklung neuer Raumprozessorkonzepte wird sogar aus Bundesmitteln gefördert.
Auch die Verarbeitung der bewusst schlicht und schnörkellos gestalteten Schallwandler – das Äußere soll dem Höreindruck entsprechen – erfüllt höchste Ansprüche, die Messlatte dafür wurde von den Firmenchefs bewusst hoch gelegt. Dass man bei Ascendo auch in der Werkstatt „vom Boden essen“ könnte, wenn einem der 50er-Subwoofer nicht gerade den Kuchen vom Teller schüttelt beziehungsweise hämmert, passt ins aussagekräftige Bild einer Hightech-Schmiede, die man eher in Japan als im beschaulichen Ansbach vermuten würde. Und von der in Zukunft noch viel mehr als tieffrequentes Donnergrollen zu erwarten ist.