FIDELITY Wissen: Subwoofer
Soeben haben wir in mühevoller Kleinarbeit zwei Lautsprecher richtig aufgestellt: Bühne, Tonalität – alles spielt auf den Punkt. Und doch klingt es noch nicht echt. In den Tiefen unseres Bewusstseins wissen wir, dass uns zum audiophilen Glück ein Subwoofer fehlt. Doch wollen wir uns das wirklich antun? Mit der Aufstellung, und der Phase, und dem Pegel, und der Übernahmefrequenz? Ja, wollen wir – und nein, wir müssen keine Angst haben.
Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass es bei Subwoofern in Stereosystemen nicht zwingend um einen „mächtigeren“ Bass geht. Sicher, mehr (oder besser: tieferer) Bass ist ein Anwendungsfall. Ein Paar Kompaktlautsprecher kann mit seinen kleineren Schallwanddimensionen potenziell für eine schärfere Bühnenabbildung sorgen als Standboxen, und werden sie um einen Subwoofer ergänzt, muss der Hörer dafür noch nicht einmal Abstriche bei der Bandbreite hinnehmen. Doch auch wenn die Hauptlautsprecher das gesamte Frequenzspektrum abbilden können, haben Subwoofer das Potenzial, aus einem guten System ein großartiges zu machen, und dafür gibt es mehrere Gründe.
Der erste ist, dass man bei der Aufstellung seiner Lautsprecher im Raum zwei verschiedene Zielsetzungen verfolgt, die nicht zwingend miteinander kompatibel sind: Einmal präzise Bühnenabbildung und schließlich ebenso präsente wie saubere Bassperformance. In der Regel lässt sich zwar auch ohne Subwoofer ein guter Kompromiss finden – ein Subwoofer bietet hier allerdings einen Vorteil, da man die Aufstellung der Hauptlautsprecher kompromisslos auf die beste Bühnenabbildung hin optimieren und dem Subwoofer dann das Auffüllen des fehlenden Basses überlassen kann.
Der zweite – vielleicht noch wichtigere – Grund ist, dass Subwoofer eben die Raumabbildung dramatisch verbessern können. Das klingt komisch, da Bassfrequenzen bekanntermaßen omnidirektional sind, ist aber so, weil dem Bass eine zentrale Rolle bei der Übertragung von Rauminformationen zukommt, aus denen unser Gehirn die Bühnenabmessungen herleiten kann. Damit das funktioniert, muss allerdings erst einmal dafür gesorgt sein, dass sich Subwoofer und Lautsprecher sinnvoll ergänzen – und hier liegt für viele die Krux: Ein dritter Schallwandler erhöht die Komplexität des Systems ohnehin, und dann wollen ja noch Pegel, Phase und Übernahmefrequenz richtig eingestellt sein. An der Stelle gibt schon so mancher auf, obwohl die Vorzüge eines Subwoofers auch in einem Vollbereichssystem kaum von der Hand zu weisen sind. Doch keine Sorge – mit System angegangen, ist die richtige Auf- und Einstellung eines Subwoofers ein durchaus machbarer Prozess. Und wer einmal ein richtig funktionierendes Setup mit Sub gehört hat, wird ohne nicht mehr sein wollen.
Wollen wir einen nachlegen?
Zunächst einmal stellt sich natürlich die Mengenfrage: Reicht in einem Stereosystem ein einzelner Subwoofer überhaupt aus, um zwei Lautsprecher adäquat zu ergänzen? Die Antwort ist ein bedingtes Ja. In den meisten Aufnahmen werden die Bassanteile bis etwa 200 Hertz jeweils identisch auf beide Kanäle gelegt; da sich die Wellenlängen in dem Bereich in etwa in derselben Größenordnung bewegen wie die Raumabmessungen, spielt es keine allzu große Rolle, ob das Signal aus einer oder aus zwei Quellen kommt. Mehrere Subwoofer werden in der Regel eingesetzt, um eine gleichmäßigere Verteilung der Bassenergie im Raum zu erzielen, was vor allem dann wichtig ist, wenn das Klangbild an unterschiedlichen Stellen im Raum funktionieren soll. Es gibt hierzu allerdings einige Ausnahmen: Vor allem bei akustischer Musik und Liveaufnahmen führen beide Kanäle oft unterschiedliche Basssignale – in diesen Fällen ist ein einzelner Subwoofer tatsächlich kontraproduktiv, da es bei der Summierung der Signale auf einen Kanal in der Regel zu phasenbedingten Auslöschungen kommt und Raumhallinformationen so aus der Wiedergabe quasi herausgefiltert werden, was freilich das Gegenteil dessen ist, was wir erreichen wollen.
Die Einstellung mehrerer Subwoofer gestaltet sich natürlich komplizierter als bei einem einzelnen – wir gehen hier von einem Subwoofer aus. Bei zweien ist der Einstellprozess im Wesentlichen analog hierzu, mit jeweils auf die Hälfte reduziertem Pegel auf beiden Woofern. Die Crossover-Frequenz sollte jeweils gleich sein, während die Phase je nach Aufstellung unterschiedlich sein kann.
Der Subwoofer-Crawl
Das Ziel bei der Aufstellung von Subwoofern ist, diese so zu positionieren, dass sie den Raum effektiv und möglichst gleichmäßig anregen. Hier stehen uns die sogenannten Raummoden im Weg: stehende Wellen, die bei Frequenzen entstehen, deren Wellenlängen ganzzahlige Teiler der Raumlängen sind und die an unterschiedlichen Stellen im Raum für erhebliche Anhebungen und Senken im Basspegel sorgen. Das Schöne an diesen Raummoden ist, dass sie symmetrisch sind: Peaks und Auslöschungen, die am Hörplatz auftreten, finden sich am Ursprungspunkt des Basssignals genauso wieder. Dank diesem Umstand können wir uns eines kuriosen kleinen Kniffes bedienen, um die richtige Aufstellung für den Subwoofer zu finden – Sie müssen einfach nur den Platz mit dem Basswürfel tauschen.
Bevor Sie beginnen, raten wir Ihnen, die Vorhänge zuzuziehen, um Sie vor besorgten Blicken neugieriger Nachbarn zu schützen. Sobald Sie sich sicher wähnen, stellen Sie den Subwoofer am Hörplatz auf, drehen Sie die Phase am Bedienpanel auf null und die Übernahmefrequenz auf den höchstmöglichen Wert. Stellen Sie den Pegel auf etwa die Hälfte des Maximalwertes und legen Sie ein Stück ein, das möglichst eine melodiöse Basslinie enthält. Hier ist ein CD-Player mit einer A-B-Wiederholfunktion hilfreich, bei dem Sie eine aussagekräftige Passage in einer Dauerschleife abspielen können. Wenn Sie sich nun auf alle Viere begeben und Ihren Kopf überall dort hinhalten, wo eine Platzierung des Subwoofers infrage kommt, werden Sie feststellen, dass sich die Basswiedergabe an verschiedenen Stellen im Raum teils drastisch unterscheidet – hier dröhnt der Bass und alle Noten scheinen zu einem einzigen Ton zu verwaschen, da fehlt es klar an Energie … An manchen Stellen im Raum werden Sie jedoch feststellen, dass der Bass genau richtig ist – der Tiefton ist voll da, alle gespielten Noten sind gleich laut, behalten eine klar definierte Textur und sind in der Tonhöhe eindeutig unterscheidbar. Diese Positionen markieren Sie sich nun mit einem Stück Krepppapier – hier kann der Sub hin. Sie können beim Abschreiten ihres Hörraums übrigens ruhig kreativ sein: Die klassische Positionierung ist tatsächlich eine der vorderen Raumecken, doch auch seitlich oder gar hinter dem Hörplatz kann ein Subwoofer gute Ergebnisse liefern – suchen Sie sich unter allen markierten Stellen einfach die unauffälligste aus. Bei zwei Woofern wählen Sie zwei symmetrisch im Raum verteilte Positionen.
… aber woher weiß ich, was Phase ist?
An diesem Punkt steht der Woofer an einer Stelle, an der er sich gut mit den unvermeidbaren Raummoden verträgt – die nächste Frage ist, ob sein Bass-Output sich sinnvoll mit dem Ihrer Hauptlautsprecher ergänzt. Aus diesem Grund bieten die meisten Subwoofer eine Möglichkeit, die Phase einzustellen. Das kann ein einfacher Kippschalter sein, der die Phase invertiert, hochwertige Subwoofer haben häufig einen Regler, mit dem sie sich stufenlos einstellen lässt. Wichtig ist hierbei, dass der Phasenregler das Basssignal nicht in die unmittelbare Zukunft regeln, sondern nur verzögern kann. Daher empfiehlt es sich, den Subwoofer nach Möglichkeit so aufzustellen, dass er näher am Hörplatz ist als die Hauptlautsprecher – beispielsweise entlang einer der Seitenwände. Steht er dagegen in einer Ecke hinter den Hauptlautsprechern, kann man zwar die Phase richtig einstellen, allerdings wird der Bass dann dem Musikgeschehen hinterherhinken.
Wenn Ihr Subwoofer einen Schalter zur Invertierung der Polarität hat, können Sie mit einem simplen Test überprüfen, ob sich die Signale aus Subwoofer und Lautsprechern richtig addieren: Wenn Sie die Phase umkehren und im Übergangsbereich deutlich eine Auslöschung hören, ist das ein Zeichen dafür, dass die vom Subwoofer abgestrahlte Energie bei nicht invertierter Phase am Hörplatz voll zum Tragen kommt. Hören Sie dagegen eine deutliche Anhebung, dann kommt das Signal aus dem Woofer in etwa phasenverkehrt zu den Lautsprechern am Hörplatz an. Lassen Sie in dem Fall die Phase gedreht.
Das dritte und letzte mögliche Szenario ist, dass das Umlegen des Phasenschalters schlicht keinen nennenswerten Unterschied macht – daran erkennen Sie, dass sich Subwoofer und Lautsprecher an dieser Position nicht effektiv unterstützen. In diesem Fall ist es am besten, wenn Sie den Subwoofer an einer anderen als der eingangs markierten Positionen aufstellen – das Ziel ist es, eine Stelle zu finden, an der der Unterschied zwischen gedrehter und nicht gedrehter Polarität so groß wie möglich ist; in der lauteren Stellung greifen die Zahnräder richtig ineinander und die Basssignale addieren sich effektiv auf. Hat Ihr Subwoofer einen stufenlosen Phasenregler, haben Sie an dieser Stelle wesentlich leichteres Spiel: Stellen Sie die Phase einfach auf den Wert, auf dem der Bass am lautesten ist: In dieser Stellung wird am Hörplatz die volle Tieftonenergie übertragen und der Subwoofer muss keine unnötig hohen Hübe leisten.
Und nun lassen wir ihn verschwinden
Der häufigste und offensichtlichste Fehler bei der Subwoofer-Einstellung ist es, diesen so einzustellen, dass er hörbar zusätzlichen Bass erzeugt. Eine alte Akustiker-Weisheit besagt, dass Anfänger den Subwoofer um 12 Dezibel zu laut einstellen, Profis „nur“ um 6 Dezibel. Richtig eingestellt ist er dann, wenn man am Hörplatz nicht merkt, dass er da ist. Dass alles passt, merken Sie daran, dass beim Ausschalten des Subwoofers nicht die Klangbalance kippt, sondern die Bühne scheinbar in sich zusammenfällt. Und um an diesen Punkt zu gelangen, brauchen Sie ein weiteres Referenzstück – und zwar eines, das am besten keinen auffälligen Bass enthält. Auch das mag nicht intuitiv sein, hat aber gute Gründe: Bassanteile variieren von Aufnahme zu Aufnahme massiv, weshalb es extrem schwer ist, nach dieser Maßgabe ein aussagekräftiges Eichmaß zu finden. Außerdem sollte man wie erwähnt bei der Einstellung des Subwoofers nicht auf den Bass, sondern auf die Bühne und Tonalität im Ganzen achten. Und das geht am besten mit Stimmen.
Die Kunst besteht nun darin, das richtige Zusammenspiel zwischen Übergangsfrequenz und Pegel zu finden. Suchen Sie sich eine gute Aufnahme mit zentral platzierter Stimme und möglichst minimaler Begleitung. Meine Empfehlung: „Breathlessly“ von Dianne Reeves im Duett mit Joe Williams (The Grand Encounter): Hier haben wir eine Frauen- und eine Männerstimme, die jeweils unterschiedliche Tonlagen abdecken. Stellen Sie die Übernahmefrequenz zunächst 10 Hertz über der unteren Grenzfrequenz Ihrer Lautsprecher ein – reichen Ihre Schallwandler bei minus drei Dezibel bis 40 Hertz hinunter, sind 50 Hertz ein guter Startwert. Stellen Sie anschließend den Pegel so ein, dass am Hörplatz beide Stimmen natürlich und voll klingen und körperhaft im Raum stehen, ohne aufgedickt oder überlebensgroß zu wirken. Ist das erreicht, haben Sie den richtigen Pegel gefunden – jetzt beginnt der kniffligere Teil: die Suche nach Noten, die aus der Reihe tanzen.
Wenn das Stück über die gesamte Laufzeit hinweg schlüssig spielt, haben Sie auf Anhieb die passende Trennfrequenz erwischt und können sich jetzt schon selbst zu einem richtig eingestellten Subwoofer beglückwünschen. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird ebendas jedoch nicht der Fall sein, und bei einzelnen Tonhöhen werden die Sänger entweder ein wenig schwach auf der Brust oder aber zu voluminös wirken. Das regeln Sie mit der Übernahmefrequenz weg – bei einem Fehl auf bestimmten Frequenzen heben Sie sie an, ansonsten senken Sie sie ab, bis die Aufnahme tonal durchgehend auf den Punkt spielt. Und damit ist die Einrichtung komplett. Rücken Sie sich Ihren Lieblingssessel schön zurecht, legen Sie eine Ihrer Lieblingsaufnahmen ein und genießen Sie nun einfach die Musik – Sie haben es sich redlich verdient.