FIDELITY Feedback: Mozart, Schubert, Lanner – Mein Wien, My Vienna
Was für eine Klarinetten-Dynastie! Der Vater, Ernst Ottensamer, Solo-Klarinettist bei den Wiener Philharmonikern, der ältere Sohn, Daniel Ottensamer, der Nachfolger seines Vaters in dieser Position, der jüngere Sohn, Andreas Ottensamer, Solo-Klarinettist der Berliner Philharmoniker. Da verwundert es nicht, dass sich die Tonträgerindustrie gerade auf die beiden Söhne stürzt und sie mit Exklusivverträgen ausstattet. Während Andreas Ottensamer bei der Deutschen Grammophon untergekommen ist, präsentiert nun Daniel Ottensamer bei Sony Classical ein erstes umfangreiches Recital mit dem rührigen Titel Mein Wien, My Vienna.
Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: ein ärgerliches, weil vom Repertoirewert vollkommen unnützes Album. Da wird alles zusammengeschustert, was irgendwie nach Wien riecht, selbst wenn es für Klarinette erst neu arrangiert werden musste. So finden sich dann Schubert-Lieder und Lanner-Tänze in Fassungen für Klarinette und Orchester, vorgetragen in bester Virtuosentradition des 19. Jahrhunderts, und als einzige ernsthafte Originalkomposition Mozarts Klarinettenkonzert, das aber in seiner apollinischen Konstruktion so gar kein Wiener Idiom mit sich bringt und von Ottensamer technisch absolut perfekt, aber ohne wirklich neuen künstlerischen Impuls, weder bei der Phrasierung noch in puncto Artikulation, vorgetragen wird. Paul Goodwin und das Mozarteum Orchester Salzburg begleiten ebenso tadellos wie uninspiriert. Insgesamt eine Häppchen-CD für den Kaffeekranz am Sonntagnachmittag. Braucht man das?