FIDELITY Feedback: DJ Koze – Reincarnation Pt.2
„Nuttenjobs“, so nennt scheinbar verächtlich der Hamburger Stefan Kozalla aka DJ Koze seine Remix-Aufträge in Interviews. Und auch hier weiß man nicht, ebenso wie bei den musikalischen Texturen seiner Mixes, wie hoch der Anteil an Ironie und Sarkasmus ist, den Kozalla seinen Aussagen und Produktionen beifügt.
Immer wieder kokettiert er auch mit seinen ganz außerordentlichen musikalischen und produktionstechnischen Fähigkeiten, etwa in der wiederholten Behauptung, er könne eigentlich nichts anderes außer remixen. Wahrscheinlich gehört einfach eine gehörige Portion staubtrockenen norddeutschen Humors zu Kozalla, der ihn beständig begleitet. Grandios etwa der Moment, wenn er in einem Herbert-Remix in schlechtestem Denglisch sich selbst als weltbesten Remixer abfeiert, während im Hintergrund die Musik des anderen Remix-Gottes Matthew Herbert durch den Häcksler gezogen wird.
Gleichwohl offenbaren seine Interviews und Produktionen doch einen ernsthaften Kern seiner Arbeitsweise. Nie versucht er als DJ Koze krampfhaft Clubtauglichkeit herzustellen, insbesondere dann nicht, wenn die Originale ohnehin aus einem eher artifiziellen Elektrobereich stammen. Auch sind es wiederholt melodische Linien, die Koze anziehen, daher die Prominenz vieler Vocals auf Reincarnation Pt. 2. Das Erstaunliche an den Alben des Hamburgers ist immer wieder, dass konzeptionell durchdachte und sich eindeutigen Marktstrategien verweigernde Produktionen letztlich doch auch einen kommerziellen Erfolgsweg bestreiten können.