Escape P9
„Ich will feiern“
– Sven Väth
In aller Kürze:
Die Escape P9 ist für mich die mit Sicherheit (hi)fidelste und vielseitigste Outdoor-Box, die ich bislang erleben durfte. Stellen Sie Getränke kühl und genießen Sie die Party!
Wer nach musikalischer Untermalung zu Grill-, Garten-, Pool- oder sonstigen Partys verlangt, findet in den Elektromärkten der Republik eine Unmenge an Bluetooth-Lautsprechern. Meist mit viel Wumms, oft mit fragwürdiger Lightshow und gelegentlich auch in martialischem Tarnfleck-Style. Doch selten mit angenehmem Klang und elegantem Äußerem. Hier sorgt das belgische Start-up Escape, das sich hierzulande im Vertrieb von Sonoro befindet, für Abhilfe der stilvollen Art.
Es stehen zwei unterschiedlich große Escape-Modelle zur Wahl, wobei das kleinere Modell P6 entweder rein per Bluetooth angesteuert oder als Air-Modell direkt in ein vorhandenes Netzwerk integriert werden kann. Doch wir wollen uns hier nicht mit „Kleinkram“ aufhalten, für die anstehende Party zum ersten Mai wurde mir freundlicherweise eine P9 inkl. des M1 Air-Modul überlassen, um unseren Hof adäquat zu beschallen. Zwar fällt die P9 theoretisch in die Klasse der mobilen Outdoor-Lautsprecher, knapp 13 Kilo Gewicht in Kombination mit den Abmessungen eines mobilen Klimageräts sorgen allerdings dafür, dass man das All-in-one-System nicht mal eben in den Rucksack stopfen und mit an den Badesee nehmen kann. Wer auf die stilvolle Beschallung beim Sonnenbad dennoch nicht verzichten mag, der findet einen schicken, stabilen Hartschalen-Trolley im Zubehörshop von Sonoro. Doch auch ohne die Luxus-Sackkarre lässt sich die P9 gegebenenfalls an den gewünschten Einsatzort bewegen.
Der stabile Handgriff aus dickem Aluminium erinnert haptisch an alte PA-Endstufen und schützt im Extremfall das darunterliegende Bedienfeld vor umherfliegenden Maßkrügen oder ähnlichem Partyzubehör. Sollten sich niederschlagende Flüssigkeiten absolut nicht vermeiden lassen, darf man beruhigt sein – sämtliche Bedienelemente wurden unter einer soften Gummileiste verborgen. Anschlüsse für externe Quellen sind zu beiden Seiten unter dicken Dichtungen vor allen Eventualitäten geschützt. Wer das Bedienfeld ausklickt, findet darunter ein maßgeschneidertes Fach, in dem sich der Escape M1 Air verstauen lässt, ein Wireless-Streamer, der sich mit dem Heimnetzwerk oder smarten Devices vernetzt und der P9 ein Tor nach draußen öffnet: Ob Tidal, Spotify, AirPlay, Chromecast oder Roon – es ist so ziemlich alles an Bord, was das weltweite Web-Gewirr einem audiophil gestimmten Nutzer zu bieten hat.
Über den Betriebszustand informiert die P9 mittels wechselnder Farben ihrer Tasten. Erst wenn alles konsequent weiß leuchtet, befindet sich die Anlage im optimal vernetzten Betriebszustand. Die Einrichtung über die hauseigene App funktioniert spielerisch, die Bedienoberfläche gibt sich aufgeräumt und selbsterklärend. Neben den gewohnten Settings finden sich auch verschiedene Klang-Optionen an Bord, seien es ein fünfbändiger Equalizer, die Wahl zwischen (enger) Direct- oder Wide-Abstrahlung (breites Stereofeld) sowie unterschiedliche Presets für drinnen und draußen. Die P9 lässt sich also in unterschiedlichsten Umgebungen domestizieren und in verschiedenen Setups konfigurieren und wird so zur zuverlässigen Gefährtin für alle Lebenslagen.
Als Omnidirektstrahler ist die Escape primär zur Einzelhaltung konzipiert. Via Bluetooth (die Audioverbindung zum Smart Device bleibt dabei erhalten) lässt sie sich gegebenenfalls auch zum Stereopaar vernetzen. Ihr knapp 80 Zentimeter hohes Gehäuse aus ebenso witterungs- wie tollpatschresistentem Spritzkunststoff bietet ein Zuhause für gleich vier Dreizoll-Breitbänder, die sich fünf Liter Gehäusevolumen teilen. Die vier Chassis strahlen gleichmäßig nach allen Seiten und sorgen so für kristallklaren Rundumklang mit überraschender Fülle im Stimmbereich und recht „punchigem“ Kickbass-Bereich. Ein acht Zoll großer Subwoofer strahlt von unten gegen das Gehäuse der Breitbänder und verteilt seinen Anteil am Geschehen mittels einer konvexen Linse gleichförmig in alle Richtungen. Das unter den Breitbändern angeordnete Gehäuse – faktisch der Fuß der P9 – bietet dem Woofer immerhin 15 Liter Spielvolumen.
Ein brauchbarer Gag am Rande ist die Metallstrebe mitten in der Reflexöffnung. Hier lässt sich die „Neuner“ mittels Drahtseil und stabilem Schloss gegen ungewollte Standortveränderung schützen. Ein Feature, das die Escape-Modelle auch für den professionellen Einsatz in der Gastronomie oder bei missgünstiger Nachbarschaft empfiehlt. Vier Standfüßchen sorgen für den nötigen Abstand zwischen Bassport, Sicherung und Untergrund. In der Bodenplatte findet sich, verborgen unter einer wasserdicht verschraubten Platte, der leistungsstarke Akku. Escape spricht von gut sechzehn Stunden Spielzeit bei „moderatem“ Pegel. Mein Junior kam im praktischen Härtetest, sprich Outdoor-Party zum ersten Mai, unter bisweilen ekligen Witterungsbedingungen auf respektable neun Stunden in forcierter Gangart, ehe die P9 wieder an die Stromleine musste. Der Ladeanschluss versteckt sich unter einer Gummiabdeckung in der Bodenplatte, was die Wetterfestigkeit der P9 im Lademodus einschränkt. Doch zum Glück sind neun Stunden Dauerregen in unseren Breitengraden bestenfalls während des Wacken-Festivals zu erwarten. Und wo wir davon sprechen: Selbst dort sollte man mit der Escape auf sich aufmerksam machen können. Denn die P9 klingt nicht nur bei moderaten Pegeln superb. Sie kann, wenn gefordert, auch richtig laut und mit heftig Schub musizieren. Nominell klingen ihre 100 Watt nach nicht übermäßig viel Leistung, zumal sich diese auf fünf Chassis verteilen. Doch mittels cleverer Algorithmen rechnen sich zwei 24-Bit-Prozessoren den Frequenzgang passend, verteilen alles auf die Breitbänder und korrigieren den „Raum-“ bzw. „Umgebungsklang“ im selben Aufwasch mit.
Genauso durchdacht wie die Software wurde auch die Hardware des Aktivmoduls gefertigt. Die Hauptplatine ist pickepackevoll mit Elkos, dicken Kühlkörpern und einer ganzen Tüte voller Chips in der Geschmacksrichtung Silizium. Alle Bauteile, die sich anfällig gegenüber mechanischen Schwingungen zeigten, wurden mit einer weißen Klebemasse ruhiggestellt. Somit ist die Escape optisch, technisch, haptisch und klanglich auf der Sonnenseite. Der überaus transparente, je nach Einstellung mal ätherisch-leichtfüßige, mal knackig-sonore Klang lässt die P9 zur perfekten Untermalerin für laue Sommernächte werden. Rücken dann Uhrzeit und Volumenregler Richtung Unvernunft, vermag es die Escape, auch größere Flächen mit adäquatem Pegel zu versorgen.
Info
Komplettanlage Escape P9
Konzept: omnidirektionaler Bluetooth-Outdoor-Lautsprecher mit optionalem Streamingmodul
Bestückung: 4 x 3“-Breitbänder, 8“-Subwoofer
Frequenzbereich: 20 Hz bis 20 kHz
Leistung: 100 W insgesamt
Eingänge, Anschlüsse: Bluetooth, USB-Audioeingang (Datenträger u. a.), 2 x AUX-In (3,5-mm-Klinke)
Besonderheiten: spritzwassergeschützt, Bedienung über Escape Remote App, Bluetooth Twin Modus zur Verbindung von zwei Escape P9, internes Ladesystem (240 V, 50 Hz)
Optionen: Escape M1 Air-Modul (integrierbarer Wireless-Netzwerkspieler mit Zugriff auf AirPlay, Chromecast, Roon, Spotify, Airable und viele weitere Web-Musikdienste)
Ausführungen: Schwarz, Weiß, Tan
Maße (B/H/T): 73/22/22 cm
Gewicht: 12,3 kg
Garantiezeit: 5 Jahre
Preis: um 1200 €
Kontakt
Sonoro
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