Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht was Bess’res findet.
Irgendwann Ende des letzten Jahrtausends kamen findige Hersteller auf die glorreiche Idee, den CD-Spieler in mehrere Geräte aufzuteilen. Was beim Verstärker mit Vor- und Endstufe gut funktioniert, sollte doch eigentlich auch im Digitalen Vorteile bringen, schließlich leuchtet jedem ein, dass eine Aufgabe umso besser erfüllt wird, je mehr man sich darauf spezialisiert. Außerdem konnte man auf diese Weise dem Kunden statt einer gleich mehrere Komponenten verkaufen, was die Vermutung nahelegt, dass auch die kaufmännischen Abteilungen an solchen Entwicklungen interessiert waren. Die Highender nahmen die Geräte begeistert auf, hatten sie doch damit eine neue Spielwiese für sich entdeckt: Rein technisch verursacht die Trennung von Laufwerk und Wandler nämlich mehr Probleme, als sie löst, sodass sich einige Entwickler kopfschüttelnd dem Trend versagten. Die anderen nutzten die S/PDIF-Schnittstelle, um Daten und Takt in einem gemeinsamen Protokoll zu verknüpfen. Die Kopfschüttler kamen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus, denn trotz besserer Alternativen (etwa BNC) nutzte man in der Regel die technisch ungeeignete Cinchverbindung. RCA-Kabel waren eben reichlich im Umlauf, und so konnten die Käufer sofort loslegen – und entdecken, dass das Ganze zwar irgendwie funktionierte, der Klang aber nicht automatisch besser wurde. Es folgte die Erkenntnis, dass man für die Verbindung der Komponenten bessere Digitalkabel benötigt. So entstanden gleich mehrere Baustellen, die es fortan mit entsprechenden Produkten zu bedienen galt. Kreative Ingenieurskunst …
Eigentlich war damit die Welt in Ordnung, doch leider funktionierte die Paarung von beliebigen Laufwerken mit beliebigen Wandlern bisweilen mehr schlecht als recht. Als Ursache wurde der Jitter entlarvt, jenes mystische Phänomen, das es dem Digital-zu-Analog-Wandler erschwert, ein übertragenes analoges Signal zum richtigen Zeitpunkt als digitale Null oder Eins zu interpretieren. Vielleicht könnte man das vom Laufwerk ausgesandte Digitalsignal verbessern, um so dem Wandler seine Arbeit zu erleichtern? Das war die Geburtsstunde des „Jitter-Killers“. Und noch ein neuer Baustein, mit dem sich der Klang der heimischen Anlage verändern lässt. Besser oder nur anders, das war auch in diesem Fall die so oft in unserem Hobby entscheidende Frage, die gar nicht so einfach zu beantworten war. Denn je nach Charakter des Jitters kann auch ein höherer Jitterwert vom Hörer als Verbesserung empfunden werden. Beispielsweise, wenn zu scharf klingenden Lautsprecherboxen dadurch etwas Wärme eingehaucht wird. Es bestand jedoch die Gefahr, dass sich der Highender mithilfe seines neuen Helferleins in eine klangliche Sackgasse manövrierte, aus der er lange nicht wieder herausfand. In diese Falle sind damals einige meiner Leidensgenossen getappt. Einer der meistverbreiteten Jitterkiller jener Zeit, in fast allen Gazetten positiv getestet, fiel in einem englischen Magazin krachend durch. Dort hatte man gemessen, statt nur zu lauschen – und dabei stellte sich heraus, dass das Gerät den Jitter versiebenfachte, statt ihn zu beseitigen.
Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt, nur weil es irgendjemand behauptet. Wir sind gut beraten, unsere Gerätschaften von Zeit zu Zeit kritisch zu hinterfragen.