English Electric EE1 Network Noise Isolator
Dieses Ding ist nicht das Allheilmittel für alle Klangprobleme. Aber es kann den Unterschied ausmachen zwischen großem Hörgenuss und beständiger Qual. Um das Ausprobieren kommt man beim EE1 von English Electric nicht herum. Warum man sich die Zeit für das clevere kleine Kästchen nehmen sollte – wir haben die Antworten.
In aller Kürze:
Der English Electric EE1 Network Noise Isolator kommt aus bestem Hause und kann in problematischen Konfigurationen das Zünglein an der Waage spielen, wenn es um Störfrequenzen geht.
Es hat ja so kommen müssen. Das ist die Quittung für mein loses Mundwerk. Wenn ich mal wieder einen monströsen CD-Player oder eine kühlschrankgroße Endstufe die Wendeltreppe in meine Wohnung hinaufgeschleppt habe, schreie ich regelmäßig nach einer Sonderedition dieser Zeitschrift namens „MINIDELITY“. In der soll es, so meine ketzerische Idee, nur Tests von klitzekleinen Geräten zu ebenso handlichen Verkaufspreisen geben. Und haargenau ein solches war vor ein paar Tagen in der Briefpost. So lang wie mein Zeigefinger, wenige Gramm schwer, mit zwei Ethernet-Buchsen an den Enden. Beigefügt ein passendes, sehr kurzes Kabel, dessen türkisfarbene Stecker es als das „C-Stream“ der britischen Chord Company ausweisen.
Warum auf dem Kästchen dann ein großes „E“ prangt und in der kleingedruckten Herstellerbezeichnung die Rede von einem Hersteller namens „English Electric“ ist? Nun, das ist die ziemlich neue zweite Marke der Chord Company. Und dass die geschaffen wurde, geht auf ein uraltes Agreement, einen Nichtangriffspakt unter Gentlemen zurück. Wer die britische HiFi-Szene kennt, der weiß, dass es auf der Insel zwei voneinander unabhängige Firmen namens „Chord“ gibt. Während Chord Electronics sich auf Geräte wie Verstärker kapriziert hat, konzentriert sich die Chord Company auf Kabel und alles, was damit zu tun hat. „Das Agreement besagt ganz klar, dass Chord Electronics nie ins Kabelgeschäft einsteigt und die Chord Company im Gegenzug keine Elektronik herstellt“, weiß Mika Dauphin vom deutschen Chord-Company-Vertrieb 3H.
Der EE1 könnte freilich als Verstoß gegen das Abkommen ausgelegt werden, denn zwischen den streng galvanisch getrennten Ethernet-Buchsen des als Netzwerk-Verbesserer gedachten Kästchens werkelt ein kleiner Prozessor, dessen Spezifikationen der Hersteller geheim hält. Deshalb wurde für den Abstecher in die HiFi-Grauzone, den nicht ganz neuen Flirt mit der Welt des Computer-Audio die Marke English Electric ins Leben gerufen. „Der Name war frei“, erklärt Mika Dauphin und lässt keinen Zweifel daran, dass es keine Verwechslungsgefahr geben darf und soll.
Die volle Typenbezeichnung lautet „EE1 Network Noise Isolator“ und umschreibt ganz gut die Aufgabe des mit 379 Euro in bezahlbaren Regionen angesiedelten Zubehörteils: (Hochfrequenten) Netzschmutz aus dem Signal herausfiltern und somit im idealen Fall auch den Klang von jenen Anteilen säubern, die nicht zuletzt angesichts der zunehmenden Digitalisierung in praktisch allen Netzwerken ihre schädliche Wirkung entfalten – irgendwer stört praktisch immer über irgendeinen Weg. „Der passive Aufbau wandelt Störfrequenzen in Wärme um“, verspricht der Hersteller.
Und da kommt mein High-End-Kumpel Klaus ins Spiel, der einen Raum seiner Altbauwohnung im Fürther Norden schon vor geraumer Zeit zum Hörstudio umgebaut hat. Hier hat er, dem Dogmen und Systemstreitigkeiten schon lange egal sind, eine Kette aufgebaut, die das Musikhören von praktisch allen Quellen ermöglicht – vom Masse-Plattenspieler bis zur Festplatte. Als Zuspiel-Laptop dient derzeit ein Asus P5Q mit zugehöriger HDAV-1.3-Soundkarte. Verstärkt wird über eine betagte, aber sorgsam revidierte AVM-Vorstufe von 1985, ein gepflegtes „Showcase“ von Krell und die klassische Endstufe Mark Levinson No. 332. Und weil Klaus ein Freund minimalistischer Aufbauten ist und seine Hornlautsprecher gerade neue Plasmatreiber bekommen, werkelt in dem 50-Quadratmeter-Hörraum aktuell – der Räumlichkeit und Verfärbungsfreiheit halber – ein Pärchen Heco-Monitore vom Typ SAT 206.
Diese Kette spielt mit erstaunlichem Druck, „kann“ Klangfarben und Tiefenstaffelung und gefällt mit absoluter Neutralität. Ehe der EE1 mit möglichst kurzen Kabelverbindungen eingeschliffen wurde, maßen wir ihn durch und stellten fest, dass er die Masse nicht durchreicht. „So ist das auch gedacht“, betont Mika Dauphin. Es gehe darum, vagabundierende Frequenzen um die 100 Kilohertz und höher aus dem Signalweg zu kicken, „auf den letzten Zentimetern den Dreck herauszufiltern“, wie es Dauphin augenzwinkernd umschreibt.
In der Klaus-Konfiguration wurde es allerdings schwer, Unterschiede herauszuhören, ob von der Festplatte nun Joni Mitchell mit großem Orchester ins Zimmer kam, Malia mit Boris Blank funkte und jazzte oder Gustav Mahlers Achte auf dem Programm stand. Blindtests gingen schief. Was nicht zuletzt daran liegt, dass Klaus in seinem Altbau einiges getan hat, den Limitierungen der Stromversorgung ein Schnippchen zu schlagen und hier für unbedingte Stabilität und Störungsarmut zu sorgen. Der Mann verdient sein Geld als selbstständiger IT-Berater und ist von daher auf das fehlerfreie Funktionieren seines Equipments zwingend angewiesen. Der EE1 hatte schlicht nichts zu tun.
Andere Erfahrungen machten die Kollegen in der Oberhachinger Redaktion, wo der EE1 je nach Konfiguration der Testkette zum Teil für sehr deutliche Klangunterschiede unter anderem in Richtung mehr Kontur und stabileren Bassbereich sorgte. Deswegen sei Interessierten dringend ans Herz gelegt, den English Electric EE1 Network Noise Isolator in den eigenen vier Wänden auszuprobieren. Die Wahrscheinlichkeit besteht, dass eine kleine Klangsonne aufgeht. Und wer das Spiel weitertreiben will: Bei English Electric alias The Chord Company gibt es auch Netzwerk-Switches mit acht Ausgängen.
Info
LAN-Noise-Isolator English Electric EE1
Konzept: Netzwerk-Isolator mit einem galvanisch getrennten Ethernet-Ein- und -Ausgang
Anschlüsse: je ein LAN-Ein- und -Ausgang
Maße (B/H/T): 6,5/2/3 cm
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 379 € (inkl. Netzwerkkabel C-Stream der Chord Company)
Kontakt
DREI H
Mika Dauphin
Kedenburgstraße 44, Haus D/1. OG
22041 Hamburg
Telefon +49 177 6170123
mika.dauphin@3-h.de
Mitspieler
Laptop: Asus P5Q mit Soundkarte HDAV 1.3
Netzwerkplayer/DAC: Esoteric N-01XD
CD-Player: Mark Levinson No. 390S
SACD-Player: Pioneer PD06
Plattenspieler: Clearaudio Concept Signature, Grundig PS 4500 mit Shure Ultra 500
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S
Vollverstärker: Unison Simply Italy
Endverstärker: Mark Levinson No. 332
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, SoundSpace Systems Aidoni, Heco SAT 206
Kabel: u. a. in-akustik, AudioQuest, Silnote Audio, Chord Company