Studiohersteller EMT wendet sich – ganz untypisch – highendigen Kabeln zu. Mit ebenso untypischen Lösungsansätzen.
In Russland war’s. Jules Limon, Kopf und Herz von EMT, fuhr zu einem Kunden, um dessen neue Anlage einzustellen. Doch trotz der bekannten und erlesenen Zutaten – u. a. die fantastische EMT-Vorstufe JPA 88 und der Tonabnehmer JSD Gold – wollte es nicht so recht klingen. Limon rückte und steckte, versuchte dieses und jenes, bis schließlich das eingesetzte Phonokabel in den Fokus rückte. Limon wechselte zu einem eigenen Kabel, und siehe da: Die Sonne ging auf. Dem Kunden war dieses Ergebnis zwar gar nicht so recht, weil sein eigenes Kabel doch so schön teuer und so schön dick war, gestand aber ein, dass die Strippe von EMT einfach besser klang. Dieses Erlebnis, so Limon, hat dazu geführt, dass sich EMT auch einmal ausführlicher mit Kabeln beschäftigte. Genauer gesagt: mit einem Phonokabel.Handfeste Akribie
Da sich Jules Limon sowohl als Querdenker als auch als Perfektionist versteht, der nichts dem Zufall überlassen möchte, machte er sich erst einmal daran, geeignete Messmöglichkeiten zu entwickeln, um neben Widerstand, Kapazität und Induktivität noch weitere für Kabel relevante Parameter darstellen zu können. Limons Meinung nach hat Mikrofonie einen großen klanglichen Einfluss auf Kabel. Während jedoch Mikrofonie-Effekte bei Röhren häufig und leicht nachvollziehbar zu einem „farbigen“ und „weiträumigen“ Klangbild führen, soll dieser Effekt bei Kabeln deutlich schwerer zu fassen sein. Mittels Schwingerreger von Brüel & Kjær stellte Limon die Mikrofonie-Einflüsse nach, mittels FFT(Fast Fourier Transform)-Analysen maß er die „Eigengeräusche“, die das Kabel bei Fremderregung entwickelte. Und siehe da – es fand sich was. Die Messungen, die er uns vorlegte, sehen eindrucksvoll aus, lassen sich aber hier im Hause nicht ohne Weiteres nachstellen. Auf den Schrieben ist jedoch klar erkennbar, dass sich EMTs neues Phonokabel JPC2R deutlich weniger anregen lässt als diverse Konkurrenzprodukte. Limons nachvollziehbarer Schluss: Wenn ein Kabel weniger Eigengeräusche produziert, lässt es feinste Details besser passieren. Man brauche dann lediglich noch ein gutes Leitermaterial und gute Verbindungen; Letztere fand man übrigens bei Van den Hul (SMEAnschluss) respektive Ensemble (Cinch-Stecker).
Vollkommen stressfrei
Das EMT JPC2R wird standardmäßig in einer Länge von zwei Metern geliefert. Limon möchte damit dem oft zu beobachtenden und gefürchteten Kabelknicken an den Steckern vorbeugen. Motto: Lieber ein paar Zentimeter zu viel, als das kostbare Kabel über Gebühr zu stressen. Aber wie klingt es denn nun? Kurz gesagt: im allerbesten Sinne gar nicht. Der erste und auch bleibende Eindruck von praktisch perfekter Homogenität und Geschlossenheit kommt wohl daher, so meine Vermutung, dass die meisten anderen Kabel im Vergleich zum EMT etwas „machen“. Denn auch mit unterschiedlichen Abtastern diverser Preislagen und verschiedenen Phonovorstufen konnte ich dieses Kabel klanglich nicht einkreisen. So gesehen: eine perfekte Vorstellung.