Electronica: Larry Heard – Alien
Der 1960 geborene Larry Heard gilt seit den 1990er Jahren als einer der wesentlichen Mitbegründer des Chicago House und des Deep House. Mit Jazz und Motown musikalisch sozialisiert, hat sich Heard über die Fusion-Szene zu einem der elektronischen Pioniere Chicagos vorgearbeitet und dort als „Mr. Fingers“ für Furore gesorgt. Die vorliegende Aufnahme ist das Reissue einer Produktion, deren Qualität erst mit dem historischen Abstand von 18 Jahren deutlich wird. Damals eher mittelmäßig erfolgreich, liegt das Album Alien nun remastert vor, erstmals auch als Doppel-Vinyl.
Alleviated records, 2014
Mit seinen lustigen Tracktiteln aus dem Bereich der Science-Fiction startet Heard eine großartige Reise durch Raum und Zeit an die Schnittstelle von analoger und digitaler Produktion, an die Grenze zwischen Trance und House und an wenigen Stellen auch zwischen Fusion und Breakbeat. Das klingt in der hervorragend aufbereiteten Fassung grandios fett und hemmungslos affirmativ. Da scheppert nichts und es werden keine apokalyptischen Bedenken vorgetragen – es ist schlichtweg der „Dance of Planet X“, um einen der Tracks stellvertretend zu nennen. Auch wenn die aktuelle elektronische Musik an ganz anderen Stellen angekommen ist und die Szene sich immer weiter fragmentiert und spezialisiert hat, ist Alien ein wunderbares Zeugnis dafür, wo man Mitte der 1990er Jahre stand – wahrlich nicht der schlechteste Standpunkt. Man munkelt, dass Larry Heard gerade dabei ist, seine musikalische Vergangenheit aufzuarbeiten und neu herauszugeben; hoffen wir, dass es sich dabei nicht nur um ein Gerücht handelt – mit Heard unternimmt man gerne Zeitreisen in musikalische Vergangenheiten.
