Electronica: Eno/Hyde – High Life
Kein Jahrzehnt ohne Brian Eno, sei es als Komponist oder als Produzent – so liest sich die Popgeschichte der letzten 40 Jahre. Nach all den Jahren wird Eno nicht müde, neue musikalische Koalitionen zu schmieden. Jüngstes Kind ist die Zusammenarbeit mit Underworld-Gitarrist Karl Hyde, mit dem er nun bereits das zweite Album innerhalb kurzer Zeit vorgelegt hat.
High Life erinnert zunächst ungemein an die Talking Heads – zumindest an die Heads instrumental und gnadenlos auf Speed gesetzt. Wie in einem Rausch werden einem im Opener des Albums die polyrhythmischen Beats um die Ohren gehauen, so zappelig und nervös, dass man lieber nicht wissen möchte, welche Pillen die beiden Musiker da eingeworfen haben. Hinzu kommt, dass die meisten Nummern eine Länge von sieben bis neun Minuten haben, so dass erst gar keine Chance besteht, aus diesem Tunnel zu entkommen. Aber auch die größte Menge Speed erschöpft sich einmal, und Eno entsinnt sich seiner Ambient-Tradition, die ihn seit der legendären Music For Airports als zweites Markenzeichen begleitet. „Cells And Bells“ als letztes Stück des Albums ist ein solch statisches Stück, dass Eno/Hyde allerdings mit einem wahrlich untergründigen Drone-Sound unterlegen, dass auch hier keine richtige Entspannung aufkommen kann, eher rinnt der Angstschweiß die Schulter hinunter. War der Vorgänger Someday World noch ein wenig ziellos angelegt, so haben Eno und Hyde nun zu einem kongenialen Duo zusammengefunden, das 40 Jahre musikalische Erfahrung tief ins Jetzt hineinkatapultiert.