Ein paar Gedankensplitter zur High End München 2016
Eine Messe wie ein summender und schwirrender Bienenstock – und damit nicht unbedingt etwas zum Probehören der Geräte, die einen interessieren. Zumal manche ihre brandheißen Neuheiten zwar mitgebracht, aber nicht zu spielfähigen Ketten zusammengebaut haben und es deshalb beim Anschauen bleiben muss. Persönliche Neugier und Besitz der „Music-Link“-Urahnen trieben mich zum Atrium-Abteil von Denon/Marantz. Hier waren nicht nur der kleine Marantz-Schaltverstärker HD-AMP1 und der noch eine Nummer winziger ausgefallene HD-DAC1 aus der neuen „Music-Link“-Linie zu besichtigen, sondern auch ein designmäßig zum Verstärker passender Player namens HD-CD1. Um die (mangels Anschluss noch nicht zu beurteilende) Klangqualität hat sich dem Vernehmen nach Marantz-Klangguru Ken Ishiwata gekümmert. Bleiben nur zwei Fragen: Warum hat man dem kleinen CD-Spieler, der im Spätsommer in die Geschäfte kommen soll, nicht gleich ein SACD- oder Universal-Laufwerk spendiert, um alle die hochauflösenden Formate direkt vom Tonträger spielen zu können, die der Amp und der DAC beherrschen? Und wie schafft es Marantz, die späten „Music-Link“-Nachkommen so billig anbieten zu können. Der Vollverstärker in noblem Finish und mit diversen Anschluss-Optionen kostet gerade einmal 1099 Euro, der CD-Player soll sogar für freundliche 599 Euro den Besitzer wechseln – die originalen „Music-Link“-Geräte schwebten damals im mittleren vierstelligen DM-Bereich herum. Da darf man wirklich gespannt sein und auf ein High-Res-Abspielgerät warten.
Ein solches hatte auch der kanadische Cellist dabei, der auf der hifideluxe zum Wettkampf gegen sich selber antrat – und natürlich siegte: Vincent Bélanger, der bei Audio Note zeigte, wie überaus authentisch aufgenommene Musik im Vergleich mit live gespieltem Stoff klingen kann. Als besonderes Schmankerl hatte der Frankokanadier mit dem lustigen Englisch die „Master File“ der von ihm erst kürzlich hochaufgelöst eingespielten Fünften Cellosuite Johann Sebastian Bachs dabei. Bélangers erfrischend undogmatische, sehnig-sportive Deutung des (zu) oft gespielten Werks macht den Künstler zum Geheimtipp auch und gerade für Bach-Fans – mehr davon!
Ansonsten konnte ich mich des Eindrucks nicht vollends erwehren, dass HiFi-Konstrukteure derzeit ein Faible für Extreme haben: Entweder ist die Wiedergabetechnik ultrakompakt und durch die entsprechend hohe Packdichte der Schaltungen bisweilen entsprechend störempfindlich – oder der Hörtester wird von einer Phalanx Kühlschränke empfangen, die sich bei näherem Hinsehen als Vor-Endstufen-Kombination mit beigestelltem Phonoverstärker und ausgelagerten Netzteilen entpuppt. Wer es dann braucht …