Dynavector DV-507 Mk II – Der Grandseigneur
Vor vielen Jahren hatte ich schon einmal einen Dynavector-Tonarm. Dass ich ihn wieder abgeben musste, bedauere ich bis heute.
In aller Kürze
Dynavector DV-507 Mk II: Der Grandseigneur unter den Tonarmen gehört immer noch zur Weltspitze. Er überzeugt mit seinem futuristischen, aber technisch nachvollziehbaren Design ebenso wie mit seinem Klang. Die Stabilität der räumlichen Darstellung ist nach wie vor unübertroffen. Preis um 5500 €.
Es ist keine Übertreibung, wenn man behauptet, dass der Dynavector der wahrscheinlich dienstälteste und zugleich aufsehenerregendste aller sogenannten Super-Tonarme ist. Zumindest wenn man alle Entwicklungsstufen seit seinem Erscheinen im Jahr 1977 bis heute zusammenfasst. Seitdem wurde er mit Auszeichnungen überhäuft und war bis weit in die 1980er Jahre eine Referenz, an der sich die zahlreichen Herausforderer messen lassen mussten.
Die aktuelle Version DV-507 Mk II ist nun auch schon weit über 20 Jahre auf dem Markt und findet nach wie vor ihre Liebhaber. Sehr viele Details wurden im Laufe der Zeit geändert, geblieben ist aber die einzigartige biaxiale Konstruktion. Das bedeutet, dass die Lager für die laterale (horizontale) Bewegung räumlich von den Lagern für die vertikale Bewegung getrennt sind. Laut Dynavector braucht man für die laterale eine sehr große, für die vertikale Bewegungsrichtung dagegen eine kleine Masse. Begründet wurde dies mit zwei Argumenten: Erstens fänden tieffrequente Störungen nur in der Vertikalen und meist mit großer Amplitude statt, sodass hier eine große Masse mit einer wirksamen Dämpfung opportun erschien.
Zweitens sei jedoch eine geringe Masse in vertikaler Bewegungsrichtung für die Wiedergabe von höherfrequenten Signalen von Vorteil, da der kleine Sub-Arm welligen Schallplatten einfach besser folgen könne. Da verwundert es nicht, dass die tatsächlichen Werte für die effektive Masse des DV-507 Mk II immer wieder kontrovers diskutiert werden. Dynavector selbst hüllt sich dazu in Schweigen. Nach meinen Erfahrungen liegt die effektive Masse im Zusammenspiel mit der recht schweren Dynavector-Headshell in lateraler Bewegungsrichtung bedingt durch den mächtigen Hauptarm um die 25 Gramm (sehr schwer) und in der Vertikalen bei circa 12 Gramm (mittelschwer).
Apropos Masse: Der gesamte Tonarm ist mit knapp 1,4 Kilogramm ebenfalls auffallend schwer und bietet sich damit nicht unbedingt als idealer Spielpartner von weich aufgehängten Subchassis-Laufwerken an. Dennoch konnte man ihn früher durchaus auf dem Linn LP12 oder Geräten wie dem Thorens TD 126 beobachten, deren Federn dann allerdings angepasst werden mussten. Für ein modernes Subchassis-Konzept, wie beispielsweise das des Avid Volvere, ist das beachtliche Gewicht – er ist immerhin so schwer wie zwei SME Series V zusammen – kein Problem. Für die heute weit verbreiteten Masselaufwerke, wie etwa den kürzlich vorgestellten Dr. Feickert Analogue Firebird, ist das Gewicht eines Tonarms sowieso meistens irrelevant.
Wer nun vermutet, dass die aus einem sehr schweren Haupt- und leichtem Sub-Arm bestehende Konstellation keinem einzigen Tonabnehmer gerecht wird, der irrt sich. Es sind nicht nur die zweifellos sehr empfehlenswerten Dynavector-Systeme, die von diesem genialen Tonarm profitieren. Selbst solche Exoten wie das mit einer großen Nadelnachgiebigkeit gesegnete The Soundsmith SMMC 4, die recht „biestigen“ Deccas oder das extrem hart gefederte Allnic Audio Puritas Alu – der Dynavector zeigt stets alles, was mit diesen Tonabnehmern möglich ist.
Mitunter sogar mehr als das! Ein zwar sehr spielfreudiges, dafür aber wenig subtiles Audio-Technica AT-95E wird von einem Tonarm der Güteklasse eines Dynavector DV-507 Mk II derartig zur Räson gebracht, dass man sich unwillkürlich fragt, warum man für einen Tonabnehmer überhaupt mehr ausgeben muss. Das bedeutet aber nicht, dass der Dynavector alle Tonabnehmer gleich klingen lässt. Im Gegenteil: Die nun wahrlich subtilen Unterschiede zwischen einem Dynavector DV-XV-1s und DV-XV-1t werden problemlos aufgezeigt. Das liegt daran, dass sich der Japaner keinerlei tonale Blößen gibt. Von den tiefsten Tiefen bis zu den höchsten Höhen – jeder Frequenzbereich wird mit der gleichen Sorgfalt behandelt.
Eine besondere Spezialität ist seine herausragend stabile Raumdarstellung. Ich kenne nur sehr wenige andere Tonarme, die es schaffen, einen derart großen Raum nachzuzeichnen, dabei felsenfest im Basskeller zu stehen und gleichzeitig Solisten offen und frei erklingen zu lassen. Diese Fähigkeit besitzen meines Erachtens sonst nur noch luftgelagerte Tangentialtonarme. Trotz der faszinierenden Kontrolle in den untersten Registern – ein typisches Merkmal schwerer Tonarme – klingt der Dynavector niemals träge oder lahm. Zu meinem Erstaunen versprüht er sogar eher die Lebendigkeit, die viele an leichten Tonarmen so schätzen, ohne dabei ins Nervöse umzukippen. Mit diesen Eigenschaften scheint der DV-507 Mk II also die Theorie von Dr. Tominari zu bestätigen, dass große Masse für die laterale und niedrige Masse für die vertikale Bewegung die beste Lösung zum Erreichen einer perfekten Abtastung der Schallplatte ist.
Deshalb lautet meine Empfehlung: Wenn man bereit ist, 5500 Euro in einen Tonarm zu investieren, dann beschäftige man sich unbedingt auch mit dem Dynavector DV-507 Mk II. Und wenn man sich einmal für ihn entschieden hat, dann gebe man ihn niemals wieder her. Sonst wird man es mit Sicherheit irgendwann bereuen …
Info
Tonarm Dynavector DV-507 Mk II
Konzept: biaxialer Drehtonarm
Besonderheiten: Headshell nach SME-Standard, VTA-Einstellung während des Betriebs, magnetische Dämpfung für die Lateralbewegung
Effektive Masse: keine Angabe
Gewicht: 1380 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 5500 €
Kontakt
SWS-audio GmbH
DYNAVECTOR Deutschland
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