Dr. Feickert Analogue Firebird – Aller guten Dinge sind drei
Vorlieben ändern sich. Tonabnehmer werden ausgetauscht. Tonarme daran angepasst. Das Laufwerk bleibt. Der Dr. Feickert Analogue Firebird bleibt ganz bestimmt!
In aller Kürze
Das Flaggschiff des badischen Herstellers überzeugt mit einem durchzugsstarken Klangbild und vorbildlicher Klangtreue. Die robuste Konstruktion verspricht viele Jahre Freude am analogen Musikgenuss. Preis ab 9990 €
Gerade dann, wenn man sich am Anfang der musikalischen Entdeckungsreise mit den vermeintlich antiquierten Schallplatten befindet, sollte man nicht beim Laufwerk sparen. Aber auch wenn man bereits eine große Plattensammlung besitzt und sich einen neuen, vielleicht sogar endgültigen Plattenspieler zulegen will, gilt es, bei der Wahl des richtigen Laufwerks sorgfältig vorzugehen. Ist die Konstruktion langlebig? Wird einem das Design auch noch in zehn Jahren gefallen? Kann man den Lieblingstonarm montieren? Wie sieht es mit dem Service aus? Genau für solch anspruchsvolle Kunden baut Dr. Feickert Analogue (DFA) seit 2002 seine Laufwerke.
Der in March-Buchheim unweit von Freiburg im Breisgau ansässige Hersteller bietet für den qualitätsbewussten Hörer vier konstruktiv sehr ähnliche Laufwerke, die all diesen Ansprüchen genügen. Das beginnt mit dem kleinen Volare (Test hier), setzt sich mit dem mittleren Woodpecker fort und endet nicht mit dem großen Blackbird (Test hier). Allen gemein ist eine solide, aber dennoch ausgefeilte Technik. Die angenehm unspektakuläre Optik dürfte besonders Liebhaber klassischen Plattenspielerbaus ansprechen. Darüber hinaus sind verschiedene Design- und Technikoptionen verfügbar, sodass der Kunde wirklich ein individuelles Laufwerk sein Eigen nennen kann. Der Firebird, das derzeitige Spitzenmodell von Dr. Christian „Chris“ Feickert, ist da keine Ausnahme. In der Grundversion mit einer Tonarmbasis nach Wahl und in Strukturlack schwarz kostet der Firebird knapp 10 000 Euro. Dabei muss es aber nicht bleiben. So kann man zwischen verschiedenen Furnieren (je um 300 Euro) und Lackierungen (400 Euro Aufpreis) wählen. Auch der Teller lässt sich für 450 Euro mit acht Messinggewichten aufrüsten. Das ebenfalls optional erhältliche Netzteil „Linear“ kostet eigentlich rund 800 Euro, ist aber im Paket mit einem Laufwerk für 700 Euro erhältlich. So „aufgemotzt“ werden für den Firebird also knapp 12 000 Euronen fällig.
Die bereits vom Blackbird bekannte und sehr robuste Konstruktion besteht im Kern aus einem Korpus, der aus mehreren Schichten mitteldichter Faserplatte (MDF) aufgebaut und 59 Millimeter hoch ist. In diesen Block werden anschließend für die Motoren, das Tellerlager, die Elektronik und natürlich die Tonarmaufnahmen entsprechende Hohlräume gefräst. Oben und unten bildet jeweils eine acht Millimeter starke Aluminiumplatte den Abschluss. Diese Sandwichkonstruktion steht wahlweise auf höhenverstellbaren Aluminiumfüßen oder Spikes. Wie bei Dr. Feickert Analogue gewohnt, befindet sich das Bedienfeld für die Geschwindigkeitswahl in der linken vorderen Ecke. Dort kann man nicht nur zwischen 33, 45 und auch 78 Umdrehungen pro Minute wählen, sondern auch die Feineinstellung der Geschwindigkeit vornehmen, mit der sich die drei Motoren drehen sollen. Das ist nämlich der eigentliche Clou des Firebirds: Der Plattenteller aus POM (Polyoxymethylen) wird von drei Motoren angetrieben, die in einem Winkel von 120 Grad um ihn herum angeordnet sind. Chris Feickert verspricht sich dadurch mehr Drehmoment und eine bessere Kraftübertragung auf den Teller. Auch wird der Druck, den der Gummiriemen über den circa sechs Kilogramm schweren Teller auf das fingerdicke inverse Lager ausübt, praktisch auf null reduziert. Laut Chris Feickert hört man den Sprung von zwei auf drei Motoren deutlicher als den Sprung von einem zu zwei Motoren. Ebenfalls hörbar ist das mitgelieferte Plattentellergewicht, das auf die Achse geschraubt wird. Da der Firebird ohne Matte auskommt, sorgt dieses für den nötigen Grip zwischen Teller und Platte, was der Impulsfestigkeit zugutekommt.
Der Firebird ist mit einer Breite von 56 Zentimetern und insbesondere einer Tiefe von 46 Zentimetern ein sehr raumgreifendes Laufwerk. Dies ist zum größten Teil den Aussparungen für die Tonarme geschuldet, die radial auf das Tellerlager weisen und genialerweise mit Millimetereinteilung versehen sind. Sie ermöglichen durch Verschieben der nach Wunsch angefertigten Tonarmbasen eine genaue Einstellung des Tonarmabstands, ohne dass man auf externe Schablonen angewiesen ist. Hinten links können Tonarme mit Längen zwischen 9 und 12 Zoll (ca. 22 bis 31 cm) und hinten rechts sogar solche mit bis zu 14 Zoll (etwa 36 cm) Länge montiert werden. Man sage jetzt bitte nicht: „So was gibt’s nicht!“ Doch, gibt es. Man sehe sich nur den Sorane ZA-12 (FIDELITY 44) mit seinen 12,7 Zoll an. Bei solchen Abmessungen und einem Gewicht von 29 Kilogramm (ohne Tonarme) heißt es, eine entsprechend große und vor allem auch stabile Stellfläche zu finden. Bei mir landete der „Feuervogel“ auf einem kleinen quadratischen Couchtisch mit 60 Zentimeter Kantenlänge. Bedenken, dass dieser Tisch keine ideale Basis für ein Laufwerk dieser Güteklasse darstellen könnte, zerstreute der Firebird umgehend. Ich konnte es nämlich nicht lassen, durch Klopfen auf die Tischplatte bei aufgelegtem Tonarm nach möglichen Resonanzen seitens der Stellfläche zu forschen und wie weit diese auf das Laufwerk übertragen werden. Zu meiner Überraschung bestand der Firebird diesen Test mit Bravour, was darauf schließen lässt, dass er auch im normalen Betrieb (wer schlägt schon während des Musikhörens ständig auf einen Tisch?) praktisch unempfänglich für Körper- und Luftschall ist.
Als Zubehör wird mit jedem Firebird übrigens eine aus Metall gefertigte Justageschablone mitgeliefert, die die Nullpunkte der drei bekanntesten Tonarmgeometrien (Löfgren A – auch Baerwald genannt –, Löfgren B und Stevenson) bezogen auf die bespielten Plattenradien nach IEC-Norm anbietet. Der von Christian Feickert mitgelieferte Dynavector DV-507 Mk II ist übrigens einer der wenigen Tonarme, die auf Grundlage der Stevenson-Geometrie konstruiert sind. Das ist aber nicht die einzige konstruktive Besonderheit des biaxialen Tonarms. Auf sie alle einzugehen sprengt bei weitem den Rahmen dieses Artikels und wird an anderer Stelle erörtert werden. Regelmäßigen Lesern wohlbekannt ist sicherlich das ebenfalls mitgelieferte Dynavector DV-17DX (Karat), das bereits in FIDELITY 46 ausgiebig besprochen wurde. Da ich genau diese Tonarm-System-Kombination sehr lange gehört habe, konnte ich die klanglichen Eigenschaften des Dr. Feickert Analogue Firebird leicht einschätzen.
Unmissverständlich, sozusagen vom ersten Ton an, lässt der „Feuervogel“ keinen Zweifel daran, dass es sich um ein Weltklasse-Laufwerk handelt. Dazu brauche ich nicht einzelne Hörerlebnisse der von mir mittlerweile überstrapazierten Scheibe Manger – Musik von einem anderen Stern zu erwähnen. Die sattsam bekannte Melange aus typischen Vorführstücken unterschiedlicher musikalischer Genres meistert der Firebird selbstverständlich allesamt mit Bravour. Bemerkenswert ist aber das Durchzugsvermögen dieses Ausnahmelaufwerks. Das musste ein Mithörer erfahren, der normalerweise nur mit digitalen Medien Musik hört. Aufgelegt habe ich Carl Maria von Webers Ouvertüre zu Oberon (Decca SXL 6830). Beim Übergang von dem gemächlich einleitenden Adagio zum Allegro vivace gibt es einen Tutti-Schlag, dessen explosive Kraft meinen Gast erschrecken und den Kaffee verschütten ließ. Er hatte einen derartigen Impuls von einer alten Schallplatte schlichtweg nicht erwartet. Hört man sich diese Stelle mit Plattenspielern an, die weniger Drehmoment aufweisen, verschmiert dieser Impuls hörbar.
Freilich brilliert der Firebird nicht nur bei der Wiedergabe spektakulärer Showpieces. Er ist nämlich keineswegs ein Haudrauf, sondern verwöhnt auch anspruchsvolle Ohren mit feinfühligem Timing und unbestechlicher Neutralität. Gut zu hören auf der 1991 erschienenen LP I Remember von Dianne Reeves: Die abwechslungsreich produzierten Jazzstücke werden außergewöhnlich nuanciert und klangfarbentreu wiedergegeben. Sicher, ein Großteil der genannten Eigenschaften geht auch auf die Dynavector-Kombi zurück. Aber es ist der unbestechliche Dr. Feickert Analogue Firebird, der überhaupt ermöglicht, das Beste zu geben, zu dem diese Tonarm-System-Kombination fähig ist. Und genau das ist das entscheidende Merkmal, das ein Weltklasse-Laufwerk auszeichnen sollte.
Der Dr. Feickert Analogue Firebird ist ohne Wenn und Aber eines der Laufwerke, die die Suche nach einem endgültigen Plattenspieler beenden. Er bietet zudem ein großes Maß an Individualisierungsmöglichkeiten. Wie er klingt, hängt von der gewählten Tonarm-System-Kombination ab. Das Laufwerk selbst enthält sich jeglicher tonalen Einmischung, sorgt aber mit seinem bärenstarken Dreimotorenantrieb für eine vorbildliche Impulstreue und Stabilität der räumlichen Darstellung. Ein Traumgerät!
Info
Analoglaufwerk Dr. Feickert Analogue Firebird
Konzept: riemengetriebenes Masselaufwerk
Besonderheiten: Dreimotorenantrieb, zwei Tonarme von 9″ bis 14″ montierbar, integrierte Justageschablone, verschiedene Furnier-, Farb- und Ausstattungsvarianten optional
Maße Laufwerk (B/H/T): 56/16/46 cm
Gewicht ohne Tonarme: 29 kg
Garantiezeit: 2 Jahre (Tellerlager 5 Jahre)
Preis: ab 9990 €
Netzteil Dr. Feickert Analogue Linear
Konzept: externes, linear geregeltes Low-Noise-Netzteil
Ausgangsspannung: 24 V
Maximale Leistungsaufnahme: 35 VA
Maße (B/H/T): 6/12/26 cm
Gewicht: 2,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 800 € (im Paket mit Laufwerk um 700 €)
Kontakt
Dr. Feickert Analogue
Stegenbachstraße 25b
79232 March-Buchheim
Telefon +49 7665 9413718