Donots – Karacho
Immer wenn du glaubst, bereits alles gesehen, alles erlebt, alles gefühlt zu haben, ist es an der Zeit, das Sättigungsgefühl mit frischem Wind aus den angerosteten Knochen zu blasen. Und ist es nicht eh eines der obersten Gebote des Punk, sich jeden Tag einmal komplett zu zerstören und wieder neu zu erfinden? Die Donots haben genau das getan: Zum ersten Mal in ihrer Karriere legen die gefeierten Punkrockhelden aus Ibbenbüren ein komplettes Album auf Deutsch vor. Nicht als Ergebnis strategischer Karriereplanung, sondern weil der Bauch es so wollte – und es sich gut anfühlte. Den Blick für die Fallstricke der deutschen Sprache geschärft und mit all der über die Jahre hinweg gesammelten Erfahrung ist dem Fünfer mit Karacho ein veritabler Neustart geglückt. Deutsche Lyrik kann schnell platt, kitschig oder zu verkopft wirken, den Drahtseilakt zwischen Anspruch und Bodenständigkeit meistert Sänger Ingo Knollmann mit einer Leichtigkeit, als habe er nie etwas anderes gemacht. Er habe sich freiwillig im Radio Bands wie Pur und Rosenstolz angehört, um zu wissen, wie man auf keinen Fall zu texten hat, äußerte sich der Donots-Frontmann zu seiner Arbeitsweise. So hat ihn die „neue“ Sprache offenbar ein wenig näher zu sich selbst geführt, die Lyrics sind sehr persönlich, drehen sich um Abkehr, Flucht, Aufbruch, Neuanfang. Erweitert um den stilistischen Mix aus Indierock mit US- und UK-inspiriertem Punk fühlen sich die Donots 2015 an wie eine alte Liebe, neu entflammt: einfach aufregend!