Diplomat – Dem Deutschen Jazz
Berlin ist die Homebase von Diplomat. Der einzige echte Berliner im Quartett heißt Felix Wahnschaffe – er war unter den wahren Vätern des „Berlin Style“, damals, als er sich noch „Wahnshuffle“ nannte und in einer Band namens Association Urbanetique spielte.
Der Berlin Style, das ist eine Spielart von unakademisch-frechem Cool-Free-Jazz, meist boppig, swingend, akustisch, humorvoll und ohne Klavier. Nicht wenige Berliner Kultbands lieb(t)en diesen Sound: Die Enttäuschung, Erdmann 3000, Günter Adler, sogar Silke Eberhard Trio und Rolf Kühn Unit … Das frühe Ornette-Coleman-Quartett scheint darin nachzuklingen, auch der Frankfurt Sound derselben Zeit (späte Fünfziger). Und nun also: Diplomat.
Felix Wahnschaffe (Altsaxofon), Gerhard Gschlössl (Posaune) und Johannes Fink (Cello-Bass) gehören zum Granit der Berliner Clubszene. Am Schlagzeug: der Österreicher Mathias Ruppnig, ein Youngster in dieser Formation. Zehn herrlich charaktervolle Stücke liefern sie ab auf ihrem Debütalbum, darunter ein cooljazziges „J.I.D.“ (= Jazz in Darmstadt) mit Jazzbesen, ein erdig-growliges „Gospel No. 2“, eine Steve-Lacy-Hommage namens „Lacy“ mit insistierendem Intervallmotiv, ein beschwipst collagiertes „Kardinal Mendossa“, ein stakkatierendes „Dem Deutschen Jazz“, ein beboppiges „Rhythm In As-Pik“. Ist das nun Jazz-Nostalgie? Ein provokanter Witz? Oder einfach Berliner Coolness? „Unsere Homebase hat großen Einfluss auf unseren Stil.”
Label: Berthold
Format: CD
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