Die New York Audio Show 2019 im Park Lane Hotel, NYC
If you can make it there, you can make it anywhere?
Fotografie: Ingo Schulz
Vom 8. Bis zum 10 November 2019 fand in New York die gleichnamige New York Audio Show statt. Die Veranstaltung ist über viele Jahre durch viele Hotels gewandert. 2019 fand sie im Park Lane Hotel, Central Park South statt, eine exklusive Adresse mit vielen hochkarätigen Hotels. Leider ist die Hochzeit des Park Lane Hotels schon länger Vorbei. Sie lag vermutlich in einer Zeit, als Telly Savallas alias „Kojak“ seine letzten Folgen von „Einsatz in Manhattan“ drehte. Das Hotel macht dementsprechend einen etwas ältlichen Eindruck – da hilft es auch nichts, wenn man die Türen mit der Schaumstoffrolle nachstreicht. Insgesamt – und das war sicher nicht nur unser Eindruck – also eine wenig geeignete Umgebung, um eine erlebnisreiche, positive HiFi-Show zu veranstalten …
Die Show selbst war mit 21 teils kleinen Hotelzimmern plus 4 Konferenzräumen überschaubar. Unangenehm kam hinzu, dass die wenigen Zimmer sich über drei Stockwerke erstreckten, die nicht einmal direkt aneinander anschlossen. Es gab keinerlei Rahmenprogramm. Keine Vorträge, keine Workshops, keine Livemusik, nichts. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb gaben sich die wenigen Aussteller große Mühe. Und so konnten wir das eine oder andere beeindruckende Setup bestaunen.
Zu den ungewöhnlichsten zähle sicher der Raum von Sam Laufer und seiner Marke Laufer Teknik. Mr. Laufer war mit einem Lautsprecher namens „The Note“ angereist. The Note ist eine Vollbereichs-Linienquelle (die aber einen Subwoofer braucht), die aussieht, wie eine Stange. Das Besondere: Das Innere des Lautsprechers wird geheizt, um den eingebauten Chassis ein größeres Volumen vorzugaukeln. Eine ungewöhnliche Maßnahme, aber geklungen hat die Box superb. Angetrieben von einem Memory Player und Absolare Elektronik gab es an der holografischen Abbildung wenig zu meckern.
Und wenn wir schon bei den eher freakigen Systemen sind, sollte unbedingt der Name ESD erwähnt werden: Die Asiaten kann man derzeit auf beinahe jeder Show weltweit sehen. In München beeindruckten sie mit ihrem kleinen System namens „Crane“. In New York präsentierten sie nochmals geschrumpften Lautsprecher „Panda“. Panda ist ein 2-Wege-Fieldcoil Bookshelf Lautsprecher wie es der Hersteller nennet. Für einen Regallautsprecher ist er vielleicht ein wenig zu groß geraten, dafür macht er aber keinerlei Abstriche was Bandbreite und dynamische Fähigkeiten angeht. Selbstverständlich konnte man auf der New York Audio Show auch das große System Dragon von ESD bewundern, uns beeindruckte deren kleinster Lautsprecher in der Summe mehr.
Ein weiteres Highlight waren die offenen Schallwände von Ze’ev Schlik‘s PureAudioProject. In der Vorführung zeigte der aus Israel stammende Entwickler seine Trio 15 Classic, eine offene Schallwand mit zwei 15 Zoll Tieftönern in Verbindung mit einem Voxativ Breitbänder. An einem Frontend von Luminous Audio Technology spielte die Trio 15 Classic, auch bei forscherer Gangart, beeindruckend frei und völlig unangestrengt auf.
Das Vinyl nicht gleich Vinyl ist konnten wir bei MoFi erleben. Dort gab es einen herausragenden Vinyl Sound. Ob es am Dr. Feickert Plattenspieler, der CH Precision Verstärkung, oder letztlich an den Stenheim Lautsprechern lag, ist schwer auszumachen. Wahrscheinlich war es die glückliche Kombination aller Komponenten, die diesen Raum von Andy Singer’s “Sound by Singer” zum Singen brachte.
Ein weiterer Raum zum Dahinschmelzen war der von Audio Note. Wie immer war eine komplette Kette in der Vorführung. Die unendliche Detailversessenheit, anders kann man es nicht ausdrücken, für die Audio Note bekannt ist, zahlt sich immer und immer wieder aus. Das System klang geradezu gespenstisch real. Die Grenzen zwischen Original und Konserve schienen sich aufzulösen und man war auf eigenartige Weise „näher dran“. Eine sehr beeindruckende Präsentation, nebenbei bemerkt von Peter Qvortrup persönlich vorgeführt.
Ebenfalls zu den herausragenden Vorführungen zählte Finkteams „Borg“ im Raum von Blink High End. Zur Borg muss man nicht mehr viel sagten: Der Lautsprecher zählt zu den derzeit ausgereiftesten und raffiniertesten 2-Wege-Boxen am Markt. Entsprechend groß war das Staunen über diesen wohnraumfreundlichen Standlautsprecher.
Zu unserer Überraschung fanden wir in New York auch ein Setup von T+A nebst Lautsprechern, das auf die Besucher eine ganz offensichtlich hohe Anziehungskraft ausübte. Es wirkte im Raum, vor allem im Vergleich zu anderen, sehr unspektakulär. Der Klang war jedoch hoch kontrolliert, tonal perfekt ausgewogen und lud zum langen Hören ein. Genauso, wie man es sich wünscht.
New York war eine kleine Show, die uns ein wenig ratlos zurücklässt. Extra dafür anreisen muss man sicher nicht. Da bieten sich in den USA eher das Rocky Mountain Audio Fest in Denver oder aber die AXPONA in Chicago an. New York fällt im Vergleich dazu deutlich ab. Nichts desto trotz gab es auf der New York Audio Show dann aber doch bei den wenigen Räumen wahre Trüffel zu entdecken.
Sollten Sie also im nächsten Jahr zufällig vor Ort sein, dann machen Sie doch ruhig einen Abstecher auf die Show.