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Clearaudio 45-Jahr-Feier

Clearaudio Jubiläumsfeier zum 45.

Höchste Konzentration

Clearaudio Jubiläumsfeier zum 45.

Clearaudio lud Mitte Mai zur Feier des 45-jährigen Firmenbestehens. Neben Leckereien und erlesenen Weinen standen Workshops in verschiedenen Teilen der Entwicklung und Fertigung auf dem Plan. Für mich wurde der Tag zu einer Lektion in Demut …

Clearaudio 45-Jahr-Feier
Robert Suchy hält die Jubiläumsrede.

Eigentlich hatten wir uns auf eine lockere Party eingerichtet. Dass Arbeit auf dem Plan stand, hatten uns die Geschwister Veronika und Robert Suchy nicht angekündigt, als sie zum 45er-Jubiläum ihres Unternehmens einluden. Der Tag war gespickt mit Events und Aktivitäten – von emotionalen Ansprachen über Werksbesichtigungen, Workshops (mit besagtem Anpacken) und einem Gewinnspiel. Zum Finale gab’s Spanferkel und Livemusik von Wolfgang Bernreuther. Für das „kleine“ Jubiläum hatten sich die Erlangener einen ziemlich raffinierten Termin ausgesucht: Zwei Tage vor der HIGH END 2023 hatten selbst Vertriebe und Händler aus fernen Ländern keine Ausrede für den Weg nach Franken. Entsprechend voll war es nun hier, und entsprechend farbenfroh und gut gelaunt ging es auf dem Gelände rund um das Clearaudio-Werk zu.

Nach der Begrüßung und ein paar federleichten Häppchen nebst Sekt ging es für uns direkt ans Eingemachte. Robert Suchy ließ es sich nicht nehmen, die etwa zwanzig anwesenden Journalisten persönlich durchs Gebäude zu führen. Wir lernten die Fertigung kennen – und das vollumfänglich, da abgesehen von zugelieferten Spezialteilen und den kleineren Modellen alles im Haus produziert wird. Für einige der „Convenience“-Dreher hat das Unternehmen unlängst eine zweite Fertigung im Erlangener Stadtgebiet eingerichtet.

Clearaudio 45-Jahr-Feier
Weil’s bei HiFi immer um Musik geht: Begleitet wurde das Event von Wolfgang Bernreuther und Band.

Interessant war, dass Clearaudio – mittlerweile einer der gefragtesten OEM-Lieferanten – recht offen (und nicht ohne Stolz) mit den gelieferten Teilen und Laufwerken umgeht. Wir sahen beispielsweise Linn-Tonarme und einen ganzen Raum voller McIntosh-Dreher in der Endfertigung. Zum Abschluss des Rundgangs konnte uns Robert Suchy außerdem einige Neuheiten vorstellen: Abgesehen von einem neuen Referenz-Abtaster wird es demnächst eine aufgepumpte Version des Jubilee Reference (dickerer Teller und Tonarm) sowie hauseigene Reinsilberkabel geben. Weitere Details von der Führung möchte ich hier gar nicht berichten – für die Besucher hatte sie in erster Linie die Funktion einer Orientierungsrunde. Für den Nachmittag (nach weiteren Häppchen und Sekt) standen in verschiedenen Räumen des Gebäudes Workshops zur Auswahl; bereits bei unserem Spaziergang erfuhren wir, wo genau diese stattfinden würden und um welche Themen es im Einzelnen ging. Während sich ein guter Teil der Besucher in die eher theoretischen Lehrgänge der Entwicklungsabteilung stürzte, interessierten mich die handwerklichen Details der Tonabnehmerfertigung. Nicht etwa, weil ich ein besonders begabter Bastler und Tüftler bin – leider eher im Gegenteil –, sondern weil mich ein ganz spezieller Aspekt der Fertigung interessierte.

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Eine Kiste voller nadelloser Kundenrückläufer. Die Erlangener wollten dem versammelten Fachpublikum wohl sagen: Ihr seid nicht die einzigen, die dann und wann mal ungeschickt den Hörraum staubsaugen …

Zunächst durfte ich am „Wickeltisch“ Platz nehmen, an dem die Spulen der höherwertigen Clearaudio-Pickups hergestellt werden. Unter Anleitung fixierte ich einen feinen Kupferdraht in einer kleinen Maschine, befestigte das Ende des Drahts an einem Klebestreifen und ließ die Spindel schließlich über 100 Wicklungen drehen, die von einem Zählwerk angezeigt werden. Das Ganze geschieht unter einem heißen Luftstrom, der die hauchdünne Isolierung des Drahts aufweicht und die Spulen zu einem unauflösbaren Bauteil „verbackt“. Dabei sind Präzision und ein waches Auge gefordert: Bei 160 Grad C wird die Isolierschicht optimal aufgeweicht, bei 170 Grad C löst sie sich in Wohlgefallen auf. Um den Vorgang zu „erleichtern“, war der ganze Arbeitsplatz so mit Lupen, Lampen, Temperaturfühlern und Zählwerken vollgepackt, dass man die kleine Wickelmaschine zunächst kaum ausmachen konnte. Und noch etwas erstaunte mich: Der Draht eines MC-Abtasters ist derart fein (etwa ein zehntel Millimeter), dass man ihn mit bloßem Auge praktisch nicht sehen kann. Zumindest ich nicht: Da ich an diesem Tag meine Kontaktlinsen trug, konnte ich mich allein an der kleinen Rolle orientieren, auf der der Draht aufgewickelt ist – hat man ihn mit der Pinzette erwischt, wird er abgewickelt und die Spindel dreht sich.

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Entwickler Seriosha Remmlinger in einem der Workshops.

Danach ging es zur zweiten Station, wo ich lernte, dass je zwei mikroskopisch kleine Spulen, getrennt durch eine kleine Isolation, ans Ende eines Nadelträgers geklebt werden – und das ist noch der einfache Teil. Denn genau hier lag mein ursprüngliches Interesse: Wie lässt sich eine derart filigrane Handarbeit mit Messwerten vereinbaren, die mehrere Nachkommastellen erfassen? Schließlich muss jeder Nadelträger das gleiche Niveau erreichen. Und die Latte liegt hoch: An den Tischen, an denen wir den Workshop abhielten, entstehen Abtaster wie ein Da Vinci V2, Titanium V2 oder Goldfinger Statement. Hier liege der eigentliche Kniff, wie mir eine erfahrene Mitarbeiterin erklärte. Nach der ersten Montage werden die Nadelträger mit Lupe und Mikroskop geprüft, korrigiert und mit reichlich Fingerspitzengefühl nachgebogen, bis sie absolut gerade und gleichmäßig sind. Nur die exaktesten der Exakten schaffen den Weg in die Top-Pickups des Unternehmens. Die immer noch sehr guten Träger wandern in die „kleineren“ Modelle wie den Talisman. Der Rest kommt … in die Wiederverwertung. Genau hier liege der entscheidende Unterschied zwischen den Einsteiger-, Mittelklasse- und Top-Abtastern der Erlangener: Selektion.

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Mich interessierte, wie viele Tonabnehmer die Mitarbeiter auf dem Niveau eines Da Vinci am Tag herstellen können. Vier bis sechs, wenn alles gut läuft, lautete die nüchterne Antwort. An anderen Tagen aber auch keinen einzigen – das sei manchmal so. Ich sollte übrigens noch einmal anmerken, dass die beschriebene „Fummelei“ ausschließlich für MC(Moving Coil)-Pickups gilt. Bei MM(Moving Magnet)-Abtastern werden die Spulen maschinell auf den Rahmen gewickelt, in dessen Zentrum anschließend der magnetisierte Nadelträger eingesetzt wird. Das ist immer noch filigran, im Vergleich zur MC-Fertigung aber geradezu grobschlächtig. Ich werde jedenfalls nie wieder mit einem skeptischen Stirnrunzeln nach den teils empfindlichen Preisunterschieden beider Abtaster-Varianten fragen …

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