Classidelity: Richard Strauss – Don Juan, Sylvie Bodorová – Symphony No. 1 “Con le campagne”
Sinfonischer Breakdance
Die Sinfonie ist spätestens seit Schostakowitsch abgefrühstückt. Was soll ein Komponist nach Klassik und Romantik der Gattung noch hinzufügen? In der Tat gibt es aber auch heute noch Musiker, die sinfonisch leben. Zu ihnen gehört die tschechische Komponistin Sylvie Bodorová, die 1998 mit ihrem Terezin Ghetto Requiem für Bariton und Streichquartett Aufsehen erregte. In ihrer Ersten Sinfonie Con le campane beschreitet sie nun mit viel Schlagwerk den orchestralen Pfad. Bodorovás Sinfonie liegt der protestantische Choral „Ach wie flüchtig, ach wie nichtig“ zugrunde, der im letzten Satz auch als Hymne ausgespielt wird. Während der erste Satz mit seinen choralartigen Flächen in Holz- und Blechbläsern ein eindrückliches Stimmungsbild vermittelt, gelingt das dem zweiten Satz „Breakdance“ nur ansatzweise. Zwar geht perkussiv in einer Art Multilayer-Technik die Hölle ab, aber die Musik erinnert mehr an Indiana Jones in den Schluchten des Balkan. In den letzten beiden Sätzen dagegen stellt Bodorová unter Beweis, dass sie mit Recht zu den führenden Komponistinnen Tschechiens gehört. Die Prager Symphoniker unter Jiří Kout überzeugen in dieser Live-Aufnahme mit Spielfreude und Perfektion. Dazu gibt es als Bonus noch den Don Juan von Richard Strauss, den Chefdirigent Kout gewitzt und enthusiastisch anpackt.