Classidelity: Rajab Suleiman & Kithara u. a.: Memoirs of an Arabian Princess – Sounds of Zanzibar
Der Zwischenruf sei erlaubt: Handelt es sich denn hierbei überhaupt um Klassik? Diese Schublade ist – wie jede andere auch – eigentlich zu eng und gleichzeitig ungenau, um wirkliche Hilfestellung zu bieten. In diesem Fall handelt es sich um Liebeslieder mit einer mehrere hundert Jahre alten Tradition, die sich thematisch um eine exakt einhundert Jahre alte Geschichte ranken. Folk ist es nicht, da die Musik aus Sansibar kommt, Jazz, Pop, Rock sowieso nicht. Und die Kiste „Worldmusic“ mag ich nicht, weil letztlich jede Musik außerhalb ihres Entstehungslandes eine solche ist.
winter & winter, 2014
Nach mehreren hundert Jahren hat sich die wundervoll farbige und träumerische Taarab-Musik sicherlich den Stempel „Klassiker“ verdient, ist hier also richtig. Die zwischen osmanischer Hofmusik und rauer Seefahrerromantik changierenden Lieder entstehen auf dieser CD stets vor einer klanglichen Collage aus verschiedenen Umgebungsgeräuschen und ziehen den Hörer auf diese Weise sofort ins Geschehen, entführen ihn auf eine Reise. In der Tat sind in der letzten Zeit wenige Aufnahmen entstanden, die so sehr zum Träumen verleiten, die das Hören zu einer vollständigen Auszeit vom Alltag werden lassen. Spannend sind bei dieser Musik die Einflüsse unterschiedlicher Musikkulturen. Die Vermischungen beispielsweise indischer und arabischer Begleitmuster in den Schlaginstrumenten, eine Harmonik, die offensichtlich auf osmanischer Musik basiert, allerdings weniger traditionsverhaftet ist und deutlich darüber hinausgeht.
