Classidelity: Concerto Köln: Johann Sebastian Bach – Die Brandenburgischen Konzerte
Braucht man das? Bachs Brandenburgische Konzerte in der wahrscheinlich 750. Interpretation auf Tonträger? Um es kurz zu machen: Ja, diese Aufnahme braucht man. Alles andere wäre auch verwunderlich gewesen, handelt es sich doch um eine Aufnahme mit dem Concerto Köln, das neben dem Freiburger Barockorchester und der Berliner Akademie für Alte Musik als das Ensemble für historisch informierte Aufführungspraxis nicht nur in Deutschland, sondern weltweit gilt.
Umso erstaunter nimmt man wahr, dass die Kölner bislang einen Bogen um die Bach’schen Concerti gemacht haben. Das heißt aber nicht, dass wir es hier mit einer womöglich grüblerischen oder gar vorsichtigen Herangehensweise zu tun hätten. Im Gegenteil: hier wird nicht lange gefackelt, ein unglaublich dynamischer, rhythmisch prononcierter und zugleich immer auch transparenter Zugriff lässt die Konzerte so selbstverständlich, ja objektiv richtig erklingen, dass man tatsächlich fragen kann, warum man noch weitere Aufnahmen in seiner Sammlung haben sollte. Überzeugend auch die perfekte Balance von Tutti und Soli, der Einsatz historisch rekonstruierter Echo(block)flöten im Vierten Brandenburgischen Konzert und die Wahl des tiefen französischen Kammertons (392 Hz), der einen entspannten Ensembleklang zur Entfaltung bringt, und der Solotrompete im Zweiten Konzert ermöglicht, sich optimal ins Concertino zu integrieren. Hier wird gezeigt, wie scheinbar verbrauchte Werke mit einer engagierten und überlegten Herangehensweise aufs Neue interpretiert werden können. Das lange Warten auf die Aufnahme des Concerto Köln hat sich gelohnt.