Christian Hollerer, Audiodesign
Der Deckel eines Konzertflügels ist schnell geöffnet, will man erfahren, wo sein Klang entspringt. Elektronische Tasteninstrumente geben sich da im Vergleich mit ihren nur schwer zugänglichen Gehäusen eher wie eine geheimnisvolle Blackbox …
Einen aufschlussreichen Blick in die Eingeweide seines aktuellen Werkstücks gestattet uns allerdings der Audiotechniker Christian Hollerer, der sich, auch im Auftrag großer Münchener Klavierhäuser, mit seiner Firma „Audiodesign“ in München-Sendling/Westpark der Reparatur und Restauration elektronischer Tasteninstrumente widmet. Die hier aufgebockte Hohner-Orgel aus den 1980er Jahren, hierzulande ein weit verbreitetes Modell, bevor die Hersteller aus Fernost den Markt eroberten, darf bereits als echtes Vintage gelten.
Nachdem Hollerer gerade die unter der Tastatur liegenden Kohleschichtbahnen erneuert und die eingestaubten Kontakte unter der Tastatur sorgfältig gereinigt hat, steht nun eine kurze Spannungsmessung an. Im Gegensatz etwa zu der elektromechanisch betriebenen Hammondorgel arbeitet dieses Instrument mit Prozessortechnik. Gut zu sehen ist die Phalanx der hintereinander aufgereihten Platinen, zehn an der Zahl, mit denen der Klang generiert wird – sie legen Zeugnis ab vom damaligen Stand früher Digitaltechnik. Doch seitdem hat sich einiges geändert: „Das gesamte Innenleben dieser Orgel passt inzwischen auf einen einzigen Chip“, erzählt Hollerer, „bei den heute gebauten Elektro-Tasteninstrumenten wird beim Anschlag einer Taste ein vorher aufgenommener, gesampelter Klang abgerufen und dann hochgerechnet.“ Technologischer Fortschritt spart aber auch Kabelage: „Statt der grünen Kabelbündel hier wird heutzutage nur noch ein einziges Kabel für die gesamte Tastatur benötigt, um die beim Tastenanschlag entstehenden Informationen zu übertragen, oder die Übertragung geschieht sogar kabellos“, plaudert der Musik-Servicetechniker mit Informatik-Ausbildung und weist abschließend noch auf die in der linken Gehäuseecke untergebrachte typische Hallspirale hin: „Auch Hall wird inzwischen natürlich rein digital erzeugt.“
- 1963: „Doctor Who“ (Ron Grainer, Celia Derbyshire) zur berühmten BBC-Sciencefiction-Serie als erste elektronische Filmtitelmusik mit Keyboard und Synthie-Sound
- 1966: Surf-Sound mit Hammondorgel in „Good Vibrations“ der Beach Boys
- 1972: Der populäre Synthesizer-Klassiker „Popcorn“ von Hot Butter
- 1973: Rick Wakeman paradiert mit Mellotron, Moog, Kirchenorgel und E-Cembalo und -Piano im Solo-Konzeptalbum The Six Wives Of Henry VIII
- 1974: Kraftwerks Kult-Song „Autobahn“ mit Minimoog
- 1985: Durchbruch der Jazzmusikerin Barbara Dennerlein mit ihrer Hammond B3 auf dem Album Bebab
- 1999: Heimorgel-Künstler Mambo Kurt tritt in der Fernsehshow Veronas Welt auf