Cardas Clear Sky – Eigenklang ade: die Kabelfamilie „Clear Sky“ von Cardas
Neulich am Telefon: Der Chefredakteur klärt ab, was bei mir testtechnisch noch in der Pipeline ist respektive für die aktuelle Ausgabe geschrieben werden soll. „Von dir kriege ich doch noch drei Artikel …“ Irritierte Antwort: „Nö, zwei, den Streamer und die Lautsprecher.“ Darauf eine freundliche Nachfrage: „Und was ist mit den Cardas-Kabeln?“ Stimmt. Die sind ja auch noch da. Ich hatte sie nur völlig vergessen. Was in diesem Fall einem dreifach donnernden Lob gleichkommt.
Fotografie: Ingo Schulz
Irgendwann, vor mehreren Monaten, hatte ich einige Schachteln mit dem Cardas-Logo nach Hause getragen, am selben Abend noch in meine Anlage eingeschleift – und dann gar nicht mehr daran gedacht, dass zwischen den Geräten jetzt Cinchkabel aus der oberen Mittelklasse ihren Dienst versehen und die Lautsprecher ebenfalls an der dunkelblauen Leine hängen.
Was mir bitte verziehen sei, denn die feinen, angenehm handlichen und erstaunlich flexiblen Strippen aus der Serie „Clear Sky“ des US-amerikanischen Kabelspezialisten Cardas enthalten sich so gut wie jeglichen Eigenklangs. Sie kommen dem imaginären Ideal des blanken Stückes Draht, das so gern beschworen wird (obwohl es vom High-End-Standpunkt aus betrachtet ziemlichen Unsinn darstellt), angenehm nahe, obwohl sie sich noch lange nicht in den esoterischen (Preis-)Regionen der Kabelszene bewegen.
Neutralität ist die tragende Säule eines auf physikalisch-technische Purzelbäume verzichtenden Konzeptes. Keine aus turkmenischem Jungfrauenhaar geflochtene Abschirmung, keine Stecker aus NASA-Metall, auf den ersten Blick ist noch nicht einmal eine Laufrichtungsangabe erkennbar. Die Devise heißt: Einstöpseln beziehungsweise mit den Kabelschuhen (Bananas gibt es wahlweise auch) an den Lautsprecherklemmen verzurren – und Musik hören.
Die Auspackqualität der Clear-Sky-Kabel ist bereits so ausgezeichnet, dass ich auch nicht guten Gewissens etwas von „Einspielphase“ faseln will. Mag sein, die Kabel haben über die Monate noch einmal zugelegt – dann wurde es mir jedenfalls nicht bewusst, weil sie frisch aus der Packung praktisch schon über jeden Zweifel erhaben sind und sich das Verbesserungspotenzial in engen Grenzen hält.
Nur die probeweise Rückkehr zur bisherigen Verkabelung (nach besagtem Telefonat) geriet zum Gruseltrip: Da dickt es auf, dort werden Frequenzbereiche unsauberer und der gerade noch so wunderbar saubere, knochentrockene Bass mulmt plötzlich, obwohl ich die Lautsprecher keinen Millimeter von der Stelle bewegt habe. Hilfe! Schnell zurückgestöpselt. Jetzt stimmt wieder alles.
Deutlich mehr Geld für Kabel ausgeben? Klar, das kann man natürlich machen, lohnt sich aber meines Erachtens erst, wenn die Geräte in fünfstelligen Preislagen spielen. Dafür bietet Cardas übrigens auch das Richtige. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte …
Cardas Clear Sky
Kabelserie
Preisbeispiele: XLR- oder Cinch-Kabel (je 1-m-Set) 535 €, LS-Kabel (2 x 3 m) 1080 €