Buchprüfung: Wolfgang Körner – Der einzig wahre Opernführer
Viele Menschen mögen Oper. Das ist bemerkenswert, weil die Blütezeit dieser Kunstgattung im 18. und 19. Jahrhundert lag – einer Ära, die sich ansonsten heutzutage keiner besonderen Popularität erfreut. Unsere Zeitgenossen lesen zum Beispiel viel lieber schwedische Krimis als die Bücher von Gellert, Klopstock und Gutzkow. Bei Urlaubsreisen ziehen sie das Flugzeug auch klar der Pferdekutsche vor. Und die saure Rahmsuppe zum Frühstück liegt gegenüber Brötchen und Müsli klar im Hintertreffen.
Verlag Wunderlich
Aber ausgerechnet bei den künstlich trainierten, gepressten Gesangsstimmen, den hysterischen Gefühlsausbrüchen und schwachsinnigen Bühnenhandlungen der Oper geht so manchem das Herz auf. Sich darüber lustig zu machen, ist leicht, wenn man keine Oper mag. Wolfgang Körner aber mag Oper – und doch ist er fähig, beinahe 300 Seiten lang viel Lustiges über Oper, Operette und Musical zu schreiben. Sein Buch eignet sich daher für alle, die Opernleidenschaft (fremde oder eigene) mit einem großzügigen Schmunzeln betrachten können. Denn Körners Bilanzen sind so anschaulich wie erbarmungslos: „Sehr viele Tote. Es sollen sogar schon Zuschauer an Langeweile gestorben sein.“ – „Unbedingt vermeiden!“ – „Besondere Hits: keine.“ – „Kampf zwischen Koloratursopran und Bass um eine weibliche Seele. Bass gewinnt.“ – Eigentlich braucht heute kein Mensch mehr einen gedruckten Opernführer, denn das Internet bietet das Zigfache an Information. Dieses Buch aber könnte sogar denen gefallen, die noch nie ein Opernhaus von innen gesehen haben.
