Berthold Seliger – Das Geschäft mit der Musik
Das Buch des Musikeragenten und Branchenkenners Berthold Seliger ist auf dem Stand von 2013, aber noch kein bisschen veraltet. In einem furiosen, gut recherchierten, kapitalismuskritischen Rundumschlag beklagt der Autor die Zurichtung von Musik als „Lifestyle-Zugabe zum Konsum“.
Das zunehmende Sponsoring von Kultur durch Industriekonzerne („branded entertainment“) und die öffentliche Förderung eines „systemkonformen Gemischtwarenladens“, so Seliger, machten aus dem Kulturbetrieb einen „profitorientierten Einheitsbrei“. Teil der Entwicklung sei auch die Konzentration der Macht auf wenige Konzerne – sowohl im Medien- und Veranstaltungs- wie im Produktions- und Agenturbereich. Seliger, ein Fürsprecher der digitalen Vertriebswege (Streaming), hält die „Digitalschelte“ und das Beharren auf dem Urheberrecht für reines Industrie-Interesse – Urheberrecht sei in Wahrheit Verwerterrecht. Die GEMA kritisiert er als „bürokratische Krake“ und „Kulturverhinderer“, die sogenannte „Kreativwirtschaft“ als einen neoliberalen Schwindel. In Musikmagazinen und Radiosendern sieht der Autor tendenziell die verlängerten Arme der Promotion, in Journalisten Komplizen der Musikindustrie. Seine Kritik macht auch vor Künstlern nicht halt, die sich zunehmend zum Anhängsel von Industriemarken machen und nur noch „langweilige Burnout-Musik“ hervorbringen.
Dieses Buch liefert auf 350 Seiten eine Menge starker Argumente und Hunderte von Belegstellen.