Bluesound Node und Powernode – Volle Blues-Power
Die Streaming-Pioniere von Bluesound haben ihre Kernprodukte Node und Powernode überarbeitet, um den digitalen Musikgenuss noch smarter zu machen. Den Blues muss da aber niemand bekommen.
In aller Kürze
Das Gute wird noch besser: Der Feinschliff am Bluesound-Konzept bringt zwei der ohnehin verführerischsten Streamer auf den aktuellsten Stand. Die Endstufen des Powernode können vollends überzeugen!
Das kanadische Unternehmen Bluesound gehört in puncto Netzwerkspieler zu den absoluten Pionieren. Die Herrschaften dachten schon ans bedienbare Streaming, als kabellose Netzwerke, multimediataugliche Taschenrechner, die auch telefonieren können, und viele weitere Wunderwerke der Technik allenfalls als nerdige Spinnereien bekannt waren. Die eingeschworenen Audiofans entwickelten die Plattform BluOS und ersannen – auch im Austausch mit dem Schwesterunternehmen NAD – eine maßgeschneiderte Hardware zur Vervollkommnung ihres digitalen Musikgenusses. Die Streamer namens „Node“ – der Begriff ist im IT-Bereich geläufig und mit „Knoten“ übersetzbar – gehören zu den erfolgreichsten Entwicklungen von Bluesound. Die erste Generation erblickte schon vor sieben Jahren das Licht der Audiowelt und diente den Kanadiern als fortwährende Innovationsplattform: Der Streamer zählte zu den ersten, die Leckereien wie Roon, MQA oder die direkte Integration von Webstreamingdiensten wie Spotify, Qobus oder Tidal sowie den Hochbit-Shop von HighResAudio.com unterstützten.
Inzwischen wurde die dritte Generation vom Stapel gelassen. Es handelt sich um zwei Geräte, den Node und den Powernode. Beim Powernode haben wir es mit einem Node zu tun, der mit kraftvollen Endstufen ausgestattet wurde. So kann er passive Lautsprecher antreiben und bildet damit wohl einen der direktesten Wege zur vollständigen Streaming-Anlage. Wie gewohnt ruft Bluesound für seine beiden Nodes moderate Preise auf: Den Node gibt es für rund 550 Euro, der Powernode kostet gerade mal 350 Euro mehr. Und für das Geld, so viel sei schon verraten, bieten beide Ausführungen ein pralles Ausstattungspaket und superben Klang.
Der Node ist ein elegant geformtes Maschinchen, für dessen Größenverständnis Sie sich einen der Harry Potter-Bände vor Augen führen sollten. Der Powernode ist etwas höher, aber auch er geht noch als „klein und kompakt“ durch. Zaubern können die Streamer in ihren weißen oder schwarzen, wertig wirkenden Kunststoffgewändern zwar nicht, doch sie bieten einiges, um ihrem Benutzer die Bedienung komfortabel zu machen. Auf der Gehäuseoberseite findet sich eine berührungsempfindliche Fläche, die immer dann zum Leben erwacht, wenn sich eine neugierige Hand nähert. Selbsterklärend ist die Bedienoberfläche nicht unbedingt, doch Betatschen macht schnell klug: Mittels Wischen lässt sich die Ausgabelautstärke einstellen, für „Play“ und „Pause“ gibt es die gängigen Symbole. Mit den darüber angeordneten fünf Leuchtpunkten lässt sich zunächst einmal nichts anfangen. Die dienen zum Abrufen nutzerdefinierter Presets – beispielsweise Playlisten oder Lieblingsradiostationen. Die kann man über die Steuersoftware, die BluOS App, anlegen. Ohne sie geht praktisch gar nichts, weswegen wir einige Worte zur Anwendung sagen sollten.
Als einer von ganz wenigen Herstellern ist Bluesound nicht auf smarte Devices fixiert: Außer für Android und iOS gibt es die App auch für Windows und Apple. Tatsächlich benötigt der Node-Nutzer nicht zwingend ein mobiles Endgerät, was bei derartigen Geräten sonst ein Quasi-Standard zu sein scheint. Die Ersteinrichtung der Nodes – das Prozedere ist für beide Modelle identisch – funktioniert weitgehend so, wie wir es erwarten: Sobald die Streamer mit dem Strom verbunden und hochgefahren sind, gehen sie sogleich in den Hotspot-Modus und stellen für die Einrichtung ihr eigenes Funknetz bereit. So kann man sie mit den Variablen des eigenen Heimnetzwerks vertraut machen. Für stabile und schnelle Konnektivität sind sie mit aktuellen Dualband-WLAN-Modulen ausgestattet, man darf sie allerdings auch via LAN-Strippe „einnetzen“.
Der Assistent nimmt den Benutzer an die Hand und führt ihn durch alle Einrichtungsschritte, die nur wenige Augenblicke beanspruchen. Sofern die Digitaleingänge von Node und Powernode via Toslink mit peripheren Geräten oder via Bluetooth mit einem Rechner/Tablet etc. verbunden sind, können die Ohren augenblicklich leckere Hörkost zu sich nehmen. Was allerdings nicht funktioniert, ist die automatische Einbindung eines vorhandenen Netzwerkspeichers in die Musikbibliothek. Gerade Mac-User dürfen sich darüber ärgern, denn die App verlangt nach händischer Pfadeingabe für Network Attached Storage (NAS) – was Mac OS seinen Anwendern (anders als Windows) traditionell sehr erschwert. An dieser Stelle sollte Bluesound unbedingt nachbessern, zumal das gewichtigste Argument gegen die Pfadeingabe heute keine Rolle mehr spielt: Früher konnten Inkompatibilitäten zwischen dem Streamer und der UPnP-Steuersoftware dem NAS die Arbeit von jetzt auf gleich (will sagen: nach Software-Updates) auf unabsehbare Zeit erschweren oder unmöglich machen. Aber das ist auch schon die einzige Schwachstelle der BluOS App.
Ansonsten ist sie übersichtlich aufgebaut und bringt ab Werk schon viel mit, um durchs Netz(werk) zu strömen. Integriert sind die Dienste von Tidal (inklusive Connect), Qobuz, Amazon Music, Deezer und Spotify (ebenfalls inkl. Connect). Apple ist indirekt über die mühelos zu bewerkstelligende Verbindung via AirPlay und ein Apple-Gerät dabei. Dass auch HighResAudio.com unter den Auserwählten ist, freut mich persönlich, denn ich schätze das Streaming-Angebot des deutschen Anbieters und habe über das Portal bereits viele echte Musikperlen erworben. Das Angebot ist gut, die Bedienung intuitiv – genau richtig für Musikfans, die sich nicht unnötig mit Technik belasten möchten. Zu den Streamingdiensten bietet Bluesound noch diverse Sahnestücke wie thematisch sortierte Radioangebote und Videos an.
Hochauflösend muss es sein
Gemäß der felsenfesten Überzeugung der Bluesound-Köpfe hat ein Streamer HiRes-fähig zu sein! Deswegen verarbeiten beide, Node und Powernode, hochauflösendes Audiomaterial mit einer Maximalauflösung von 24 Bit/192 Kilohertz. Der DAC der Geräte arbeitet intern mit 32-bit/384-kHz-Architektur, ist damit auf dem aktuellen Stand der Technik und soll in puncto Dynamik und Wandlerlinearität nichts anbrennen lassen. Wir werden hören. Später. Folgerichtig findet auch die Bluetooth-Übertragung mit dem bestmöglichen Standard, sprich aptX HD statt. Die Nodes akzeptieren alle gängigen Formate und beherrschen die MQA-Decodierung, was alle, die sich davon „mehr als Studioqualität“ versprechen, freuen wird. Der Powernode ist wie gesagt mit einem Verstärker ausgestattet. Der basiert auf dem C368 von NAD – was für ein Glück, wenn ein Hersteller solche Familienmitglieder hat. Die Verstärkung ist hybrid aufgebaut und verfügt über 2 x 80 Watt, genug, um alle denkbaren Sorten von Lautsprechern anzutreiben. Wenn es doch mehr Leistung sein soll, lassen sich auch zwei Powernode-Exemplare als samplegenau synchrone Multiroom-Zonengruppe für Bi-Amping zusammenschalten. Die fertige Anlage bleibt dann immer noch kompakt und vergleichsweise bezahlbar.
So weit zur Technik. Kommen wir nun zur Praxis: Was die Nodes voll draufhaben, ist das Multiroom-Streaming. Die Einrichtung ist mit der BluOS App ein Kinderspiel, und so ist der Powernode in meinem Wohnzimmer, der Node in meinem Studio, „Werkstatt“ genannt, aktiv. Es ist das pure Vergnügen, in allen Räumen Musik ohne Mühe genießen zu können: Klavierkunst von Oscar Peterson, Bill Evans und Keith Jarrett in der Werkstatt, die Klangkathedralen des Mahavishnu Orchestra im Wohnzimmer. Verweilen wir doch direkt dort: Über die Analogeingänge ist der Violectric PPA V600 mit dem Powernode verbunden, der seinerseits ein reaktiviertes Paar Geithain ME 25 befeuert. Als Hörkost gibt es die Vinyl-Ausgabe des grandiosen Livealbums Between Nothingness & Eternity – und meine Ohren machen Stielaugen: Voller Dynamik, kraftvoll und impulstreu, dabei immer fein aufgelöst bricht die Musik des Virtuosenkollektivs derart anmachend aus den Lautsprechern, dass Festhören für die nächsten Stunden zwangsläufig ist.
Solcherart berauscht und mit einem Tässchen Earl Grey erfrischt, nehme ich nun den Node ran: Er serviert nacheinander Oscar Petersons überragendes Soloalbum My Favorite Instrument, Waltz For Debbie mit dem Bill Evans Trio und Standards Vol. 1 vom Keith Jarrett-Trio – und jedesmal ist es ein Fest, dem Node bei der Darstellung der Kunst dieser Jazzklaviergiganten zu lauschen. Dabei bekennen sich die Nodes durchaus zum Eigenklang, der einigen Druck im Mitten- und Bassbereich macht. Warum auch nicht? Das geht gut in die Ohren, eine virtuose Packung Blues-Power eben.
Info
Streamer Bluesound Node und Streaming-Vollverstärker Bluesound Powernode
Konzept: HiRes-tauglicher Multiroom-Streamer und Streaming-Vollverstärker
Prozessor: ARM CORTEX A53, Quad-Core, 1,8 GHz pro Kern
Eingänge analog: 1 x 3,5-mm-Stereoklinke (Node)/2 x 3,5-mm-Stereoklinke (Powernode)
Kopfhörerausgang: 1 x 3,5-mm-Stereoklinke (Node und Powernode)
Eingänge digital: 1 x optisch Toslink (Combobuchse, Adapter im Lieferumfang), 1 x HDMI eARC
Ausgänge analog: Stereo-Cinch, 1 x Subwoofer-Out (Node), 2 Paar Lautsprecherklemmen (nur Powernode)
Ausgänge digital: 1 x elektrisch S/PDIF, 1 x optisch Toslink (nur Node)
Netzwerk: Ethernet RJ45, GigE 1000 Mbps, 2 x Wi-Fi 5 (802.11ac) Dualband
Wandler: 32 bit/384 kHz (DAC intern), Maximalauflösung (Signaleingang) 24 bit/192 kHz
Formate/Dienste/Standards: alle gängigen Tonformate, MQA, Bluetooth aptX HD, AirPlay 2, Spotify Connect, Qobus, Tidal Connect, Voice Control via Amazon/Google, Roon ready
Verstärker (Powernode): 2 x Hybrid-Endstufen mit jeweils 80 Watt Leistung
Bedienung: über Touchpanel am Gerät, via BluOS App für iOS, Android, Windows und Mac OS, optionale IR-Fernbedienung
Ausführungen: Weiß, Schwarz
Lieferumfang: 2 x Netzkabel, Ethernetkabel, Stereo-Cinchkabel, Adapter für Toslink auf 3,5-mm-Miniklinke, Schnellanleitung
Maße (B/H/T): 22/5/15 cm (Node)/22/7/19 cm (Powernode)
Gewicht: 1,1 kg (Node)/1,8 kg (Powernode)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 550 € (Node), um 900 € (Powernode)
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