Beyerdynamic A20 – SCHNÖRKELLOS
Kopfhörerverstärker gibt es wie Sand am Meer. Der neue Beyerdynamic A 20 markiert sein Revier deutlich: Klangqualität statt unnötiger Features.
Von Jahr zu Jahr gibt es bei unserem Luxushobby HiFi immer weniger Geräte, die nur eine einzige Funktion aufweisen: Der Markt wird zunehmend überschwemmt von immer neuen eierlegenden Wollmilchsauen aus dem DAC-Kopfhörerverstärker-Vorverstärker-Streamer- Themenfeld. Etwas anders sieht’s immer noch im Studiobereich aus, denn dort finden sich durchaus noch Geräte mit einem gewissen „Kompetenzschwerpunkt“. Der Heilbronner Hersteller Beyerdynamic, gegründet vor fast 90 Jahren, ist im Bereich der professionellen Elektroakustik anzusiedeln, späht aber mehr und mehr auch in den klassischen HiFi-Markt. Als Spezialgebiete von Beyerdynamic gelten Entwicklung und Herstellung von Mikrofonen, Beschallungsanlagen, Konferenztechnik und Kopfhörern.
Großer kleiner Bruder
Seit einiger Zeit gibt es bei Beyerdynamic nun auch Kopfhörerverstärker im Portfolio. Der A 20 ist der jüngste Spross der Familie und erbt diverse konzeptionelle Ansätze, die bereits im gut beleumundeten Topmodell A 1 verwirklicht wurden, wie beispielsweise den Class-AB-Verstärkungsmodus oder den weitgehenden Verzicht auf integrierte Schaltkreise. In der Endverstärkungssektion setzt man auf ein komplett diskretes Schaltungslayout mit selektierten Bauteilen. Ein wenig gespart wurde im Vergleich zum A 1 hingegen beim Netzteil: Der A 20 erhielt
ein Schaltnetzteil anstatt eines Ringkerntrafos. Das hat aber auch Vorteile: Es kann ohne Umschalterei Spannungen zwischen 100 und 240 Volt aufnehmen – und dem A 20 liegt sogar ein zweites Netzkabel für typische 110-Volt-Steckdosen bei.
Kern & Kompetenz
Was kann der A 20? Genau eines: Line-Signale kopfhörergerecht aufbereiten und verstärken sowie – gerne auch parallel – über zwei frontseitige 6,3-mm-Klinkenbuchsen der Marke Neutrik ausgeben. Ende Gelände! Auf der Rückseite wird das eingespeiste Signal hart verdrahtet zu Paar Cinch-Ausgangsbuchseen durchgeschleift. Der A 20 muss also weder eingeschaltet noch am Netz sein; das Signal liegt stets auf den Ausgangs-buchsen an.
Gar nicht divenhaft
Wie klingt’s? Zugegeben, ich wollte dem kleinen Freund ein wenig auf den Zahn fühlen und konfrontierte ihn gleich einmal mit einem Kopfhörer, der locker das Doppelte des A 20 kostet, nämlich dem Audez’e LCD-2. Dieser magnetostatische Flächenstrahler darf durchaus als eine kleine Diva bezeichnet werden, belohnt aber die Mühen, ihm ebenbürtige Quellen und Verstärker zur Seite zu stellen, mit einem ungemein saftigen Bass, einer quicklebendigen Dynamik und großzügiger Räumlichkeit.
Doch was soll ich sagen? Der Beyerdynamic- Amp trieb dem LCD-2 vom ersten Ton ab jegliche Allüren aus – tatsächlich, das ungleiche Paar marschierte gleich Hand in Hand los. Zu hören gab’s Stéphane Huchards Album Panamerican, spannende, schlagzeugbetonte Fusion-Musik, gereicht per USB-Stick über den Bryston BDP-2 Player (siehe auch gesonderten Bericht in dieser FIDELITY-Ausgabe), gewandelt mit dem Audiolab 8200CDQ Pre-DAC. Tonal agiert der A 20 blitz-sauber und frisch, er reicht auch heftige Schlagzeugimpulse praktisch verzögerungsfrei an den Kopfhörer weiter und gefällt durch ein sehr klares, transparentes und detailreiches Klangbild. Der interne Kopfhörerverstärker des Audiolab 8200CDQ, der preisklassenbezogen auch nicht übel ist, klang im Vergleich etwas weniger zupackend, konnte dafür einen Zacken mehr bei der Bühnendarstellung punkten – letztlich eher eine Geschmacks- als eine Qualitätsfrage.
Ich ließ den A 20 dann zum Spaß auch einmal gegen den Auralic Taurus antreten, der mit 1700 Euro aber satt mehr als das Dreifache kostet. In Sachen sauberer Tonalität und Grob- wie Feindynamik muss sich der A 20 jedoch – und das ist respektabel – hinter dem Taurus überhaupt nicht verstecken. Es ist eher der Bereich der plastischen Raumabbildung, in dem der Taurus dann doch die Nase vorn hat, was andererseits jedoch so richtig erst bei hochauflösender Musik jenseits des Redbook-Standards hörbar wird.
Kurz und grün: Der Beyerdynamic A 20 agiert nach dem Motto „Wir tun, was wir können“ – nicht mehr, nicht weniger, ohne Schnörkel, aber mit Verve und Spielfreude. Prima!