Beyerdynamic – 100 hoch zwei
Manche HiFi-Größen sind bereits so fest etabliert, dass es sich anfühlt, als wären sie einfach schon immer da gewesen. Bei Beyerdynamic kommt das tatsächlich auch annähernd hin: In diesem Jahr wird der legendäre Kopfhörer- und Mikrofonhersteller 100 Jahre alt.
Die Entstehung der Firma haben wir in gewisser Weise der Oktoberrevolution zu verdanken: Für die Familie des 1903 in Stockholm geborenen und in St. Petersburg aufgewachsenen Eugen Beyer war sie der Anlass, nach Schweden zurückzukehren, von wo aus Beyer Anfang der 1920er Jahre nach Berlin kam – zu dieser Zeit ein fruchtbarer Nährboden für Pioniere der Rundfunktechnologie. Beyer sah seine Chance in der Entwicklung von Kinolautsprechern und gründete zu diesem Zweck 1924 die „Elektrotechnische Fabrik Eugen Beyer“. Bereits ein gutes Jahrzehnt später entstand das vielleicht berühmteste Produkt der Marke: 1937 wurde mit dem DT48 der erste dynamische Kopfhörer eingeführt, der durchgehend bis 2012 produziert wurde. Der nächste Meilenstein folgte zwei Jahre später mit der Einführung des Mikrofons M19.
Der Zweite Weltkrieg brachte mit der Zerstörung des Berliner Werkes den ersten schweren Einschnitt. Bereits 1948 war das Unternehmen jedoch wieder auf den Beinen, wenn auch nun an einem neuen Standort in Heilbronn. Hier entstand 1953 der DT49 „Stielhörer“, der untrennbar mit dem Phänomen der „Plattenbars“ in Verbindung steht.
1959 dann ein weiterer Schlag: Im Alter von nur 56 Jahren verstarb Eugen Beyer unerwartet, woraufhin sein damals 26-jähriger Sohn Fred R. Beyer das Unternehmen übernahm und für über 40 Jahre an dessen Spitze bleiben sollte. Nachdem das Unternehmen 1960 seinen Firmensitz innerhalb Heilbronns auf den heutigen Standort verlegt hatte, erfolgt einige Jahre später die Änderung des Namens zu „Beyer Dynamic“ und später schließlich zur heute bekannten Schreibweise.
Unter der Ägide von Fred R. Beyer entstanden zahlreiche Innovationen: In den frühen Jahren ist etwa das 1963 eingeführte Richtmikrofon M88 zu nennen, das als einziges Mikrofon beim Besuch der englischen Königin Elizabeth II eingesetzt wurde, oder das E-1000, das die Beatles 1966 auf ihrer Deutschlandtournee verwendeten. In den 80er Jahren entstanden die legendären Kopfhörermodelle DT 770, DT 880 und DT 990, die dank ihrer Klangeigenschaften wie auch ihres optischen Wiedererkennungswertes bis heute die Markenwahrnehmung von Beyerdynamic prägen.
Auch wenn Fred R. Beyer als letzter direkter Nachkomme des Firmengründers das Unternehmen leitete, befindet sich der Hersteller nach wie vor im Familienbesitz. Mit dem aktuellen CEO Andreas Rapp an der Spitze schreibt das Unternehmen seine Erfolgsgeschichte nahtlos fort: Mit inzwischen über 500 Mitarbeitern hat Beyerdynamic 2021 die psychologisch wichtige Umsatzmarke von 100 Millionen Euro geknackt – wir dürfen also gleich zu zwei vollen Hunderten gratulieren!