Norddeutsche Hifi Tage 2014
Best Of Show?
von Cai Brockmann & Ingo Schulz
Wie, bitteschön, ermitteln wir die „Best Of Show“? – Indem wir total subjektiv auswählen. Glück können dabei eigentlich nur diejenigen Aussteller haben, die zufällig zur richtigen Zeit die richtige Musik für die richtigen Besucher spielen, und das auch noch mit dem „richtigen“ Sound. Völlig klar also: Die Auswahl ist eine völlig ungerechte Angelegenheit; der „Gelbe Engel“ ist nichts dagegen.
Und damit zu unseren persönlichen Favoriten der Norddeutschen HiFi Tage 2014. Sofern Sie die Messe selbst besucht haben, dürfen Sie sich gerne über diese Auswahl aufregen und dagegenwettern. Falls nicht: Kommen Sie einfach nächstes Jahr vorbei und erklären Sie Ihre eigenen Lieblinge. Es lohnt sich so oder so, das klangliche Niveau der Präsentationen ist durchweg bemerkenswert. Und noch eines: Die Reihenfolge unserer diesjährigen Favs ist keine wie auch immer geartete Qualitätsaussage, sondern entstand beim Revue-passieren-lassen mehr oder weniger zufällig.
So, jetzt aber:Duevel glänzte mit den beiden kleinsten Modellen – die größeren waren entspannterweise gleich zu Hause geblieben – insbesondere an den feinen französischen Edelröhren von Audiomat. Markus Duevel erlaubte sich aber auch regelmäßig den Spaß, die kleinen Planets von einem TEAC-Mini-CD-Receiver zu befeuern, den er hinter einer Tonbandmaschine quasi versteckt hielt. Im konkreten Fall spielten dann 1000 Euro – für alles zusammen! CBs Favorit für Small Money & Big Sound. Einfach verblüffend.Sehr stimmig und musikalisch gehaltvoll klang es bei Input Audio. Bernd Hömke steuerte ein Pärchen Harbeth Compact 7 mit dem neuen kleinen CD-Player Evo 50 von Creek und dem passenden Vollverstärker an; Elektronik für zusammen kaum 2000 Euro. Natürlich war beim Wechsel auf das dicke Palmer-Analoglaufwerk und eine starke Vor/End-Kombi von Cary Audio noch spürbar mehr Saft und Souveränität im Spiel, aber bitte, zum mehrfachen Preis ist das auch kein Wunder. Außerdem bemerkenswert: Bernd Hömkes abwechslungsreiche Musikauswahl.
Bei Avitech sind wir bis zur letzten Minute der Messe wie selbstverständlich davon ausgegangen, hier hätten neue PMC-Lautsprecher an bewährter Bryston-Elektronik gespielt. Doch Fehlanzeige: Auch die Schallwandler kamen aus dem Hause Bryston – brandneue Eigenentwicklungen, die in Konkurrenz zu den (wie von Avitech-Barista Heinrich Schläfer gewohnt) besten Kaffeespezialitäten der Messe traten. Gleich mehrmals „mussten“ wir übrigens den Avitech-Raum entern, angelockt durch ansteckende Musik (Tower of Power, Deep Purple) in würdiger Lautstärke bis in den Flur. Da musste man dann einfach nachzuschauen, ob alles in Ordnung ist … Und siehe da, es war. Und der Espresso natürlich auch.Progressive Audio hatte ambitionierte Eigenentwicklungen namens „Extrem 1“ am Start, befeuert von hauseigener Elektronik. Ralf Koenen zauberte mit einem Koaxial-Chassis aus einem kompakten Acrylgehäuse einen verblüffend großen Klang. Die Lautsprecher werden komplett in Deutschland gefertigt und wirken mit knapp 4000 Euro alles andere als teuer. Diese Schätzchen werden wir genau im Auge behalten.Das Team von Audio Reference schaffte es mehrfach, mit Sonus Faber, Wadia, Audio Research und EAT ordentlich Applaus nach dem Ende einer Vorführung einzuheimsen. Ein gutes Zeichen? Definitiv! Es war aber auch wirklich begeisternd, wie die relativ kleinen Sonus-Faber den ziemlich großen und stets bestens besuchten Raum im Griff hatten.Ascendo faszinierte in Verbindung mit Clearaudio-Komponenten und „Monsterröhren“ von CAT (Convergent Audio Technology) vor allem mit superräumlicher Präzision. Ein ganz klarer Favorit, nicht nur von Ingo Schulz.Heiner Basil Martion präsentierte seine originellen, meisterhaft abgestimmten Hornkonstruktionen mit Minimal-Transistorelektronik. Das dynamisch geradezu explosive Vergnügen belebte nicht zuletzt auch dank erfrischend aufrührerischer Musikauswahl.
Beim Tonstudio-Profi Geithain ME waren die großen Modelle 901K im Dauereinsatz. Hier betätigte sich Dr. Christian Feickert als DJ an seinen eigenen Plattenspielern und sorgte mit ordentlicher Vinyl-Software für reichlich Saft & Kraft – und für gute Laune unter den Zuhörern.Eine Art historisch angehauchtes „Big System“ lieferte die große Anlage von Goldnote. Hier waren XL-Komponenten plus XL-Boxenkisten immer für reichlich Old-School-Musikspaß gut. Es klang auch bei sehr gehobenen Pegeln extrem relaxed und durchhörbar. Goldnote war damit zum wiederholten Mal auf einer Messe ein verlässlicher Klanghammer, den CB in den beiden Tagen gleich mehrfach ansteuerte.Auch Wolf von Langa schaffte es mit seinen offenen Schallwänden, bestückt mit den hauseigenen fremderregten Treibern, den kompletten Raum mühelos und „groß“, dabei absolut leichtfüßig und mit greifbarer Kontur mit Musik zu füllen. Ein echtes Erlebnis.Burmester Audiosysteme bot ganz großes Kino für die Ohren und bestach mit einem unglaublich erwachsenen, souveränen Sound. Auch hier gab’s Applaus für eine – für nicht wenige sogar DIE – herausragende Vorführung der Norddeutschen HiFi-Tage 2014.Die besten Kaffeespezialitäten gab’s unbestritten bei Avitech (Bryston), wo sich Hobby-Barista Heinrich Schläfer hinter seiner mobilen und professionellen Küchenzeile zu immer neuen Höchstleistungen aufschwang. Und auch hier galt: Eine gute Show!