beaudioful RÄCK-R
Dass wir bei HiFi überhaupt von Klischees sprechen wie dem „Women Acceptance Factor“ (WAF), liegt neben ausladenden Lautsprechern vor allem an Rack-Systemen, die eher an Altare als an Möbelstücke erinnern. Dabei ist auch der Hörraum ein Wohnraum. Beaudioful-Gründer André Schwager hat sich vorgenommen, für Abhilfe zu sorgen: Seine RÄCKs sind so ziemlich das Schönste, was einer Kette aktuell unterkommen kann – und auch klanglich halten sie, was die Optik verspricht.
In aller Kürze:
Das beaudioful RÄCK-R sieht nicht nur unverschämt gut aus, es „klingt“ auch vorzüglich und besitzt eine Verarbeitungsqualität, die selbst höchstwertigen Komponenten schmeichelt.
Wie schön, dass man versierten FIDELITY-Lesern den Sinn und Zweck eines HiFi-Racks gar nicht erst erläutern muss: Sofern sein Entwickler weiß, was er tut, führt es Schwingungen und Resonanzen aus Komponenten ab und sorgt zugleich dafür, dass weder Tritt- noch Körperschall – hauptsächlich von den Lautsprechern – von außen auf sie einwirken können. Mit diesen Grundkenntnissen war auch André Schwager vertraut, als er einen hobbyistisch motivierten Nebenjob bei einem HiFi-Händler antrat. In seinem eigentlichen Leben arbeitete der studierte Fahrzeugtechniker bei Audi, betätigte sich dort als Studiodesigner. In dieser Funktion nimmt man die technischen Vorlagen anderer Ingenieure entgegen und versucht sie so zu verpacken und in PKW-Konzepte einzubinden, dass sich das Ergebnis auch sehen lassen kann – ein nicht unwesentlicher Aspekt bei einem Auto. Kein Wunder, dass jemand mit diesem Hintergrund auf die meisten HiFi-Regale mit Kopfschütteln reagiert. Er schätze es, wenn Dinge technisch einwandfrei funktionieren, erzählt er mir bei seinem Besuch in der Redaktion. Aber noch besser gefiele es ihm, wenn sie dabei auch noch gut aussehen. Und viele Racks – eher als Basis für einen HiFi-Altar gestaltet – fallen beim Lifestyle-Check durch.
Genau unter dieser Prämisse begann er an eigenen Konzepten zu tüfteln. Die klaren Linien und der konzentrierte, aufs Erforderliche reduzierte Aufbau seiner Möbel waren von Anfang an nahe an den heutigen Modellen. Die „technischen Innereien“, falls man bei einem Rack von so etwas sprechen kann, erforderten freilich ihre Zeit und zahllose Experimente. Zuerst fertigte André Schwager vergleichsweise simple MDF-Konstruktionen, die allmählich immer ausgeklügelter wurden. Mit der Zeit lernte er, wie sich die unterschiedlichen Holzsorten auf den Klang der Komponenten auswirken, was dazu führte, dass er die Ebenen seiner Racks wie Instrumente auffasste und immer häufiger zu Massivholz griff. 2017 kam schließlich anlässlich des ersten Messeauftritts der Name „beaudioful“ und damit auch die offizielle Firmengründung hinzu. Den Markennamen können Sie übrigens aussprechen, wie Sie möchten: Er verbindet das englische „beautiful“ mit „be audioful“, was man mit „sei klangvoll“ übersetzen könnte. Beide Wortlaute sind genehm, alles dazwischen spricht für Ihre Kreativität.



Unser Test-Rack, das beaudioful RÄCK-R, markiert einen Bruch in der bislang vergleichsweise linearen Entwicklung. Weg vom reinen Echtholz erklimmt es mit seiner komplexen Schichtung von HDF- und Massivholzplatten die nächste Evolutionsstufe. Zwei mal sechs Ebenen verschiedener Materialien und Stärken werden aufeinandergeleimt – innen liegen vergleichsweise weiche Schichten, nach außen werden die Materialien immer härter. Den Abschluss bilden an der Ober- und Unterseite zwei Beläge aus Linoleum. Der Naturwerkstoff steht dem RÄCK optisch hervorragend und dient zugleich als elektrisch nicht leitfähiger Isolator. Zu dieser Konstruktionsweise, so André Schwager, sei er nicht nur durch seine Materialkenntnisse, sondern auch vom Flugzeugbau inspiriert worden: Auch dort verschnüre man einen möglichst leichten Kern in eine extrem stabile Außenhülle. Die Wirkung ist hier freilich eine andere: Die harten äußeren Schichten nehmen Schwingungen auf und leiten sie ins Innere, wo sie sich in den weicheren Materialien totlaufen können. Für die optische Finesse des RÄCK-R sind neben dem sympathischen hoppelhasigen Firmenlogo vor allem die umgebenden Zargen aus Echtholz verantwortlich. Die farbenfrohe Deckplatte aus Linoleum bildet einen grandiosen Kontrast. Erhältlich ist das Material in einer ganzen Palette gedämpfter Farben, wobei wir auf Anhieb in das knallige Orange unseres Testmusters verliebt waren. Die Unterseite unserer Böden war übrigens in Pastellgrün gehalten. Da die Böden symmetrisch aufgebaut sind, könnte man die Farbe bei eintretender Orange-Übersättigung einfach wechseln.

Getragen werden die Ebenen von massiven Aluminiumträgern, die mit je einer riesigen Schraube am RÄCK-R fixiert sind. Zwischen jedem Träger und seiner Verankerung im Rackboden sitzt ein hauchdünnes Absorberplättchen, das zwar trivial wirkt, jedoch enormen Anteil an der Dämmung und Isolation der Böden habe, wie André Schwager erklärt.
Unser Rack basiert auf einem „35 + 10“-Element (10 cm Bodenabstand, 35 cm Luft zur zweiten Ebene), zwei Böden mit Maßen von 120 x 50 Zentimetern, die über ihre vier Träger direkt miteinander verschraubt wurden. Der Rahmen ruht auf Messingspikes mit M6-Schraubfassung in mitgelieferten Bodenschonern, an deren Unterseite kleine Filzpads angebracht sind. Da das M6-Format bei HiFi eher ungewöhnlich ist, lassen sich die Spikes nicht so einfach durch handelsübliche Alternativen ersetzen. Das sei ihm bewusst, erläutert André Schwager, doch hätten sie sich trotzdem für die kleinere Fassung entschieden, um die Aluprofile möglichst schlank und elegant zu halten – die Optik erhielt in diesem wie in anderen Aspekten den Vorzug. Und eigentlich gibt es keinen Grund für einen Wechsel: Die auch in Edelstahl lieferbaren Spikes funktionieren mit ihrem Fixierring im Kontext des RÄCKs tadellos. An der Oberseite der vier 35 + 10-Träger sitzen übrigens kleine Bohrungen, in die abgeflachte Gewindestifte eingelassen wurden. Diese dienen als Auflage für die Spikes der abschließenden dritten Ebene. Kunden hätten berichtet, dass hier etwas Tuning-Potenzial schlummere: Der exakte Sitz der Gewindestifte entscheide darüber, wie stabil der obere Boden aufliegt. Ganz gerissene Klangtüftler hätten sie bereits gegen Exemplare aus POM getauscht, was klangliche Vorteile gebracht habe.

Auch abseits der Feinjustage kann man sich – vor allem vor dem Kauf – mit zahllosen Aspekten des RÄCK-R auseinandersetzen. Neben den Linoleum-Farboptionen, der Holzvariante der Zargen oder Aluträgern in Schwarz oder Silber sind die Böden in drei Breiten von 60, 120 und 180 Zentimeter lieferbar – genügend Variablen für eine gänzlich individuelle Gestaltung des RÄCK-R. Der Einstieg für eine mittlere Ebene (120 cm) liegt bei rund 3100 Euro. Unsere Basis (35 + 10) schlägt mit ihren zwei Ebenen mit etwa 6500 Euro zu Buche – durchaus verdaubar, berücksichtigt man die Maßanfertigung und das Finish auf Bestellung. Unser gesamtes Test-RÄCK liegt mit 9800 Euro knapp unterhalb der magischen fünfstelligen Schallgrenze und schlägt sich damit mit seinen sechs Stellplätzen für durchaus sehr große Komponenten im Umfeld der Luxus-Racks hervorragend.

Das können wir ihm übrigens auch klanglich bescheinigen. In unseren Versuchen kamen unterschiedlichste Geräte zum Einsatz, wobei wir (in Ermangelung eines Röhrenverstärkers) erneut feststellen konnten, dass vor allem DACs und Streamer von einem soliden Stand profitieren. Unser Test-Triptychon T+A SDV 3100 HV/Lyravox LyraKore Duo+ und Lumin P1 Mini musizierte auf dem RÄCK-R herrlich erdig und gewann gegenüber allerlei eilig herbeigeholten Tischchen stets an innerer Ruhe, Präsenz und Abbildungsschärfe. Natürlich haben wir auch andere HiFi-Racks zum Vergleich hinzugezogen. Das Finite Elemente Pagode Master Reference Mk II etwa, in dem unsere Player einen Hauch luftiger wirkten, was aber abseits dieses Geschmacksunterschieds in einer vergleichbaren Klasse liegt. Ein Unterschied zwischen beiden Racks besteht eher in den Konzepten: Das Pagode ist modularer, kann pro Stellfläche mit individuell belastbaren und beschaffenen Böden ausgerüstet werden, während das beaudioful RÄCK-R sich als optisch konfektionierbares Möbelstück versteht, mit dem sich die HiFi-Kette nahtlos ins „Schöner Wohnen“-Ambiente einbettet.
Info
HiFi-Rack Beaudioful RÄCK-R
Konzept: schweres HiFi-Rack mit Mehrschichtböden und zahlreichen optischen Anpassungsmöglichkeiten
Material: je Boden insgesamt 12 Schichten aus HDF, Echtholz und Linoleum
Ausführungen: neben zahlreichen Linoleumvarianten sind Zargen aus Hölzern wie Eiche und Walnuss verfügbar, die Aluminiumträger werden in Alu natur und Schwarz eloxiert angeboten. Auf Anfrage (und gegen Aufpreis) ist praktisch alles machbar
Maße: m Standardprogramm 60, 120 oder 180 x 50 cm, Einstellhöhen in 5-cm-Schritten; Sondermaße gegen Aufpreis lieferbar
Garantiezeit: 2 Jahre
Preise: ab 2100 € (eine Ebene, 60 x 50 cm), 35 + 10-Modul um 6500 €, Testausführung um 9800 €
Kontakt
beaudioful
Schloßstraße 29
38871 Ilsenburg
Telefon +49 176 81328213
info@beaudioful.com
Mitspieler
CD-Player: Audio Note CD 3.1x
Streamer/Mediaplayer: Lumin P1 Mini, Lyravox LyraKore Duo+
Vorverstärker: T+A PSD 3100 HV
Endverstärker: Burmester 216
Vollverstärker: Aavik I-580
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Marten Parker Quintet
Kabel: WestminsterLab, AudioQuest
Rack: Finite Elemente, Solidsteel