Axxess Forté 2 Streaming-Vollverstärker
Alle blicken auf die Superlative: Kraftvolle Boliden mit gewichtigen Preisschildern sind unerreichbar, machen aber an. Die Audio Group Denmark kann dieses Segment bedienen wie kaum ein anderer Hersteller. Nun packen die dänischen Durchstarter die Technik ihrer Großen jedoch in ein erschwingliches Komplettpaket. Ist der Axxess Forté 2 gar das Gerät des Jahres?
In aller Kürze:
Kompakt, puristisch und doch mit allem Sinnvollen ausgestattet und obendrein klanglich ausgefeilt wie stimmungsvoll: Für uns ist der Axxess Forté 2 eines der großen Highlights des Jahres!
Ein Besuch im Norden Dänemarks ist immer eine Reise in den audiophilen Erlebnispark. Die Hallen der Audio Group Denmark (AGD) gewähren Einblicke in die ausgefeilte Produktion der vier Hausmarken Ansuz, Børresen, Aavik und (neuerdings) Axxess. Sie sind überdies gespickt mit hervorragenden Hörräumen und einem kleinen Pub. Wer noch genauer hinsieht, kann in dunklen Ecken und Winkeln ablesen, an was die High-End-Manufaktur gerade werkelt und forscht. Michael Børresen und sein Team sind viel zu umtriebig, als dass sich alles verstecken ließe. In einer winzigen Messkabine konnten wir bei unserem letzten Besuch im Dezember 2022 etwa sehen, dass die Klangtüftler mit Breitband-Klassikern von Celestion und Co. herumspielten. Im vertraulichen Gespräch geht Børresen ebenfalls verblüffend offen mit seinen Gedanken um: Er arbeite gerade an einem Retro-Lautsprecher, ließ er uns wissen, Details könne er aber nicht verraten, alles noch vertraulich. Dann hüpfte er von einem Bein aufs andere und eilte schließlich doch ins Büro, um eine Mappe mit ersten Renderings zu holen – Meinungen, bitte.
Alle Ideen und Gedanken wiesen auffällig in eine Richtung: Mit ihrer komplexen Fertigungstechnik, der haptischen, optischen und technischen Raffinesse und den teils Jahre dauernden Entwicklungszeiten weist das Preisbarometer der AGD nach oben.
Davon konnten wir uns mehr als deutlich überzeugen: Bei unserem Besuch stand alles im Zeichen der 880er-Familie nebst Peripherie, die wir Ihnen in Form des integrierten Aavik I-880 oder des Stromverteilers Ansuz D-TC3 bereits vorstellen konnten.
Vielleicht um zu demonstrieren, dass man hausintern trotzdem ein Gespür für die Marktsituation besitzt, wurden wir am Ende des Besuchs Zeugen eines interessanten Schauspiels, über das wir absprachegemäß schweigen mussten – bis jetzt: Die Entwickler trugen ein kleines Holzbrett in den Hörraum und platzierten eine improvisierte Elektronik nebst heißkleberfixiertem Display auf dem Rücken eines I-880. Augenblicke später erfüllten Børresens hochkarätige Kompakte M1 den Raum mit wohligen Schwingungen, die uns in die Musik saugten. Was auch immer das war, es spielte – so unser erster Eindruck – nicht weit entfernt vom I-880. Etwas weniger ausgefeilt und detailverliebt vielleicht, doch in puncto Timing und Raumabbildung swingte das experimentelle Gerät mit jener unüberhörbaren Coolness, die alle Aaviks auszeichnet. Sonderlich vertiefen konnten wir unsere Eindrücke nicht, da die Apparatur bereits nach wenigen Tracks ausstieg. Das war absehbar: Anders als die superbe Signalverarbeitung bestand die Programmierung noch aus einem asynchronen Sammelsurium von Quellcodes. Was uns jedoch aufhorchen ließ, war ein Nebensatz von Firmengründer Lars Kristensen: „Wir bringen das vielleicht zur Messe als All-in-one-Komponente – für irgendwas um 5000 Euro.“
Der Preis allein mag für einen kleinen Streaming-Receiver nicht nach reinrassiger Kaufklasse klingen. Die Geräte der Dänen sind und bleiben exklusives Spielzeug. Die klangliche Nähe zum Charakter eines I-880 oder zu Komponenten wie dem Streamer S-580 ließ uns trotzdem aufhorchen. Wer die großen Maschinen des Herstellers kennt, weiß genau, was ich meine.
Am Ende ist es freilich nicht bei der Verheißung einer Einzelkomponente geblieben. Auf den letzten Drücker brachte Michael Børresen noch ein „Ich hätte da ein, zwei Ergänzungen“ in das neue Komplettsystem ein. Das führte dazu, dass Forté, wie das schöne Kind nun heißt, in einer Version 1 (um 5000 Euro), Version 2 (unser Muster, um 7500 Euro) und Version 3 (um 10 000 Euro) in den Handel kommt. Der Unterschied zwischen den Dreien ist analog zu den anderen Modellen der Dänen: Das Trio besitzt mit steigender Ziffer eine wachsende Zahl von Tesla- und Dithering-Schaltkreisen, die aufwendig in Handarbeit gewickelt und eingelötet werden und entsprechende Kosten verursachen – auch die Forté-Modelle werden vor Ort in Aalborg gefertigt. Bei unserer „Nummer zwei“ sind es immerhin 72 aktive Teslaspulen, 144 Passivspulen (ins Platinenlayout geprintet), vier Teslaspulen aus dem kostbaren Wundermaterial Zirkonium sowie sechs Dithering-Schaltkreise. Puh! Der kleinere Forté 1 hat von allem etwa die Hälfte, der größere 3 ungefähr ein Drittel mehr – außerdem besitzt er eine massive Bodenplatte aus reinem Kupfer, die er direkt aus dem I-880 übernimmt.
Der Sinn hinter alledem? Erlauben Sie mir eine Exkursion. Michael Børresen nutzt die verschiedenen Tesla- und Dither-Schaltungen um, wie er sagt, mehr Information aus der Musik zu kitzeln. Die Spulen dienen dazu, das Signal in seiner Gänze auf der Zeitachse zu modulieren. Stellen Sie sich einfach vor, Sie blicken auf ein Bergpanorama und ein Baum versperrt einen Teil Ihrer Aussicht. Sie neigen den Oberkörper erst zur einen, dann zur anderen Seite und sehen auf diese Weise auch das, was dahinter verborgen liegt. Wir waren so frech, einen unserer Ansuz Sparkz TC2 an das Gecom-Messlabor zu senden mit der Bitte, den inkludierten Schaltungen auf den Grund zu gehen. Tatsächlich ergaben die Messungen noch einen weiteren Effekt: Die insgesamt 12 Spulen des Sparkz fügen ein leises Rauschen unter das Musiksignal, dessen Pegel an der Grenze des Messbaren liegt. Grundsätzlich eine Signalstörung, die mit ihrer diffusen und somit harmonischen Struktur jedoch unregelmäßigere Störungen und kleinere Resonanzen überlagert. Stellen Sie sich einfach vor, Sie überpinseln einen winzigen Fehler auf einem Gemälde mit einem Tupfer, der farblich zum Bild passt. Das Ganze erklärt zugleich, warum viele Spulen besser sind als wenige: Je mehr davon im Gerät stecken, desto dichter und harmonischer wird das Rauschen. Bleibt abschließend noch zu ergänzen, dass der Prototyp im ADG-Hörraum noch keine einzige dieser Spulen besaß – ein einsamer Ansuz Sortz am Gehäuserücken diente als Ersatz.
Und hier der Beweis: Es gab das im Artikel erwähnte Küchenbrett mit Elektronik wirklich. Das Bild hält den Augenblick fest, als Lars Kristensen (Mitte) ein letztes Mal versucht, Kontakt zum Streamer des „Forté 0“ aufzunehmen. Kurz darauf war unsere Session beendet. Die unfertige Programmierung erwies sich als zu störrisch für einen längeren Hörtest, was in dieser Entwicklungsphase aber normal ist.
Wie Sie in unserem Schnappschuss erkennen, sind die Signalein- und Lautsprecherausgänge in diesem Stadium noch seitlich angeordnet. Unübersehbar existiert aber schon das Flachbandkabel für die Systemsteuerung, das Sie auch im unteren Drittel unseres Testgeräts (links) entdecken können. Prinzipiell ist der Aufbau geblieben: Schon der Prototyp besaß eine Hauptplatine mit allen wesentlichen Funktionen inklusive Netzteil und der kleinen schwarzen Streaming-Platine. Die Endstufen waren auch damals schon auf einem separaten Board untergebracht. Die Lautsprechersignale wurden aber noch über schwarz/rot-verdrillte Strippen geleitet. Die sind heute schwarz ummantelt. Kurz vor den Boxenabgriffen können Sie im Forté 2 kleine schwarze „Knubbel“ erkennen, die sich – sehr viel größer – auch an den LS-Kabeln und verschiedenen Signalstrippen von Ansuz finden. Was dem Prototypen noch fehlte, waren die beiden gestapelten Platinen mit den Dither- und Teslaschaltkreisen – die Aufgabe erfüllte ein einsamer Sortz-Noisekiller.
Ein letztes Wort noch zum Gehäuseaufbau, den Sie links gut erkennen können: Wie viele seiner Aavik-Vorbilder sitzt der Axxess Forté 2 in einer Metallwanne, die zu allen Seiten in unterschiedliche Materialien gehüllt ist. Den oberen und unteren Abschluss bilden Metalldeckel, auf die Holzplatten verschraubt sind. Nur die Endstufen sitzen auf einem zusätzlichen, verstärkenden Metallrahmen – all das dient der Resonanzkontrolle.
Jetzt haben wir viel gesprochen, ohne auch nur ein konkretes Wort über den Forté 2 zu verlieren. Das ist grundsätzlich auch nicht schlimm, da das Gerät an sich schnell abgehandelt ist. Alle drei Forté-Versionen sind abgesehen von ihrer Spulendichte vollkommen identisch: Es handelt sich um Streaming-Receiver mit einem analogen Eingang (Cinch) sowie drei Digitalzugängen (optisch, BNC und USB). Gestreamt wird via LAN, WLAN lässt sich ggf. mit einem handelsüblichen USB-Dongle nachrüsten. Als Abgriffe dienen ein Paar hochwertiger Lautsprecherbuchsen, ein geregelter Pre-Out sowie eine 6,3-Millimeter-Kopfhörerbuchse. Die Ausgangsleistung liegt dank kraftvoller Class-D-Module nach Aaviks hauseigener UMAC-Rezeptur bei stattlichen 2 x 100 Watt an 8 Ohm. Damit bekommt der smarte Verstärker auch kniffligere Lautsprecher in den Griff. Der Kopfhörerabgriff ist derweil keine abgeschwächte Variation der Hauptverstärker, sondern besitzt einen eigenen Class-A-Treiber mit ordentlich Saft bei geringsten Verzerrungen. Selbst an einem Schwergewicht wie Dan Clarks Expanse tönt der Forté exzellent, natürlich und dynamisch.
Das gefällige Design stammt aus der Feder von Flemming Rasmussen und repräsentiert eine kantigere Variation von Aaviks 180/280/580er-Optik. Das Gehäuse besitzt klare Linien mit faszinierenden Details wie den „X“-Prägungen an den Seitenwangen. Am coolsten fanden wir den Pegelsteller, dessen „Pfeilung“ man als Marschbefehl verstehen darf: Lauter! Auch konstruktiv orientiert sich das Gehäuse an den Aavik-Vorbildern: Der innere Metallkern wird von aufgesetzten Wangen (nichtmagnetisches Metall) sowie Decken- und Bodenlagen aus Holz im Resonanzverhalten optimiert. Die Füße und verschraubten oberen Fußaufnahmen greifen vorweg, dass es wohl nicht bei den drei Fortés bleiben wird: Die Axxess-Komponenten sind als stapelbare Stapelware ausgelegt.
Wenn es am Konzept überhaupt etwas zu mäkeln gibt, so sei die mangelnde Kommunikation des Herstellers erwähnt: Die Dänen sind äußerst mitteilsam hinsichtlich der zugrundeliegenden Technik, doch zu den Fähigkeiten von DAC und Streamer schweigen sie ebenso wie bei ihren Aaviks. Wir können via Trial-and-Error bestätigen, dass der Forté hochbitfähig ist. 24/192 spielt er störungsfrei ab. Außerdem kommuniziert er mit einer großen Bandbreite von UPnP/DLNA-Apps, er reagiert auf Spotify und Tidal Connect und eine Roon-Zertifizierung soll bald folgen. Das mag Teil des „konvenienten“ Konzepts sein: Drücken Sie „Play“ und machen Sie sich keine weiteren Gedanken … sollte der Forté Details wie MQA oder DSD durch Kniffe wie DoP bewältigen, dann macht er das unauffällig und völlig tadellos …
Klanglich habe ich mit den kurzen Impressionen unserer Dänemarkreise alles Wichtige gesagt: Obwohl Axxess draufsteht, steckt ein waschechter Aavik im Gehäuse. Der Forté 2 musiziert geradezu umwerfend gelassen und entspannt, er bildet Bühnen plastisch und geradezu greifbar ab, überspannt den Bogen aber nicht. Die Raumgröße hält sich streng an die Maßgaben von Mix und Master des Tonträgers. Tonal kann man die musikalische Neutralität des Receivers gar nicht genug loben: Als ich während des Tests Nick Caves „Idiot Prayer“ streame, hallt die Stimme des Barden weich und sämig durch den Raum. Man kann den Aufnahmesaal körperlich erfassen: Das gleichnamige Album wurde im leeren Konzertsaal eingefangen, dessen Dimensionen und Beschaffenheit sich begreifen lassen. Grob zumindest: Vermutlich um die hallende Leere etwas einzufangen, besitzt das Album ein herrlich warmes Timbre, das die Höhen minimal dämmt, jedoch keine Details verschluckt.
Direkt danach mache ich die Gegenprobe und spiele „Soma“ von den Smashing Pumpkins (Siamese Dream). Das Solo der Ballade ist wie beinahe alles, was die Pumpkins eingespielt haben, mit einem Fuzz-Verzerrer garniert, der über den Axxess Forté 2 herrlich kratzt und sticht und beißt. Bei dieser Gelegenheit stelle ich noch eine weitere Eigenschaft des Receivers fest, die ich auch an unseren Referenz-Komponenten der 580er-Linie schätze: Der Forté reproduziert audiophile Aufnahmen mit Liebe zum Detail und reizt die Fähigkeiten von Lautsprechern wie Wilson Audios Sasha DAW oder Audio Physics kompakter Spark aus. Er macht – vermutlich durch die hohe Leistung seiner Verstärker – selbst dann eine gute Figur, wenn es ruppiger zugeht und ultratiefe Frequenzen in den Hörraum drängen. Vor allem mit Komponenten, die sich als „wahrhaft audiophil“ verstehen, können rotzige Grunge-Titel oder „Loudness-Pop“ aller Epochen auch mal biestig und matt klingen. Der Forté 2 versteht sich bei aller Erlesenheit jedoch als diplomatischer Allrounder für die ganze Familie und für alle Gelegenheiten – schon allein dafür muss man ihn einfach liebhaben.
Info
Netzwerkreceiver Axxess Forté 2
Konzept: Streaming-Receiver mit Class-A-Kopfhörerverstärker und Tesla-Technologie
Eingänge analog: 1 x Cinch
Eingänge digital: 1 x USB-B (PC, Smart Devices), 1 x Toslink, 1 x BNC (S/PDIF), 2 x USB-A (Dongles)
Ausgänge analog: 1 x Pre-Out, Single-Wire LS-Abgriff, 6,3-mm-Kopfhörerausgang
Verstärker: 2 UMAC-Endstufen (Class-D)
Ausgangsleistung (8 Ω): 2 x 100 W
Besonderheiten: über 200 Tesla- und Ditherschaltungen, Sandwich-Gehäuse
Zubehör: Stromkabel, Fernbedienung
Ausführung: Schwarz
Maße (B/H/T): 37/11/42 cm
Gewicht: 8,1 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 7500 €
Kontakt
Audio Group Denmark
Rebslagervej 4
9000 Aalborg
Dänemark
info@audiogroupdenmark.com
Mitspieler
CD-Player: Audio Note CD 3.1x/II, Ayon CD-3sx
Netzwerkplayer/DAC: Aavik S-580 und D-580, Lumin X-1
Vollverstärker: Aavik I-580
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Audio Physic Spark, DALI Epicon 6
Rack: Finite Elemente, Solidsteel