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Auralic Altair G1.1

Auralic Altair G1.1

Klangmassiv

Auralic Altair G1.1

Der Auralic Altair G1.1 ist ein wahres Schwergewicht unter den Streamern und USB-DACs – und das bezieht sich auch auf seine Klangqualität.

Auralic Altair G1.1

In aller Kürze:
100 % Intuitiv und klanglich detailverliebt und kraftvoll.

Auralic Altair G1.1


Das chinesische Unternehmen Auralic gehört bereits zu den alten Hasen im Digital-Audio-Geschäft. Gegründet wurde es schon 2009 von Xuanqian Wang, seines Zeichens ausgebildeter Tonmeister und Elektroingenieur mit zusätzlicher Expertise am Konzertflügel, sowie dem studierten Soziologen und Marketingexperten Yuan Wang. Dabei ging es dem Gründerpaar von Anfang an darum, bestmögliche Produkte für das audiophile Streaming zu entwickeln. Denn im Streaming erblickten die beiden bekennenden Musikenthusiasten die Zukunft des Musik-Erlebens – und angesichts der erbarmungswürdig schwächelnden CD und des kleinen Vinylstrohfeuers scheint Streaming über die bekannten Streamingdienste oder das heimische Netzwerk das große Ding unserer Tage zu sein. Jedenfalls sind die Auralic-Köpfe und ihr Kompetenzteam von Anfang an auf Eigenentwicklungen konzentriert.

Bereits die Erstlinge – ein DAC und ein Kopfhörerverstärker – heimsten viel Lob ein, mit der Marktreife von Auralics Streamingplattform gelang dem Unternehmen dann der große Wurf. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine mehr oder weniger opulent ausgestattete App/Software, sondern tatsächlich um einen Einplatinenrechner ureigener Entwicklung, der den Namen „Tesla“ trägt. Und nein, es gibt keinerlei Verbindung zu dem Elektroauto-Konzern.

Auralic Altair G1.1
Der Auralic Altair G1.1 ist via App oder komplett am Gerät bedienbar. Das hochauflösende Display gibt polyglott – auch in Deutsch – und erschöpfend Auskunft.

Vielmehr stellt der Name eine Hommage an den genialen Erfinder Nikola Tesla dar, der seiner Zeit um Jahrzehnte voraus war. Jedenfalls bildet der Tesla, inzwischen deutlich rechenstärker als das Modell erster Generation, das Herzstück aller Streamingprodukte von Auralic. Zu nennen wären die Streaming-Bridge Aries G2.1 und ihr kleineres Geschwister G1.1, die Streaming-DACs Vega G2.1 und G1.1 sowie die beiden ebenfalls als Streaming-DACs kategorisierten Altair G2.1 und G1.1. Den Letztgenannten haben wir heute zum Test geladen. Altair wird „Alt-ha-ir“ gesprochen und ist der Name des zwölfthellsten Sterns des Sternbilds Adler; in sternklaren Nächten ist er auch ohne Teleskop zu sehen. Ein vergleichbar helles Licht will der Altair G1.1 im Audio-Netzwerk des Audiophilen sein. Dafür haben die Schöpfer des mit knapp 3000 Euro angebotenen Geräts auch einigen konstruktiven Aufwand getrieben.

Proprietäre Technologien

Der Altair G1.1 wird von Auralic als Vielzweckgerät beworben, das selbstverständlich das Streaming auch drahtlos via WiFi, Bluetooth und jetzt auch Apple AirPlay draufhat. Doch damit nicht genug, lässt sich das Gerät auch als hochwertiger USB-DAC und sogar als NAS/Musikserver oder Standalone-Spieler verwenden – sofern er mittels optionalem Festplatten-Einbaukit, das mit rund 120 Euro zu Buche schlägt, um einen internen Dauerspeicher – der kostet ebenfalls extra – erweitert oder über die HDD-Buchse an ein Speichermedium angeschlossen ist. Verfügt der Altair G1.1 über einen Festspeicher, lässt er sich auch als CD-Ripper verwenden. Dazu bedarf es nicht mehr als eines handelsüblichen, bitteschön hochwertigen USB-CD-Laufwerks, vielleicht von TEAC, und das Rippen ist nach nur wenigen Schritten – zur Bedienung später viel mehr – erledigt.

Auralic Altair G1.1
Im Inneren fällt der vergleichsweise kleine, besonders eigenrauscharme Trafo des aufwendigen Purer-Power-Linearnetzteils auf, das Gleichstromrauschen erheblich reduziert sowie eine sehr sorgfältige und kurzstreckige Verkabelung aufweist.

Das Herzstück des Geräts bildet wie erwähnt die Tesla-2-Hardware-Plattform, die von Auralic jederzeit gewartet, gegebenenfalls repariert oder verbessert werden kann – der Riesenvorteil, wenn ein Hersteller auf proprietäre Technik setzt. Ansonsten hält sich Auralic bedeckt und offenbart zu Tesla nichts. Aus gutem Grund, denn übelgesinnte Kopisten lauern auf der ganzen Welt. Sicher ist indes, dass der im Innern werkelnde selbst entwickelte DAC den bestens beleumundeten ESS Sabre ES9038Q2M mit der Digital-Analog-Wandlung betraut. Damit aber noch lange nicht genug. Um dem Jitter auch nicht die allerkleinste Chance zur Klangverschlechterung zu bieten, ist die verbaute Master-Clock mit 72 Femtosekunden getaktet, was summa summarum bedeutet: Dieser Wandler arbeitet praktisch jitterfrei. Umgehen lässt sich die interne Clock übrigens nicht. Auch wenn ein Reclocker wie der Mutec M3C Digitalsignale an den Altair G1.1 via AES/EBU, S/PDIF oder Toslink – die entsprechenden Digitaleingänge sind vorhanden – sendet, generiert der Streamer seine eigene Clock. Das ist allerdings in seinem Fall absolut in Ordnung.

Ein Wesensmerkmal der Tesla-Plattform ist ihre „ActiveUSB“-Technologie, die weit mehr als die asynchrone Steuerung der USB-Daten auszeichnet. Vielmehr umgeht sie den USB-Strom, verwendet stattdessen ein lineares Purer-Power-Netzteil eigener Machart, was alle Audiophilen mit offenen Armen und Ohren willkommen heißen müssen. Denn Rechner sind nun mal Dreckschleudern, die das Audiosignal über ihre USB-Schnittstellen gehörig verschmutzen können. Im Falle des Altair G1.1 gilt: Dem Elektro-Dreck keine Chance. Denn das mächtige Netzteil reduziert auch das Gleichstromrauschen erheblich, laut Hersteller um bis zu 90 Dezibel. Außerdem ist das Netzteil-Eigenrauschen, einem speziell entwickelten Transformator und einer besonderen, außergewöhnlich kurzstreckigen Verkabelung sei Dank, so drastisch minimiert, dass es auch für Menschen mit Fledermausohren nicht mehr heraushörbar ist. Klare Sache, dass damit der Musikwiedergabe bestens gedient ist.

Auralic Altair G1.1
Mit dem optionalen HDD-Ausbaukit lässt sich der Altair G1.1 um eine interne Festplatte erweitern und wird so zum Musikserver. Da das Gerät auch das CD-Rippen beherrscht, kann die Erweiterung für Anwender mit großer CD-Sammlung sinnvoll sein.

Rauschen, die Dritte: Wenn wir streamen, haben wir es mit offenen Netzwerkverbindungen zu tun, und das Abrufen der Daten erzeugt zwangsläufig Rauschen, das wir tunlichst aussperren wollen. Eine geschickte Lösung ist ein üppig dimensionierter Zwischenspeicher. Jener der Tesla-G2-Plattform verfügt über satte 1 Gigabyte RAM, sodass beim Streamen die Frequenz der offenen Schaltkreise deutlich gesenkt wird. Die Musik klingt automatisch besser, sodass vor allem auch unkomprimiertes, idealerweise HiRes-Material in voller Klangschönheit genießbar ist.

Ein echter Saubermann

Passenderweise sind verlustfrei streamende Plattformen wie Tidal, Qobuz und HighResAudio – mein persönlicher Favorit – ab Werk implementiert, hinzu kommt, weil es anscheinend kein Dranvorbeikommen gibt, Spotify, und auch Amazon Music mit seiner gewaltigen Datenbank ist mit dabei. Die Bedienung kann komplett am Gerät erfolgen. Das mit 300 dpi sehr hochauflösende Vier-Zoll-Display gibt über alle Einstellschritte erschöpfend und auf Wunsch in bestem Deutsch Auskunft. Der griffige Dreh-/Druckgeber rechts neben dem Bildschirm fungiert als Steuerruder, die Bedienung erschließt sich quasi von selbst. Es gibt eine iOS-Anwendung, die „Auralic Lightning DS“ heißt und durchaus sehr viel Bedienkomfort und geschwinde Einstelloptionen zu bieten hat. Aber: Die App, die übrigens auf einem Open-Source-Projekt von Linn basiert, ist nicht vonnöten, um mit dem Altair G1.1 Spaß zu haben. Seine Ersteinrichtung ist sehr schnell erledigt, wenn er via Kabel ins Netzwerk Zugang findet, und verlangt bei Drahtlosverbindung einige Einstell-Minütchen mehr. Als USB-DAC ist er am Mac schnell einsatzbereit, PC-Nutzer benötigen den kostenlosen Windows-Treiber, den der deutsche Vertrieb Audiodomain zum Download bereithält.

Auralic Altair G1.1
Die Anschlüsse sowie die analogen Ausgänge finden sich sämtlich auf der Geräterückseite. „HDD“ ist eine USB-Schnittstelle für den Anschluss externer Speichermedien, die Digitaleingänge bieten ausnahmslos professionelle Qualität und Auflösung.

In puncto Auflösung sind maximal 384 Kilohertz bei 32 Bit Fließkomma-Wortbreite für PMC und DSD512 – nativ oder DoP – möglich, wenn der Streamer als USB-DAC arbeitet oder über den HDD-Eingang entsprechendes Audiomaterial erhält. Die Digitaleingänge empfangen Audiodateien mit 192 Kilohertz/24 Bit Maximalauflösung. Es gibt vier Filtermodi: „Precise“, „Dynamic“ und „Balance“ sowie „Smooth“, der – nomen est omen – am weichsten einsetzt und arbeitet, weswegen er nach meinem Eindruck am musikalischsten klingt. Oh ja, es wird Zeit, das mit rund sieben Kilogramm ziemlich schwere Gerät auf seinen entsprechend soliden Stellplatz zu wuchten, Verbindungen mit vorhandenen Geräten herzustellen und beide Ohren zu spitzen, um dem Chinesen auf die Klangspur zu kommen.

Ein Stresstest für DACs und Lautsprecher ist der Titel „I Don’t Trust Myself“ von John Mayers Album Continuum: Wenn die Stimme des Meisters nicht exakt in der Mitte zu hören ist, der Fender-Bass von Dino Palladino nicht knarzt, wie er knarzen soll, stimmt was nicht. Basta. Doch der Altair G1.1 gibt sich überhaupt keine Blöße, und das feine, wenn auch etwas zu laut gemasterte Lied ertönt, wie es sein muss, aus meinen Geithains, die direkt mit dem Streamer verbunden sind. Als Nächstes streame ich einfach mal übers HighResAudio-Portal das Yes-Album in der endgültigen von Steven Wilson aufpolierten Fassung in 24-bit/96-kHz-Auflösung und vernehme: Der Altair G1.1 ist ganz dem Detail verpflichtet, spielt gleichzeitig aber ausgesprochen kraftvoll auf. Seine erschütterungsfeste Massivbauweise scheint eine klangliche Entsprechung zu haben, und tatsächlich tönt die britische Prog-Legende selten so klanggewaltig in meinem Hörraum. Das will ich verifizieren und wähle von Daniil Trifonovs Destination Rachmaninov – Arirval das Erste Klavierkonzert, das in wahrhaft opulenter Wucht erklingt. Der „Smooth“-Filter sorgt für ein ohrenschmeichelndes Klangbad, ohne dass die Wiedergabepräzision leiden würde. Auch der Kopfhörerverstärker des Altair G1.1 klingt überdurchschnittlich gut, wenngleich er nicht an meine highendigen HPAs heranreicht. Aber bitte, das ist reines Luxusnörgeln. Unterm Strich gilt für den chinesischen Streamer: Er ist für jede Femtosekunde reines Genusshören gemacht.

Auralic Altair G1.1
Der Hauptbildschirm versammelt gut gegliedert die verschiedenen Einstellebenen, die sich weitgehend selbst erschließen. Zum Auswählen und Durchklicken dient der silberne Dreh-/Druckgeber, wie das Gehäuse ebenfalls aus massivem Aluminium. Der einzige Ausgang auf der Front ist der des kraftvollen Kopfhörerverstärkers, der auch hochohmige Hörer anzutreiben vermag.

Technische Daten

Netzwerkplayer/USB-DAC Auralic Altair G1.1

Konzept: Netzwerk-Streamer und DAC
Hardwareausstattung: Hardwareplattform Tesla 2 mit 1 GB RAM, 4″/300-dpi-Display
Ausgänge analog: 1 x Kopfhörer, 2 x symmetrisch XLR, 2 x symmetrisch RCA
Eingänge: 1 x AES/EBU, 1 x digital S/PDIF, 1 x digital Toslink, 1 x USB DAC, 1 x HDD (USB Host für Wechseldatenträger)
Netzwerk: Ethernet, WiFi, Bluetooth
Wandler-Chip: ESS Sabre ES9038Q2M, bis 32 bit/768 kHz
Formate: alle gängigen, einschließlich DSD512, MQA nach eigenem Verfahren decodiert
Maximale Auflösung: 32 bit/384 kHz (USB DAC), 24 bit/192 kHz AES/EBU und S/PDIF, DSD512 (über USB-Eingang)
Besonderheiten: Tesla-Plattform eigener Entwicklung, interne Master-Clock mit 76 fs getaktet, Gerät über Auralic Lightning DS für Webinterface konfigurierbar
Ausführung: Aluminium silber/schwarz
Lieferumfang: lernfähige Fernbedienung, Netzkabel, USB-Kabel, Kurzanleitung, iOS-App
Maße(B/H/T): 34/8/13 cm
Gewicht: 6,8 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 3000 €

Kontakt

audioNEXT GmbH

Isenbergstraße 20
45130 Essen
Telefon +49 201 5073950
info@audionext.de

www.audionext.de

Mitspieler

USB-Interface und D/A-Wandler: Mutec MC-3+USB, Mytek Digital Stereo192-DSD DAC, Violectric V800, AudioQuest DragonFly Cobalt
Kopfhörerverstärker und Kopfhörer: Violectric V280, und V200, AKG K702 Studio, Beyerdynamic Aventho Wireless
Rechner: Apple MacBook Pro 16 und MacBook Pro M1 15
Musikserver: Audiodata MusikServer II
Softwareplayer: Audirvana/jRiver
Aktivlautsprecher: Geithain RL 906
Kabel: Vovox, AudioQuest, Klotz

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