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Clearaudio Neuheitenvorstellung Januar 2019

Auf zwei, drei Neuigkeiten zu Clearaudio

Auf zwei, drei Neuigkeiten zu Clearaudio – Neuheitenvorstellung bei Clearaudio in Erlangen

Der normale Weg, auf dem wir von Produktneuheiten erfahren, ist der Newsletter, eine E-Mail mit freundlich-formeller Begrüßung, gefolgt von einer Reihe mehr oder minder sensationeller News, anders bei Clearaudio.

Fotografie: Ingo Schulz, Carsten Barnbeck

Manchmal kommt es allerdings vor, dass uns Hersteller einladen, um ihre neuen Produkte direkt in den Produktionsräumen vorzuführen. Das ist immer etwas Besonderes, denn bei solchen Anlässen bekommen wir einen haptischen Eindruck, können die Produkte anfassen, ausprobieren, mit den Entwicklern plauschen und die Idee hinter den Neuheiten verstehen. Kurz gesagt: Man baut ein völlig anderes, viel intensiveres Verhältnis zu den Geräten auf.

Clearaudio Neuheitenvorstellung Januar 2019

Ende Januar bot uns Geschäftsführer Robert Suchy von Clearaudio so eine Gelegenheit und gewährte tiefe Einblicke in die Gedanken hinter dem jüngsten Gerätezuwachs. Unsere Reise nach Erlangen lohnte sich gleich doppelt und dreifach: Die Analogspezialisten präsentierten nicht weniger als vier Neuheiten, die sich in den kommenden Wochen auf ihren Weg in den Fachhandel machen.

OK, zugegeben … für uns waren es nur drei Neuheiten. Gleich zu Anfang zeigte Suchy die „Smart Matrix Silent“, eine Plattenwaschmaschine für rund 1500 Euro, über die wir bereits online und im Browser der FIDELITY-Printausgabe berichtet haben. Obwohl es sich um den neuen Einstieg in die Welt von Clearaudios Vinyl-Reinigungsautomaten handelt, glänzt die hochwertig verarbeitete Haushaltshilfe mit umfassender Ausstattung: Die Motoren beherrschen beide Laufrichtungen, während die Reinigungsflüssigkeit automatisch aufgetragen und natürlich auch abgesaugt wird. Besonders pfiffig ist der justierbare Sprüh-/Saugarm, der sich für 12-, 10- und 7-Zoll-Vinyl einstellen lässt und mit jeder Form schwarzer Scheiben klarkommt. Bei vielen vergleichbaren Modellen muss man den Ausleger manuell wechseln.

Nach einer kurzen Einweisung in die Produktdetails konnten wir uns die Montage ansehen und waren erstaunt, wie aufwändig der Spül-o-mat konstruiert ist: Nach Einbau der erforderlichen elektrischen und mechanischen Zutaten wird das gesamte Gehäuse mit einer schallisolierenden Beschichtung ausgekleidet und schließlich mit dämmenden Matten aus der Automobiltechnik gefüllt. Beides gemeinsam sorgt für den berechtigten Namenszusatz „Silent“. Trotz ihrer 500 Watt Saugleistung ist die Maschine schon im Nachbarzimmer nicht mehr zu hören.

Weiter ging das Programm mit dem progressivsten Dreher im Sortiment der Erlangener. Den Concept Active gibt es grundsätzlich schon länger, nun wurde er jedoch stark überarbeitet und in der „Version Januar 2019“ vorgestellt. Kein anderer Plattenspieler am Markt dürfte den „Plug’n‘ Play“-Gedanken so konsequent und vollständig ausreizen: Der Concept Active wird für rund 2200 Euro komplett mit Tonarm und MM-Abnehmer geliefert, verfügt über eine integrierte Phono-Entzerrung und eine Vorstufe. Direkt an der Gehäuseoberseite liegt ein dezenter, optisch elegant integrierter Pegelsteller, mit dem sich die Ausgangslautstärke regeln lässt. Auf eine Fernbedienung verzichtet der Hersteller dann erstens hätte ein Motorpoti keinen Platz in der flachen Zarge und zweitens ist Bewegung immer gesund! Daher lässt sich der Active direkt an Endstufen oder Monitoren betreiben, was uns Clearaudio an Elacs neuen Aktivbox NAVIS ARB-51 vorführte. An der rechten Gehäusezarge liegt außerdem ein 6,3-Millimeter-Kopfhöreranschluss, der mit einem diskreten Class-A-Verstärker verbunden ist. Vier kleine Schalter an der Rückseite erlauben die Anpassung der Phono-Entzerrung. Neben MM wird natürlich auch MC unterstützt. Und wer mag, kann die Aktivelektronik nebst Regelwerk auch umgehen und die vergoldeten Cinch-Abgriffe mit einem Entzerrer seiner Wahl verbinden.

Abgesehen von Konzept und Gehäuse ist beim neuen Modell kein Stein auf dem anderen geblieben. Wie uns Robert Suchy berichtete, wurde die gesamte Elektronik überarbeitet und auf 12-Volt-Betrieb umgestellt. Warum, das erklären wir weiter unten. Bei der Gelegenheit wurden die Schaltkreise entrümpelt und auf extreme Verzerrungsarmut getrimmt. Wie Entwickler Marko Borovac erläuterte, stolperte er bei den Feldstudien zum Re-Design des Concept Active über ein verstecktes Problem in der etablierten Messtechnik: Gemeinhin werden Phono-Vorverstärker mit einer Messspannung gemesen, die wegen ihrer Höhe nicht praxisgerecht ist.

Clearaudio Neuheitenvorstellung Januar 2019

Derartige Pegel werden “im echten Leben” auf einer Schallplatte kaum erreicht. Für das optimale Verhalten seines neuen Drehers analysierte er daher unzählige Schallplatten, um realitätsnahe Durchschnittswerte zu erhalten. Die Ergebnisse führte er uns an seinem Mess- und Prüfstand vor. Tatsächlich gelang es mit Hilfe der neuen Referenzwerte den Signal-zu-Rauschabstand und die Verzerrungen signifikant  zu verbessern. Auch der Frequenzgang mit einer Abweichung zwischen 20Hz und 20kHz von maximal +- 0,5 dB ist jetzt glatter und ausgewogener.

Direkt nach diesen erstaunlichen Erkenntnissen gingen wir in einen Hörversuch, der uns mit Produktneuheit Nummer drei konfrontierte. Die hört auf den Namen „Smart Power 12V“, ein externes Netzteil, dass für Clearaudios Concept- und Performance DC-Dreher entwickelt wurde, die mit 12 Volt gespeist werden. Der Strom kommt aus integrierten Akkus, wodurch der Concept vollständig vom Netzstrom entkoppelt wird. Als einziges „Bedienelement“ besitzt das Netzteil eine Status-LED, die sich über einen rückwärtigen Drehknopf stufenlos dimmen lässt. Beim Active sorgte das Netzteil für die erwähnte konstruktive Besonderheit, da seine komplexe Elektronik normalerweise mehr Spannung erfordert.

Wie der Hörtest zeigte, musiziert der „selbstentzerrende Kopfhörer-Vorstufen-Dreher“ (wie bitte soll man das sonst nennen?) aber auch mit 12 Volt exzellent: Der Aktive Concept von Clearaudio spielt flüssig, räumlich, anmachend und besitzt eine knorrige sowie ausgesprochen druckvolle Basswiedergabe. Das externe Netzteil (Einführungspreis: um 690 Euro) hebt den kleinen Dreher schließlich aufs nächste Level: An Wilson Audios MAXX 3 musizierte der Spieler spürbar geschmeidiger, aufgeräumter und räumlich gelöster. Die unüberhörbare Verbesserung begründet sich auch in dem Umstand, dass hier nicht nur der Motor, sondern die gesamte Signalverarbeitung über Akkus gespeist wird. Die halten übrigens bis zu 10 Stunden durch, ehe sie nachgeladen werden müssen. Natürlich kann man den Concept derweil weiter betrieben. Auch, wenn er bereits allein eine tolle Figur macht, würden wir uns den Dreher nicht mehr ohne das Netzteil anhören wollen. Schön, dass das Tuning auch preislich im Rahmen bleibt: Gemeinsam kosten Dreher und Speiseteil keine 3000 Euro.

Clearaudio Neuheitenvorstellung Januar 2019

Den Abschluss unseres analogen Bildungsausflugs machte schließlich das größere Speiseteil „Smart Power 24V“. Dabei handelt es sich gewissermaßen die verdoppelte Variante des 12V, die für alle Dreher der Ovation- und Innovation-Serie sowie für den riesigen Statement konstruiert wurde. Auch hier kommen Akkus zum Einsatz, neben einer LED gibt’s allerdings auch ein kleines Display, das verschiedene Informationen zum Betrieb offeriert. Dazu zählen allerlei Spannungswerte oder der Akku-Status. Gute 24 Stunden Dauerbetrieb sind mit dem wuchtigen Metallkasten möglich, der extrem schwere Teller des Statement reduziert die Laufzeit auf immerhin noch acht Stunden, ehe das Netzteil sich Hilfe aus der Wanddose holen muss. Der Preis liegt mit 2500 Euro ebenfalls im Rahmen, denn auch hier brachte die externe Speisung am Innovation einen feines, aber beachtliches Plus an Gelöstheit und Mittenpräsenz.

 

www.clearaudio.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.