AudioQuest Angel
„Nicht schon wieder!“, höre ich die Kritiker orakeln. Schon klar, Geheimtipps sind spätestens dann keine mehr, wenn sie einmal ausgeplaudert sind. Und genau deshalb machen wir es – wir verraten völlig hemmungslos einen unserer (noch) Geheimtipps …
In aller Kürze:
Neutral in der Musikübertragung und perfekt geschirmt – das AudioQuest Angel erreicht mühelos die volle Punktzahl!
AudioQuest untergliedert seine Kabel- respektive Geräteserien mithilfe einprägsamer Namen, die allesamt eine eigene Geschichte haben. Beim hier in Rede stehenden NF-Kabel Angel, das der Spezialist für Kabel und Netzaufbereitung seiner Brücken und Wasserfällen gewidmeten „Bridges & Falls“-Familie zuordnet, leitet sich die Benennung von einem echten Superlativ ab. Im Südosten Venezuelas liegt der berühmte Tafelberg Auyán-Tepui, von dem sich der mit 979 Meter höchste freifallende Wasserfall der Erde hinabstürzt. Selbiger wurde nach dem ersten Piloten getauft, der ihn vom Flugzeug aus entdeckte. Es war der US-Pilot Jimmie Angel (eigentlich: James Crawford Angel), der ihn bei einem Überflug am 16. November 1933 erspähte.
Doch wenden wir uns von der Historie ab und den konstruktiven Besonderheiten dieser Kabelserie zu – einige sind schon auf den ersten Blick erkennbar. Beide Leitungskanäle sind in einem gemeinsamen Mantel untergebracht. Die innere, asymmetrische „Double-Balanced-Geometrie“ besteht aus separaten Plus-Minus-Leitern. Dadurch entsteht ein relativ dünnes, erfreulich flexibles Kabel, das sich mit einer großen Vielzahl an verschiedenen Steckertypen konfektionieren lässt. 3,5-Millimeter-Klinke passt ebenso wie 5-Pol-DIN oder Cinch, was diesen Leiter für verschiedene Anwendungen prädestiniert. Besonders auf die Option des Einsatzes als Phonoverkabelung sei deutlich hingewiesen. Doch Achtung: Falls die Cinchkontakte am jeweiligen Gerät mehr als 7,6 Zentimeter (entspricht 3 Inch) auseinanderliegen, passt das Angel aufgrund seiner Konstruktion nicht. Dies dürfte an einem HiFi-Gerät allerdings eher die Ausnahme sein. Das Angel besitzt massive Leiter aus PSS („Perfect-Surface Silver“). Dadurch werden nach Herstelleraussage diverse gegenseitige elektronische sowie magnetische Beeinflussungen, wie sie bei Litzenkabeln vorkommen, verhindert. Aufgrund des hohen Reinheitsgrades des verwendeten Silbers werden die durch in jedem metallischen Leiter existierenden Korngrenzen verursachten Verzerrungen maximal minimiert, womit sich im Vergleich zu allen anderen Leitermaterialien die Transparenz in der Musikübertragung erheblich verbessert. Ein weiterer, nicht minder wichtiger Aspekt ist die Schirmung eines Kabels. Üblicherweise werden einstrahlende Störungen in die Masse der Schirmung abgeleitet, bei AudioQuest schirmt man quasi den Schirm selbst nochmals – durch ein dreilagiges NDS („Noise-Dissipation System“), bei dem der auf Carbon basierende Mantel das Kabels das vorhandene „Rauschen“ aufnimmt und gleichzeitig reflektiert. Das Dielektrikum zwischen den Leitern besitzt eine mit 72 Volt (DBS) belegte HF-Falle, wodurch sichergestellt wird, dass keinerlei Hochfrequenzrauschen zu den massiven Silberleitern durchdringen kann. Zudem gibt es noch ein paar weitere Features, die sich durch verschiedene Konstruktionsdetails in Aufbau und Struktur der Gesamtkonstruktion niederschlagen.
Genug der technischen Details. Wir wollen doch alle wissen, ob und wie sich das Angel bei der Musikwiedergabe bemerkbar macht. Im Rezensionsfall ist es zwischen dem Phono- und Röhrenvollverstärker meiner großen Referenzanlage die signalübertragende Leitung. So ganz frisch aus der Verpackung installiert, zeigte es die typischen Eigenschaften eines neuen Kabels. Einerseits klang es sofort auffallend weit und tief in der musikalischen Darbietung, andererseits war mir klar, dass es sicherlich seine Zeit benötigt, um „alle Neutronen in die richtige Spur zu bringen“. Eine Tonabnehmer-Einspielplatte auf den Teller, und kaum fünf Stunden später konnte es losgehen mit dem zu erwartenden musikalischen Genuss. Und ich wurde alles andere als enttäuscht: Begriffe wie „enorm ruhig, eine erstaunliche Tiefe in der musikalischen Staffelung, gänzliche Eliminierung der optischen Wahrnehmung der Lautsprecher (sprich: die analog aufbereitete Musik spielt weit über die Lautsprecherabgrenzungen hinaus)“ finden sich da als Notizen zu diesem Bericht auf meinen Block wieder. Nicht zu vergessen die auffallend saubere, präzise und vollkommen bruchlose Darstellung aller Frequenzbereiche – Weltklasse. Wenn ich es kurz machen darf: Für seinen Preis ist dieses Kabel mehr als ein Geheimtipp – der spätestens jetzt ohnehin keiner mehr ist. Ich werde an dieser Stelle ganz absichtlich keine detaillierten „Plingpling-High-End-Musikbeispiele“ nennen. Das Angel ist kein Showkabel. Gleichgültig, welche Musikrichtung gefragt ist – immer spielt nur die Musik (speziell Stimmen werden enorm authentisch wiedergegeben) in einer extrem realistisch-greifbaren Darbietung von Musikern, Instrumenten und deren Zusammenspiel. Musik pur. Noch Fragen?
Info
NF-Kabel AudioQuest Angel (RCA)
Länge (Testkabel): 1 m
Stecker: Kupfer, versilbert
Besonderheiten: beide Kanäle in einem Mantel, 72-V-DBS-HF-Schirmung, Silberleiter
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis (Testkabel): um 1200 €
Kontakt
AudioQuest
Hoge Bergen 10
4704 RH Roosendaal
Niederlande
Telefon +31 165 541404
info@audioquest.nl
Mitspieler
CD-Laufwerk/DAC: Teac P-70, Soulnote D-1N
Plattenspieler: Clearaudio Innovation mit Netzteil Smart Power 24V
Tonarm: Clearaudio Universal
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Phasemation PP-500
Phonoverstärker: Phasemation EA-320, Übertrager T-550
Röhren-Hybridvollverstärker: KR Audio VA350i
Lautsprecher: Blumenhofer Acoustics Genuin FS 1 Mk 3
Kabel/Zubehör: Phasemation, AudioQuest, Sicherungsautomat GigaWatt G-C20A, Netzfilter in-akustik Referenz Power Station AC-4500