Audiodata MusikServer MS II – „Wie hätten Sie’s denn gerne?“
High End ist immer toll, keine Frage. Am schönsten ist es aber, das persönliche Traumgerät maßgeschneidert zu bekommen. Genau dies bietet Audiodata mit seinen „schlüsselfertigen“ Musikservern.
Fotografie: Harald Wittig
PDF Download dieses Artikels aus FIDELITY 40
Um einfach mal eine kühne Behauptung in den Raum zu stellen: Der digitalaffine Highender kommt mittelfristig um die Anschaffung eines Musikservers nicht herum. Mögen selbstgebastelte Lösungen dank guter Softwareplayer und kompetenter USB-DACs inzwischen eindrucksvolle Klanggipfel erklommen haben – ein speziell für die Musikwiedergabe konfigurierter und optimierter Rechner spielt einfach in einer höheren Liga. Einen solchen Musikcomputer können Sie von der Stange kaufen – oder sie lassen sich Ihren persönlichen Traumserver zusammenstellen. Die Audiodata Elektroakustik GmbH aus der Kaiserstadt Aachen um den in der Szene hochangesehenen Peter Schippers bietet seit 2013 ebendies. Darüber hinaus versprechen die Aachener umfangreiche Kundenbetreuung, um auch Computermuffeln höchsten digitalen Musikgenuss zu bescheren.
„Quod erat demonstrandum!“ – das wollen wir doch mal ganz genau wissen. Folgerichtig werden Sie keinen Standardtest zu lesen bekommen, sondern einen Erfahrungsbericht mit dem nach meinen Vorgaben konfigurierten MusikServer MS II. Seien Sie versichert, es wird spannend.
Server à la carte
Ein Überzeugungstäter wie Peter Schippers macht keine halben Sachen. Natürlich ist es durchaus möglich, den geplanten Server via Online-Konfigurator zusammenzustellen, viel lieber aber geht der Audiodata-Chef mit seinem Kunden die verschiedenen Ausstattungsoptionen en détail durch und steht individuell beratend zur Seite. Das kann dann schon mal knapp eine Stunde in Anspruch nehmen. Lohnend ist dieses erste Beratungsgespräch aber auf jeden Fall. Bei unserem Telefonat nimmt folgende Inkarnation erste ideelle Gestalt an:
Als notorischer CD-Käufer und -Hörer will ich unbedingt das Rip-Paket mit dem bekanntermaßen sehr guten externen TEAC-USB-Laufwerk. Softwareseitig ist mit dBPoweramp eines der führenden Ripping-Programme installiert.
Audiodata-Server richten sich explizit an Nutzer, die von einem Computer erwarten, dass er ihnen Arbeit abnimmt, statt welche zu machen. Dem MS II liegt ein Ausdruck des Auslieferungszustands bei – vielleicht damit niemand erschrickt.
Auf ein Backup-Laufwerk verzichte ich für diesen Erfahrungsbericht. Sollte der MS II dauerhaft in meinem Hörraum verbleiben, würde ich eines der angebotenen Backup-Pakete, vermutlich Paket III mit 4-TB-Festplatte wählen.
Auf Rat von Peter Schippers bestelle ich das Top-Netzkabel N12 Premium dazu, als kompetenter Verbinder für die externen Wandler kommt noch das Hardware-Paket II, bestehend aus einem hochwertigen USB-Anschlusskabel, dem USB-S/PDIF-Wandler Manunta HiFace Two sowie das dezidierte Digitalkabel DK2 dazu. Mehr aus Neugierde lasse ich noch den USB-DAC Manunta HiFace draufpacken: „Das ist ein sehr guter USB-Wandler, den sie bei Ihrem Gerätefuhrpark aber nicht brauchen“, betont Peter Schippers ausdrücklich.
„Damit hätten wir erst mal die Peripherie. Wie soll denn Ihr Server ausschauen? Außerdem müssen wir noch die Software-Ausstattung wählen.“ Es ist eine feine Sache, wenn ein HiFi-Hersteller auch auf die Bedürfnisse eines Fotografen reagiert. Ich bevorzuge die Fotografie auf Schwarz, sodass ein kontrastierendes Gehäuse ideal ist. Kein Problem. Wir entscheiden uns für die silberne Alufront mit blau illuminiertem Hauptschalter. Der ist übrigens das einzige Bedienelement am Gerät. Die Fernsteuerung erfolgt ansonsten via Tablet oder PC und eine Remote-Software. Alternativ und von mir ausschließlich genutzt geht das auch über die Fernwartungssoftware TeamViewer. Sie ist immer vorinstalliert, die vollumfängliche und kostenlose PC-Version gibt es für Windows- und Apple-Rechner sowie als Android- und iOS-App.
Als Musikspeicher soll eine 2-TB-HDD dienen, die dank optimaler Dämmung praktisch lautlos arbeiten soll. Das Betriebssystem – es handelt sich um ein individuell konfiguriertes Windows 7 Professional – findet auf einer 250-GB-SSD genügend Raum.
„Was darf’s denn als Streaming-Software sein? Ich rate Ihnen zum jRiver Media Center, das per se sehr leistungsfähig und noch in unser Audiodata-Windows-Prozessmanagement eingebunden ist.“ In Ordnung. „Selbstverständlich haben wir für eine Vielzahl von USB-Wandlern die proprietären Treiber vorinstalliert – auch für Ihren Mutec MC-3+ USB.“ Doch dabei will es der Diplomingenieur noch nicht bewenden lassen. Er ermittelt sehr schnell, dass der Server nicht an meinem kleinen, akustisch optimierten Schnittplatz werkeln wird. Stattdessen soll das Wohnzimmer Stand- und Spielort werden. Nun, zugegeben: Akustisch optimiert ist der Raum nicht. Da wären schon ein paar Maßnahmen vonnöten.
„Das machen wir. Sie bestellen unser AudioVolver-Plugin zum Softwarepaket dazu, ich komme dann, messe Ihren Raum ein und schreibe Ihnen eine individualisierte Korrekturkurve für die bestmögliche Wiedergabe.“ Richtig, Audiodata hat vor dem Einstieg ins Servergeschäft mit dem Audioprozessor und Streamer AudioVolver II für szeneweites Aufhorchen gesorgt: Das Meisterstück deutscher Ingenieurskunst bewirkt eine vollständige Raumkorrektur, dank Computer-CPU sogar in Echtzeit, und dürfte außer den Trinnov-Systemen, die ähnlich arbeiten, keinen Konkurrenten haben. Der Hardware-AudioVolver kostet allerdings auch gutes Geld – immerhin rund 6000 Euro werden für den digitalen Raumakustiker fällig. Die zugehörige Software schlägt dagegen als Teil des Softwarepakets III mit erschwinglichen 680 Euro zu Buche. Dabei bietet die Software eine Raumkorrektur auf AudioVolver-II-Niveau, indem sie nicht allein den Frequenzgang mit einer Auflösung von 0,6 Hz korrigiert, sondern zudem auch Kanalungleichheiten eliminiert und die Sprungantwort optimiert. Das geschieht offline, indem das AudioVolver-Plug-in die vorhandenen Musikdateien korrigiert und zur Ursprungsdatei eine neue mit „AV“ gekennzeichnete Kopie auf dem MS II ablegt.
Audiodata-Chefdenker Peter Schippers bei der Raum-Einmessung mit dem AudioVolver und beim Einrichten der Korrekturkurve des AudioVolver-Plug-ins.
Zuvor ist eine Raum-Einmessung zwingend erforderlich, was mit dem AV-Messtechnikset und Videobegleitung per Fernwartung geschehen kann. „Das Beste wäre aber, wenn ich zu Ihnen käme und vor Ort Einmessung und Einrichtung des AudioVolver Plug-ins vornehmen würde. Wann passt es Ihnen?“ Wir vereinbaren einen Termin, denn mir ist längst klar, dass ich Peter Schippers nach dieser ausführlichen Beratung kennenlernen und bei der Arbeit sehen möchte.
Am Ende bekomme ich per E-Mail die Bestellbestätigung für meinen Server. 4310 Euro kostet er mit allem Drum und Dran. Da bin ich mal gespannt, was Herr Schippers mitbringen wird.
Wie angegossen
Wenn Peter Schippers einen Kundentermin wahrnimmt, bringt er immer viel Zeit mit. Pünktlich erscheint der Audiodata-Chef, im Gepäck seinen AudioVolver II nebst Messausrüstung, zur Sicherheit ein nagelneues iPad – „Ich weiß ja nicht, wie Sie so ausgestattet sind“ – und den MS II selbst. Der ist vergleichsweise kompakt, benötigt nicht mehr Aufstellplatz als mein MacBook Pro und sieht klasse aus. Ich werde zunächst über alle grundlegenden Funktionen und Anschlüsse, die Hard- und Software-Ausstattung sowie die Peripheriegeräte informiert. Während das Wasser für den Earl Grey kocht, installiert Peter Schippers den MS II. Das geht blitzschnell, jeder Schritt wird präzise erläutert. Was gar nicht nötig ist, denn das mitgelieferte, für dieses konkrete Gerät vom Chef höchstselbst verfasste Handbuch erklärt wirklich alles. Wer über gewisse Basiskenntnisse mit Computern verfügt, kommt mühelos klar. Sollte es dennoch klemmen – kein Problem: 30 Tage lang genießt jeder Kunde kostenlosen Installationssupport per Fernwartung.
Die Raum-Einmessung hat Peter Schippers geschwind erledigt, etwas länger braucht er, um die Korrekturkurve anzupassen. Wir sind uns einig, dass die Wiedergabecharakteristik dem von meinen Nuberts gewohnten Hörbild entsprechen sollte. Also keine Ultralinearisierung, sondern eine, wenn Sie so wollen, Anpassung nach musikalischen Kriterien. Der Audiodata-Chef ist ein feinohriger Mensch, schätzt wie ich die New-York-Sessions des Keith Jarrett Trios – „Meaning Of The Blues“ vom Album Standards Vol. 1 bietet sich deshalb als Teststück an – und zaubert mir im Ergebnis eine optimierte Datei, die den Musikgenuss tatsächlich in Hochgebirgshöhen steigert. Seit dem schnellen Auszug des Trinnov Amethyst hat es im Wohnzimmer nicht mehr so gut geklungen.
Ich brenne darauf, in Ruhe mit dem MS II Musik zu hören – mit verschiedenen Wandlern, so auch mit dem in dieser Ausgabe vorgestellten CAD 1543 DAC. Peter Schippers hat das genau erkannt und bereitet seine Abfahrt vor: „Jetzt müsste alles einwandfrei laufen. Sollte es Probleme geben – einfach melden.“ „Das bieten Sie allen Kunden an?“ „Aber ja! Bestmögliche Kundenbetreuung – nicht nur für Fachjournalisten – steht bei uns ganz oben.“ Wir verabschieden uns, und nun darf mich also ganz allein mit dem Audiodata-Server vergnügen.
Er läuft und läuft und läuft
Der MS II ist, nicht zuletzt dank der hervorragenden Betreuung der Aachener, ein erfrischend unkompliziertes Gerät, das einfach nur Spaß macht. Mit ihm genieße ich zur Zeit der großen Hitze die frühen Morgenstunden: Am Hörplatz vor den Nuberts entdecke ich Musik wieder, die ich schon fast vergessen hatte. Beispielsweise die opulente Produktion Poeta von Vicente Amigo, dem Lyriker unter den Flamenco-Gitarristen. Dieses Album verbindet Sinfonisches mit Flamenco der Post-Paco-Schule, über allem thront die ultravirtuose, gleichzeitig zutiefst berührende Gitarre Amigos. Musikalisch tolerante Menschen mit Klassik- und Weltmusik-Interesse sollten in die 1997er-Produktion unbedingt hineinhören – es lohnt sich. Als sehr praktisch erweist sich jetzt, dass das AudioVolver-Plug-in die Originaldatei nicht einfach überschreibt, sondern eine korrigierte Kopie erstellt. So kann ich via BubbleUPnP die auf dem Server gespeicherte Musik auch am akustisch optimierten Schnittplatz über meine Geithains hören. Musik in Topqualität im ganzen Haus – super! Dank des überragenden Handbuchs sollte jeder die diversen Streaming-Optionen leichthändig eingerichtet bekommen. Im Zweifelsfalle hilft Audiodata schnell und kompetent. Das musste ich tatsächlich selbst in Anspruch nehmen, denn plötzlich ließ sich der Server nicht mehr ausschalten. Audiodata identifizierte die TeamViewer-Anwendung als Übeltäter – und löste das Problemchen via Fernwartung. Klasse! Glauben Sie mir: Auf die Frage in der Überschrift dieses Erfahrungsberichts würde ich antworten: „Genau so will ich den MS II! Und außerdem möchte ich ihn für immer behalten.“
Wir meinen
Maßgeschneiderter Musikserver, der dank optimaler Kundenbetreuung auch Computermuffeln digitalen Musikgenuss in Premium-Plug-and-Play-Qualität ermöglicht.
Audiodata MusicServer MS II
Funktionsprinzip: Musikserver und -player
Hardwareausstattung: Intel/Mitac Motherboard mit Quadcore 4 x 2,0 Ghz Celeron CPU (Heatpipe gekühlt), 250-GB-SSD (Betriebssystem), 2-TB-HDD (Musikspeicher)
Schnittstellen: 4 x USB, davon 2 x Audio-optimiert (orange markiert), Ethernet, HDMI, Monitor, Maus, Tastatur
Softwareausstattung: Windows 7 (Audio-optimiert), JRiver Media Center, dB Powermap Ripping-Software, AudioVolver Plug-in
Abspielbare Formate: alle gängigen (DAC-abhängig)
Besonderheiten: HF-dichtes, aufwendig bedämpftes Vollmetallgehäuse, 30 Tage kostenlose Fernwartung (ein Jahr 180 €)
Lieferumfang: Handbuch, Netzkabel NK12 Premium (150 €), TEAC USB-DVD-Laufwerk mit zwei USB-Verbindungskabeln (240 €), Hardware-Paket I mit Manunta HiFace USB-DAC sowie USB-Anschlusskabel und analogem Adapterkabel (330 €), Hardware-Paket II mit USB-Formatwandler Manunta HiFace Two sowie USB-Anschlusskabel und Digitalkabel DK2 Basic (300 Euro)
Optionales Zubehör: verschiedene Speicher, Backup-Pakete II, III, IV, VI (200 bis 480 €)
Maße (B/H/T): 26/8/23,8 cm
Gewicht: 4,5 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 2140 €
Mitspieler
USB-Interface: Mutec MC-3+USB
D/A-Wandler: Mytek Digital Stereo192-DSD DAC, Violectric V800, AudioQuest Dragonfly Red
Softwareplayer: Audirvana Plus 2, Foobar 2000, Onkyo HF Player
Aktivlautsprecher: Geithain RL 906, Nubert NuPro A200
Kabel: Vovox, Audioquest, Klotz