Audio Replas Acoustic Chamber RAC-100 mini und Harmonic Diffuser Stage SFS-HD – Kleine Tuning-Teile mit verblüffender Wirkung
Ich mag keinen HiFi-Voodoozauber. Noch weniger mag ich „black boxes“, die mich nicht hinter ihr Funktionsprinzip schauen lassen. Am allerwenigsten kann ich es ab, wenn besagte „Zauberkisten“ auch noch einen nachvollziehbar positiven Einfluss auf den Klang ausüben. Bei den Raumtuning-Elementen von Audio Replas geschieht genau das.
In aller Kürze
Man mag es den kompakten Akustikelementen von Audio Replas kaum zutrauen, doch wirken sie reproduzierbar belebend und veredelnd auf den Klang der Kette.
Zur Erinnerung und Einordnung eine kurze Vorstellung der Testanlage, die bei mir daheim primär dem genussvollen Hören von (in dieser Reihenfolge) Klassik, Jazz, Blues und Popmusik dient. Mein „Genuss-Equipment“ ist US-amerikanischer Provenienz, ein Mark-Levinson-CD-Player, der No. 390S, spielt dem ML-Vorverstärker No. 38S zu, der seinerseits eine ML No. 27 (Endstufe) kontrolliert. Und die darf die drittgrößte Infinity Kappa aus jenen Tagen befeuern, als die Impedanz noch auf gefährliche Niedrigstwerte sinken durfte. Diese Kombination steht in meinem Altbau-Arbeitszimmer, mit etwa zwanzig Quadratmetern keine Sporthalle, darüber hinaus mit Büchern und anderen dämpfenden Dingen gut „zugestellt“.
Wie diese Kombination im ungetunten Raum klingt? Farbig, kraftvoll und so präzise, wie ein Dreiwege-Standlautsprecher es halt kann, wenn er gut abgestimmt ist. Als ich das Paket mit zwei „Akustikkammern“ (Acoustic Chamber RAC-100 mini) von Audio Replas bekam, war ich schon beim Auspacken irritiert: Meine Ami-Kette wurde gefühlt lauter, sobald ich die federleichten, mit einer Art schwarzem Musselinstoff bezogenen Akustikfallen in Form kleiner Quader gerade erst aus dem Versandkarton gezogen hatte.
Danyel Rondthaler, für den deutschen Vertrieb der Audio-Replas-Elemente zuständig, gab mir die Empfehlung, für die Akustikkammern verschiedene Positionierungen auszuprobieren. Stellte ich sie zwischen die Lautsprecher, wurde die Mittenfokussierung schärfer, verbannte ich sie an die Außenseiten oder platzierte ich sie direkt auf den Infinity, erweiterte sich der virtuelle Raum. Der japanische Hersteller will Raummoden im Allgemeinen und stehende Wellen im Besonderen eliminieren.
Hält man die stoffbespannten Rahmen gegen eine starke Studioleuchte, kann man im Inneren eine Art Resonatorzylinder erkennen, dessen zentrales Bauteil ein Glasröhrchen zu sein scheint.
Nun hat man im High End schon lange gelernt, dass der Raum mehr Einfluss auf den Klang einer Anlage hat als alle anderen Komponenten. Tuning ist hier kein Voodoo-Zauber, sondern sinnvoller Eingriff in suboptimale Akustikparameter.
Nachdem der Chefredakteur ein von mir ostentativ auf seinen Schreibtisch gelegtes Cuttermesser ebenso standhaft ignorierte wie meinen auffordernden Gesichtsausdruck, müssen wir an dieser Stelle den Blick ins Innenleben der RAC-100 schuldig bleiben. Die Beschreibung der klanglichen Auswirkungen ist aber vielsagend genug, auch wenn das Wie wortwörtlich im Dunkel bleiben muss. Vor allem der Raum wird präziser abgebildet, Anwandlungen von Schwammigkeit und Mulmigkeit, die ich als kaum eliminierbar, weil gerätebedingt angesehen hatte, verschwinden fast restlos. Das neue Album Mare der Kunst- und Weltmusiker von Quadro Nuevo kommt in dreidimensionaler Greifbarkeit daher. Die aktuelle Scheibe Californian Soil der mittlerweile im Mainstream angekommenen, aber weiter auf fragile Produktionen abonnierten britischen Band London Grammar ist ihrer Härten und Spitzen verlustig gegangen und gefällt mit trockenen Computerbassläufen und feinem Instrumentalgeflecht. Das Gürzenich-Orchester Köln unter Markus Stenz flutet mit Gustav Mahlers Zweiter Sinfonie förmlich das Zimmer.
Nachdem die Audio-Replas-Quader kaum etwas wiegen und hinsichtlich ihrer Abmessungen fast überall im Raum platziert werden können, kann man von Tonträger zu Tonträger, von Genre zu Genre experimentieren. Und immer wieder neu das jeweilige Optimum ausloten.
Weniger verblüffend fällt das Ergebnis bei den quadratischen Akustikmodulen namens „Harmonic Diffuser Stage“ aus. Diese Raumtuning-Elemente mit der Modellbezeichnung SFS-HD sind Absorber-Kissen, wie sie in ähnlicher Form im FIDELITY-Hörraum die Nebenwirkungen harter, paralleler Wände abfedern und verhindern, dass sich der Schall durch Reflexionen selbst auslöscht oder verbiegt. In meinem Altbau sind die Verbesserungen marginal. „Ausprobieren ist Pflicht, weil jeder Raum anders auf Tuningmaßnahmen reagiert“, weiß Danyel Rondthaler. Das Motto „Viel hilft viel“ sei falsch, man müsse die Wechselwirkungen verschiedener Absorber und/oder Resonatoren austesten. Nachdem die Audio-Replas-Produkte nicht zum Schnäppchenpreis zu haben sind, je nach Raum und Aufstellung aber spürbare Verbesserungen bringen können, ist ein Selbsttest in den eigenen vier Wänden notwendig. Wer in Süddeutschland wohnt, kann auch im SoReal-Hörraum in Unterweilenbach nahe der oberbayerischen Holledau vorbauschauen: Der ist mit Akustikelementen von Audio Replas „getunt“. Ganz ohne Voodoo.
Info
Audio Replas Acoustic Chamber RAC-100 mini
Maße (B/H/T): 10/10/25 cm
Ausführung: schwarz
Preis: um 660 € (2er-Set)
Audio Replas Harmonic Diffuser Stage SFS-HD
Maße (B/H/T): 40/40/7 cm
Ausführung: braun, schwarz oder elfenbein
Preis: um 1250 €
Kontakt
SoReal-Audio
Danyel Rondthaler
Aresinger Straße 36
86561 Unterweilenbach
Telefon +49 8445 2670030 oder +49 177 1757003