Arcam Marken-Relaunch
An sich fiel der Startschuss ja bereits am 3. Oktober – doch an dem Termin hatte Deutschland einheitlich keine Zeit. Also lud Arcam hierzulande einen guten Monat später zur Präsentation seiner komplett neu aufgelegten Radia-Serie.
Für mich war das Event besonders spannend, begann meine persönliche audiophile Reise doch vor gut 20 Jahren mit einem Arcam A65 Plus. Damals noch eigenständig, ist die britische Marke seit einigen Jahren Teil der Harman-Gruppe – vorgestellt wurde das neue Line-up dementsprechend im JBL Store in fußläufiger Entfernung zur Münchner Mariensäule.
Die Arcam-Mannschaft, bestehend aus James Todd, Paul Neville, Scott Campbell und George Robertson, gab mir und den übrigen anwesenden Journalistenkollegen eine erschöpfende Einführung in die neue Modellpalette. Im Zentrum stand die vollkommen neue Designsprache, die wesentlich moderner wirkt als die bisherigen Arcam-Geräte, gleichwohl jedoch alte Tugenden wie die wertigen Oberflächen in eloxiertem Aluminium und die angenehm zurückgenommene und klare Linienführung beibehält. Auffällig ist dagegen vor allem das schwarze Farbschema mit gelben Farbakzenten, die auffällig die Drehregler einfassen und sich subtil an weiteren Stellen wie den Lüftungsschlitzen oder den dämpfenden Standfüßen zeigen.
Politisch korrekt
Grund für den Relaunch samt Einführung des neuen Radia-Namens war mitunter der Umstand, dass das bisherige Modellreihenkürzel FMJ – Full Metal Jacket – in einigen asiatischen Ländern aus unerfindlichen Gründen nicht besonders gut ankam. Regionenübergreifend hat Arcam die neue Baureihe mit dem erklärten Ziel entwickelt, die Generation Z an das Thema HiFi heranzuführen, wobei man dem Nachwuchs dabei explizit auf Augenhöhe begegnen will: Die Bedienbarkeit der Komponenten darf für die junge Klientel keinerlei Erklärung bedürfen. So lässt sich nicht nur der Streamer ST5 per Smartphone steuern; verbindet man ihn mit einem der Arcam-Verstärker, lässt sich auch die Lautstärkestellung durchschleifen, sodass der Nutzer das System komplett mittels Touchscreen kontrollieren kann – so, wie er es gewohnt ist.
Wer es ganz simpel will, kann die Verstärker freilich auch dank integriertem DAC sowie Bluetooth AptX als One-Box-Lösung nutzen und direkt von seinem Mobiltelefon streamen. Die Bluetooth-Antennen sind praktisch unsichtbar in einer Art “Heckspoiler” integriert – schließlich wurde darauf geachtet, dass die Neuen auf dem Sideboard eine ebenso gute Figur machen wie im HiFi-Rack.
Moderne Klassiker
Stichwort HiFi-Rack: Aller modernisierung zum Trotz verstehen sich die neuen Arcams nach wie vor als klassische HiFi-Einzelkomponenten. Zu der neuen Serie gehört denn auch eine neu gestaltete Fernbedienung für all jene, die physische Knöpfe bevorzugen. Und wer Lautstärke und Quelle lieber am Gerät selbst regelt, kann das über schön bedämpfte Vollmetallregler tun. Vor allem aber bleibt sich Arcam auch im Zeitalter ultrakompakter Class-D-Würfelchen technologisch treu und vertraut auf klassische Class-AB-Schaltungen (Class G beim Topmodell A25), wobei durchweg Lineare Netzteile zum Einsatz kommen. Um den Stromverbrauch gerade im Standby-Betrieb klein zu halten, verfügt jedes Modell über derer zwei: Ein Haupt-Ringkerntrafo für die Verstärkungsarbeit und ein kleiner für den Ruhebetrieb sowie Steuerungsfunktionen.
Da Arcam traditionell in erster Linie ein Verstärkerspezialist ist, machen die Amps den Löwenanteil des neuen Portfolios aus: Mit A5, A15 und A25 umfasst die Serie drei Vollverstärker, die 50, 80 und 100 Watt an acht Ohm leisten, hinzu kommt der Streamer ST5 sowie der CD-Player CD5.
Neue mit alten Tugenden
Als krönender Abschluss der Vorstellung erwarteten uns zum Schluss zwei Hörsessions. Den Anfang machte der kleine A5 an einem Paar JBL L82 Classic. Auch wenn ich mir anhand der vier mir unbekannten Stücke in unvertrauter Umgebung kein abschließendes Urteil bilden kann, kam mir der grundlegende Charakter auf Anhieb bekannt und sympathisch vor: Lebendig, klangfarbenstark und musikalisch sind die Attribute, für die ich die Marke schon seit Langem schätze und die ich auch hier zu hören bekam. Im nächsten, größeren Hörraum gab’s über die erwachsenere Kombi aus Arcam A25 und JBL L100 Classic mehr vom Selben und als Rausschmeißer schließlich noch eine Kostprobe des unverzerrten Lautstärkelimits bei elektronischem 4/4-Beat, der den Fußboden in nervöses Flattern versetzte.
Die beste Nachricht zum Schluss: In einer Zeit, in der die preise für HiFi-Equipment allenthalben rasant nach oben driften, gibt sich die Preisgestaltung der neuen Radia-Serie erfreulich demokratisch: Der Einstiegs-Verstärker A5 ist bereits für 850 Euro zu haben –für das äquivalente Modell habe ich meinerzeit nur etwa 200 Euro weniger gezahlt – und das war vor 20 Jahren! Schön, dass man hier und da noch eine unterinflationäre Preisentwicklung feststellen darf.