Anna Enquist – Kontrapunkt
Eine ehemalige Konzertpianistin kehrt nach vielen Jahren zu Bachs Goldberg-Variationen zurück.
Fachkundig analysiert sie jede einzelne davon, erarbeitet sich zu Hause die Fingersätze, reflektiert die Unterschiede zwischen Cembalo und Klavier oder sinnt über Glenn Goulds Interpretation nach. Anna Enquist – Kontrapunkt ist eine der einfühlsamsten Darstellungen dieses späten Werkzyklus vom „intelligentesten Komponisten aller Zeiten“. Lesend lernt man eine Menge über Bachs Kunst, das Klavierspielen und die Neurologie von Musikern. Zugleich erforscht die Pianistin aber mithilfe von Bachs Werk ihre eigenen Erinnerungen.
Mit jeder Variation verbindet sich eine Anekdote aus ihrem Familienleben (und manchmal auch eine aus Bachs Biografie). Es sind vor allem anrührende Erlebnisse mit ihrer Tochter – fröhliche, melancholische, chaotische Erlebnisse. Diese scheinen sich in der jeweiligen Variation zu spiegeln, als sei Bachs Werk eine „Mustersammlung von Verhaltensweisen zwischen zwei Menschen“. Bachs Musik liefert hier den Schlüssel fürs eigene Gedächtnis, das Gedächtnis aber auch einen Schlüssel für Bachs Musik. Indem sich die Pianistin durch den Werkzyklus arbeitet, verarbeitet sie das Leben und den viel zu frühen Tod ihrer Tochter. Die niederländische Autorin (Anna Enquist ist ein Pseudonym) war selbst als Konzertpianistin und Psychoanalytikerin tätig. Ihre Tochter Margit kam 2001 mit 27 Jahren bei einem Unfall ums Leben.
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