Andreas Martin Hofmeir – Uraufnahmen & Why Not?
Barfuß mit der Tuba – zwei CDs mit dem Echo-Klassik-Preisträger Andreas Martin Hofmeir
Was muss man machen, um zwischen ganz vielen Klassik-Stars und Sternchen aufzufallen, wenn man mit einer Tuba sein Geld verdient? Ganz einfach: das Instrument in die eine Hand, die stilecht im Dirndl steckende Freundin in die andere und dann barfuß über den roten Teppich schreiten. Das war das Bild bei meiner ersten Begegnung mit dem Musiker Andreas Martin Hofmeir. Anlässlich der Echo-Klassik-Preisverleihung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt zu Berlin. „Warum barfuß?“ fragte ich ihn, als er den roten Teppich hinter sich hatte. „Ich habe nur braune hässliche Schuhe zum Heimgehen“ war die lapidare Antwort, „ich besitze keine schönen Konzertschuhe. Wirklich nicht.“ Anschließend machten die Juroren des Klassikpreises den Bayern mit dem unhandlichen Instrument zum Instrumentalisten des Jahres.
Den Preis gab es für die CD Uraufnahmen. Darauf ist unter anderem das Tuba-Konzert des zeitgenössischen Münchner Komponisten Jörg Duda (*1968) zu hören. Keine Musik die gegen den Strich geht – eher eine, die Volksmusik- und Kammermusikelemente polyphon im eng verwobenen Musikverlauf zwischen Tuba und Orchester verarbeitet. Hofmeir (*1978) liefert dazu auf der Tuba perlende Technik und einen samtweichen, ja fast romantischen Ton. Eine hervorragende Aufnahmetechnik macht diese Musik auf einer guten HiFi-Anlage zum Ohrenschmaus. Und ein klein wenig fühlte ich mich an das Cellokonzert von Friedrich Gulda erinnert, der ein virtuoses Cello mit den Elementen der Blasmusik kombiniert. Bei den Uraufnahmen hingegen ist das virtuose Blasinstrument mit Streichern, kleinem Holz und weiterem Blech zu hören.
Es gibt aber noch eine zweite CD: mit dem weltweit vermutlich ersten Tuba-Harfen-Duo. Diese Kombination geht eigentlich gar nicht, mag man im ersten Moment denken – bis die 17 Stücke auf der CD Why not? erklingen. Neben Originalkompositionen des schon genannten Komponisten Duda finden sich hier auch Bearbeitungen von klassischen Stücken, eine Fantasie von Telemann zum Beispiel, ein Stück mit dem Titel „Nightclub 1960“ nach Astor Piazzolla und eine sehr verhaltene Meditation aus Jules Massenets Oper Thais. Andreas Hofmeir, der übrigens nicht nur Tubist der erfolgreichen Bavarian-Brass-Band LaBrassBanda ist (Anm. d. Red.: bis 2014), sondern auch ordentlicher Professor für Tuba am Mozarteum in Salzburg, spielt das mit so vielen warmen Tönen, weichem Ansatz und erstaunlicher Vielfalt, dass man dann letztlich doch zu dem Schluss kommt: Tuba und Harfe, warum eigentlich nicht?
Diese erfrischenden CDs sind jedenfalls ein Gewinn für das Repertoire und zudem ein Schmankerl aus Bayern. Dass er aus dem Chiemgau kommt, verkündet Hofmeir stets mit dem nach außen gekehrten Charme eines Oberbayern. Und als ich ihn bei der Verleihung fragte, was ihm denn dieser Echo-Klassik-Preis bedeutet, war die Antwort passend zum Outfit und zur Musik, die er macht: „Der ECHO ist für mich nur die Generalprobe, weil der echte Preis erst in zwei Wochen verliehen wird. Da bekomme ich dann den Kulturpreis der Stadt Geisenfeld im oberbayerischen Landkreis Pfaffenhofen. Dort in der Geisenfelder Mehrzweckhalle geht’s dann richtig rund!“