NF- und LS-Kabel Analysis Plus
Analysis Plus, ausgemachte Kenner in Sachen Materialverständnis.
Die hierzulande weithin unbekannte, aber nichtsdestotrotz international sehr erfolgreichen Strippenzieher von Analysis Plus aus Flushing in Michigan sind zwar keine genialen Tüftler oder verschrobene Bastler mit esoterischem Wissen um kosmische Einstrahlungen, aber sie setzen alles daran, diesen Nachteil durch unermüdliche Forschung und tiefes Materialverständnis auszugleichen. Ursprünglich gründete sich das Forschungslabor 1993 als Analysedienstleister für Informations- und Kommunikationstechnik, Aufträge kamen beispielsweise von General Motors oder der NASA.
Das Problem verlustbehafteter Übertragungstechnik war also schon ausschlaggebend für die Firmengründung. Dass dieses Thema mit HiFi eine Schnittmenge bildet, war dann eher Zufall. Jedenfalls konnten die US-Amerikaner bald eine Begründung dafür liefern, warum der Kleinsignaltransport dem Versuch gleicht, mit bloßen Händen aus einem Brunnen zu schöpfen.
Zusätzlich zum bereits vielfach problematisierten Skin-Effekt, wonach Elektronen zur Oberfläche eines Leiters streben, tritt der Proximity-Effekt auf, ein sogenannter „Nachbarschaftseffekt“. Da diese beiden Störquellen meist Hand in Hand gehen, werden sie gerne gleichgesetzt. Aber der Proximity-Effekt wirkt dem Skin-Effekt zum Teil sogar entgegen, so wie er ihn andererseits auch verstärkt: Elektronen streben nicht nur nach außen, sondern auch auf eine Seite; nämlich die dem Rückleiter zugewandte, wo derselbe Effekt eintritt, und schon schrumpft der nutzbare Leiterquerschnitt. Aber nicht nur das, bestimmte Signalanteile werden einfach ausgelöscht, im Audiobereich umso schlimmer, je höher die Frequenz. Analysis Plus weist auf der Homepage anschaulich nach, dass ihre Kabel am Ende ein messbar vollständigeres Signal abliefern als vergleichbare Kabel mit runden Leitern.
Was also machen die Ingenieure, die eine illustre Reihe hochkarätiger Referenzen unter Musikern und Studioprofis aufzuweisen haben, anders? Sie verändern einfach die Leiterarchitektur von rund und massiv nach hohl und oval: „hollow oval design“ – und schon lassen sich oben genannte Effekte leicht kontrollieren. Außerdem haben diese Leiter den Vorteil hoher Flexibilität, ein Faktor, der bei dicken Kabeln durchaus wichtig ist.
Mir stand eine relativ bunte Reihe von Signalkabeln aus dem sehr reichhaltigen Angebot zur Verfügung: Das Silver-Oval-Cinchkabel vom oberen Ende der Preisskala, knapp darunter ein Solo Crystal Copper und das neue, für die Unterputz-Verlegung konzipierte Chocolate Oval-in vom unteren Ende der Preisskala. Letzteres lag auch als LS-Kabel im Paket neben dem deutlich darüber positionierten Solo Crystal Oval 8 und einem Black Mesh Oval 9, das als besonders bassintensiv gepriesen wird.
Schon mit einer kompletten Verkabelung ab Vorstufe mit den sehr flexiblen Chocolate-Kabeln ließ sich ein fundierter erster Eindruck gewinnen: Gedämpft oder verschleppt wird hier nichts. Im Vergleich zu meinen Musical-Wire-Kabeln fehlte mir allerdings ein wenig Feinauflösung, die vielbeschworene Luftigkeit im Klangbild. Das ändert allerdings nichts an ihrer sehr ausgewogenen Wiedergabe über das ganze Frequenzspektrum. Ein vorbildlich neutrales Kabel zum sehr günstigen Kurs.
Schrittweise, von vorne beginnend, erhöhte ich das versprochene Qualitätslevel mit dem Solo Crystal Oval. Kleine Änderung, große Wirkung. Da war wieder eine Ahnung der gewohnten Feinauflösung. Diese Mixtur aus Material und Impuls, die einem Flügel seine Charakteristik gibt oder einer Geige ihren Schmelz. Noch nicht ganz befreit, aber so unwillkürlich wahrnehmbar wie eine Nebelschlussleuchte. Ein Quercheck mit sehr transparenten Audiophil-LS-Kabeln bestätigte, dass das Solo-Crystal-Cinchkabel unbedingt lohnenswert ist, wenn man an der Quelle nichts verlieren will. Zudem verfügt es über Flexibilität und sehr gute Stecker mit Spannmechanismus. Es ergänzt sich außerdem hervorragend mit dem LS-Kabel Oval 8. Für diese vollkommen offene, transparente, aber doch auch wuchtige Darstellung gebührt diesem Duo das Prädikat Sonderangebot. Erst wenn ich das teuerste Silver Oval zwischen MFE-Vorstufe und Amplifon-Monos einschleuse, zeigt sich, dass die Klang-Raum-Symbiose noch besser gelingen kann. Obwohl es aus Silber statt monokristallinem Kupfer besteht, tendiert das Klangbild in keine bestimmte Richtung, gewinnt aber noch einmal deutlich an Kontur und Präsenz.
Fehlt noch das LS-Kabel Oval 9, das kräftige und betonte Basswiedergabe verspricht und auch exakt einlöst. Leonard Cohens ultrasonor abgemischtes „You Want It Darker“ kommt damit extrem effektvoll, mit rücksichtslosem Schub von unten heraus. Ein sensationelles Erlebnis, aber fast zwangsläufig nicht mehr so ausgewogen wie die anderen Kombinationen.
Signalkabel Analysis Plus
Preise NF-Kabel (1 m): Chocolate Oval-in 230 €, Solo Crystal Oval-in 760 €, Silver Oval-in 1200 €
Preise LS-Kabel (3 m): Chocolate Oval 12/2 230 €, Black Mesh Oval 9 1080 €, Solo Crystal Oval 8 4250 €
Länge und Konfektionierung nach Wunsch
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