Analog Forum 2024
Schon zum zweiten Mal fand das von der Analogue Audio Association ausgerichtete Analog Forum im verkehrsgünstig gelegenen Van der Valk Hotel in Moers statt.
Seit 1990, dem Gründungsjahr der AAA, dem Verein zur Erhaltung und Förderung der analogen Musikaufnahme und -wiedergabe, ist das Analog Forum 2024 bereits die 35ste Veranstaltung dieser Art, erklärte mir der Erste Vorsitzende Ingo Hamecher. Die seit Anfang der 80er Jahre immer populärer werdende CD leitete beinahe den drohenden Untergang der Vinylscheibe ein. Dieser Entwicklung entgegenzuwirken war und ist eines der Hauptziele des Vereins. Und wer weiß: Vermutlich hat der Verband sogar gewichtigen Anteil daran gehabt, dass Vinyl und Bandmaschinen sich gegen Streaming behaupten können.
Der anhaltende Analog-Boom kommt der AAA natürlich entgegen: Stolze 1100 Besucher an beiden Veranstaltungstagen konnte der Vereinsvorsitzende uns im Nachhinein bestätigen. Die etwas knifflige Parkplatzsuche ließ mich die solide Zahl allerdings schon im Vorfeld ahnen. Ein kleiner Tipp für alle Anreisenden: Vergesst den Hotelparkplatz – zwei Straßenecken weiter liegt ein großer Sportpark mit reichlich Abstellgelegenheiten … Es ist übrigens das erste Mal, dass uns die AAA konkrete Besucherzahlen nennen konnte, was auch daran liegt, dass neuerdings Eintritt (7,50 Euro) erhoben wird.
Mein erster Versuch, den in den Hotelzimmern installierten Anlagen zu lauschen, scheiterte an den übrigen Besuchern, die sich bisweilen bis in die düsteren Hotelflure stauten. Ich entschied mich daher für einen Besuch im sogenannten Händlerdorf. Das war in einem großen Saal angesiedelt und bot ein breites Angebot an Schallplatten, Plattenspieler- und Tonbandzubehör. Auch das gutgelaunte Team der AAA, vertreten durch Christian Breil, Ingo Hamecher und Christoph Held, bot hier analoge Preziosen und eine Mitgliedschaft an.
Stefan Becker vom Audiovertrieb B&T stellte gleich nebenan Teile seines Portfolios aus. Neben den schicken und preiswerten Plattenspielern von Edwards Audio und Soulines sowie dem beeindruckenden Kabelsortiment von Van den Hul gefielen mir die Lautsprecher der im französischen Elsass beheimateten Firma Atalante. Die klassisch-schlicht geformten Gehäuse ziert ein perfekt gearbeitetes Holzfurnier und hochwertig anmutende Fittings, die man bei den moderaten Verkaufspreisen nicht erwarten würde. Becker hatte auch eine preiswerte (ca. 1500 Euro) Einsteiger-Anlage (Plattenspieler, Verstärker und Kompaktlautsprecher) zusammengestellt. Eine junge Mannschaft demonstrierte, dass selbst ohne riesigen finanziellen Einsatz Musikgenuss jenseits BoomBox- und MP3-Niveau möglich ist.
Dr. Gartner zeigte seine Flux-Zubehörprodukte und verschiedene PE-Plattenspieler, deren Vertrieb er kürzlich übernommen hat. Wolfgang Epting (WE Audio Systems) stand für Fragen zu seinen eleganten und wohlklingenden Plattenspielern zur Verfügung.
Nachdem sich der Besucherstrom verteilt hatte, war mein zweiter Versuch, in die Vorführräume zu gelangen, von Erfolg gekrönt. Dieter Mallach (Malvalve) gelingt es jedes Jahr, den akustischen Schwierigkeiten der Hotelräume zu trotzen. Mit seiner Armada gewaltiger, mit unzähligen Röhren bestückter Klangmaschinen und ebenso eindrucksvollen Lautsprechern zauberte er Klangbilder, die unbändigen Druck und mühelose Leichtigkeit mit gelassener Selbstverständlichkeit verbanden. Die Räumlichkeit teilte er sich mit Helmut Biermann, der seine magAudio-Plattenspieler präsentierte, allesamt technische wie akustische Meisterleistungen. Sein neuestes und kleinstes Modell „Direct“ ist ein Plug’n’Play-Modell für ca. 8000 Euro.
Gegenüber im Rittersaal residierte die Münchener HÖRZONE. Die aktiven Schweizer PSI-Lautsprecher klangen äußerst detailreich und homogen über den gesamten Frequenzbereich an einer minimalistischen Kette mit Dr. Feickerts Einstiegsdreher „Volare“.
Gunter Kürten stellte das komplette Thorens-Sortiment sowie die von ihm vertrieben EMT-Produkte aus. In der Realität sehen die Thorens-Dreher einfach noch besser aus als auf Fotografien. Durch die neuen, von Helmut Thiele entwickelten Tonarme wirken die Spieler noch stimmiger – klanglich und optisch. Wer an einer Hörprobe interessiert war, bekam von Kürten den Hinweis, dass verschiedene Aussteller den neuen TD 1600 mit Tonarm TP 160 als Quellgerät einsetzten. So z. B. im Raum von Audiospecials/Hornkultur und Dieter Molitor bei seinem Vortrag über Hornlautsprecher.
Michael Franken führte neue Kompaktlautsprecher an seinem großen Röhrenverstärker-Besteck vor. Die Zweiwegeriche klangen fein und kultiviert, was natürlich auch am Musikprogramm lag. Gut gefallen hat es mir in den Räumen von Technics/Lehmannaudio und LEN hifi. Auch Wolf von Langas neues Lautsprechermodell „Ultima“ mit Fieldcoil-Tiefmitteltöner, Passivmembran und Dipol-Air-Motion-Transformer klang trotz der problematischen Raumverhältnisse hervorragend.
Zu meinen persönlichen Favoriten gehörten einmal mehr die Vorführungen von Manger/SPL und Input Audio. Bernd Hömke (Input Audio) spielte über eine stimmige Kette aus Mitchell- Plattenspieler, dem neuen Trichord-Phono-Pre, Manley-Röhrenverstärkern und Harbeth-Lautsprechern eine gewohnt hochklassige Musikauswahl. Gerne ging er auf Publikumswünsche ein und hatte zu den Scheiben oft interessante Anekdoten parat.
Manger hatte die neueste Version der P2 mitgebracht, die an SPL-Elektronik und einem Komplettsystem von Transrotor dargeboten wurde. Auch hier ließ es sich die Firmeninhaberin Daniela Manger nicht nehmen, die perfekt musizierende Kette persönlich vorzuführen. Vor allem der Umstand, dass dieses Setup auch bei kleinen Lautstärken und bei (auf solchen Veranstaltungen nicht unüblich) geringem Hörabstand funktionierte, verleitet mich, hier meinen persönlichen „Best Sound of Show“-Preis zu sehen.
Zu AAA gehören natürlich auch reichlich Vorträge und Workshops. Bei Dominique Klattes Vortrag zum Thema „Klangästhetik analoger Tonbandaufnahmen“ war ich überrascht, dass auch hier Mangers aktive c1-Monitore zum Einsatz kamen. Souverän gelang es den Schallwandlern, ihr Können zu bestätigen: Ich war erstaunt, dass die relativ kompakten Schallwandler in der Lage waren, den riesigen Valkensaal mühelos und mitreißend zu bespielen.
Gegen Ende der Veranstaltung fiel mir ein winziger VW-Bus auf, der munter seine Runden auf einer Schallplatte drehte. Ich staunte nicht schlecht: Es war der wohl kleinste All-in-one-Plattenspieler der Messe, mit Unterboden-Tonabnehmer, netzstörungsfreiem Batteriebetrieb, Phono-Pre, Power-Amp und Lautsprecher! An die Lebensdauer der Schallplatte sollte man allerdings keine zu hohen Erwartungen haben.
Im Resümee war das Analogforum 2024 wieder eine sehr gelungene Veranstaltung. Ich freue mich auf das Analog Forum 2025.