Alles anders, alles wie gewohnt
Nach längerer Zwangspause fand am 15. und 16 April endlich wieder das Analog Forum 2023 statt. Die Umgebung war neu, ihrem Konzept blieb die Analog-Show aber treu.
Die Audio Analogue Association (AAA) bezeichnet das Analog Forum 2023 als Messe. Der Begriff “Familientreffen” würde die Angelegenheit natürlich besser treffen. Wahrscheinlich möchten die Analogfreunde mit diesem Detail ihre Offenheit demonstrieren. Über die mehr als 4000 Forenmitglieder hinaus sind natürlich alle Interessierten und Musikliebhaber willkommen. Ohne Eintritt und Einschränkungen. Einzige Bedingung: Man muss das Motto “strictly analogue” akzeptieren.
In neuer Umgebung
Die Anreise nötigte uns diesmal ein wenig Konzentration ab, um nicht vor verschlossenen Türen zu landen. Statt Krefeld hieß das Ziel diesmal Moers, was einen Unterschied von kaum mehr als 9 Kilometern Ausmacht. Da das bewährte Mercure-Hotel nicht mehr zur Verfügung stand, wich die AAA ins Van der Valk aus, das nur wenige hundert Meter von der A40 entfernt liegt.
Unten ist das neue oben
Wie wir gleich nach dem Betreten der neuen Umgebung mit einem Schmunzeln feststellen durften, waren wir nicht die einzigen, die einen Augenblick zur Orientierung benötigten. Da es im vermeintlichen Erdgeschoss keine Ausstellungsräume gab, stapfte das Groß der Besucher einem alten Messeinstinkt folgend direkt die Treppe hinauf … und kam nur wenige Augenblicke später verwirrt wieder hinunter. Die simple Erklärung: Das Hotel besitzt einen leicht erhöhten Eingang, der uns beim Betreten gar nicht aufgefallen ist. Der vermutete Keller ist also das Erdgeschoss. Und genau dort steppte der Bär.
Insgesamt zählten wir 24 Zimmer mit spielenden Anlagen. Hinzu kam ein großer Ausstellungsraum, das “Händlerdorf”, sowie ein langgestreckter Salon, in dem zahlreiche Workshops und Vorführungen stattfanden. Zuletzt gabt es noch die Hotelbar, die am Samstag wie Sonntag zu Live-Musik lud. Fertig ist das Konzept des Analog Forum 2023.
Feierliche Eröffnung
Mit einer kleinen Ergänzung: Bereits am Freitag den 14.04. fand in der Stadtkirche Moers zum Auftakt ein Doppelkonzert statt. Und wie das bei den Tonbandfreunden so ist wurden die Auftritte von Pipe & String sowie Recursion mitgeschnitten und während der Veranstaltung als Vorführmusik verwendet.
Das Analog Forum 2023
Ich muss zugeben, dass ich die Veranstaltung der AAA immer genieße. Durch das einzigartige Konzept, das man wohl am besten mit “lasst uns mal wieder treffen, reden und ein bisserl Musik hören” einfangen lässt, fühlen sich nur wenige Aussteller genötigt, echte Neuheiten zu präsentieren. Es geht eher darum, die Zimmern mit einer verzückenden Atmosphäre zu schmücken. Dazu zählt natürlich auch, dass man sich etwas mehr Mühe bei der Auswahl der Musik gibt. Insgesamt also alles sehr entspannt.
Hört ihr das auch …?
Die vielleicht witzigste Anekdote bei unserem Rundgang sammelten wir im “Rittersaal” ein, wo die Münchener Hörzone gastierte. Während der Demonstration von Grimm Audios aktiver LS1 fiel dem Vorführer auf, dass die Anlage ein leises “Fiepen” von sich gab. Nachdem er in der Kette keinen Fehler ausmachen konnte, verwies ein aufmerksamer Mithörer auf den einige Meter entfernten Ausstellungstisch – dort war eine Plattenwaschmaschine mit ihrer Reinigungsarbeit beschäftigt …
Analog Forum 2023: Things to come …
Faszinierende Einblicke gewährte uns derweil der Besuch bei Thorens. Firmeninhaber Gunther Kürten zeigte uns das aktuelle “Mockup” der (hoffentlich) Ende des Jahres kommenden Vorstufe. Inklusive Blick ins Innenleben des modularen Pres. Die Vorstufe vereint nicht nur reichlich Line- und Phono-Eingänge, sondern kann auch Fehler der verbundenen Plattenspieler bändigen. Über das frontseitige VU-Meter lassen sich Kanalungleichheit sowie Spurwinkelfehler messen und ausgleichen. Die Kalibrierung funktioniert mit reichlich ICs, die Korrektur selbst ist jedoch rein analog umgesetzt.
Kassler oder Kasseläner?
Mit dem Prädikat “saugut” kann ich auch zwei Entdeckungen aus dem Händlerdorf im “Valkensaal” prämieren. Auf einem unscheinbaren Tisch fiel uns der Röhren-Vollverstärker “The Universal” vom Kasseler Analog-Spezialisten Audio Culture auf. Das Gerät sitzt im flachen Pultgehäuse und wird mit zwei kanalgetrennten Fadern bedient. So kann man mit dem Volume-Potis auch gleich die Balance einstellen. Die Lautsprecherabgriffe liegen seitlich, damit man das bildhübsche Maschinchen auch an die Wand hängen kann.
Nur wenige Meter weiter zeigte Axiss Europe den großen Dreher der neuen Vertriebsmarke Yuki Precission. Der Plattenspieler verfügt über zwei Motoren, die gemeinsam einen einzelnen Antriebsriemen nutzen. Der schwere Teller nutzt das Prinzip eines Brummkreisels: Seine Masse wird über eine lange Achse auf eine Art Fuß übertragen, der über einem Magnetlager schwebt, das im Boden des Drehers verankert ist. Ab einer gewissen Umdrehungszahl stabilisiert und zentriert sich das Prachtstück somit “wie von Geisterhand”.
Völlig verdreht
Eine eigenwillige Detaillösung konnten sehr aufmerksame Zuhörer im Zimmer von Mal Valve beobachten. Dieter Mallach zeigte sein großes Laufwerk mit zwei Tonarmen. Aus Platzgründen (und damit er gut zu sehen ist), schraubte er den linken “Zwölfzöller” verkehrt herum auf die Basis. Da das System nun aber gegen die Laufrichtung des Drehers abgetastet hätte, schraubte er es einfach verkehrt herum an die Headshell. Ein Lösung, die wir unbedingt im Hinterkopf behalten müssen.
Ein Herz für die Jugend
Unter dem Motto “Digital Natives go Analogue” spendierte der Veranstalter einen Raum, in dem eine Anlage fürs kleine Budget zu hören war. Das Besondere an der 1300€-Kette war aber nicht die Zusammenstellung (Davis, Edwards Audio, van den Hul), sondern die Vorgeführte Musik: Immer wieder hämmerten Techno und Electro aus dem Zimmer, was man – im Wald der gewohnten Vorführmusik – als erfrischende Abwechslung sehen darf.
Einige Räume weiter spielte derweil auch wieder das “Vintage-System” der AAA. Neben einer Bandmaschine von Teac (A-7300RX) einem Pre von Wega und Quad-Endstufen (606) zog die Messebesucher hier vor allem die Möglichkeit an, selbst mitgebrachte Musik aufzulegen.
Was es sonst noch zu entdecken gab? Stöbern Sie einfach durch unsere Messebilder …
Bilder, Bilder, Bilder
Hier gibt’s alle Infos zum Analog Forum 2023 …