AGD-Neuheiten bei HiFi Bamberg
250 Kilometer zu einem HiFi-Händler fahren? Mache nicht viele, wir jedoch gern – zumal, wenn es Neues von der Audio Group Denmark zu hören gibt. Also packten wir unsere Siebensachen und machten uns auf zu HiFi Bamberg.
Lange Produktlaufzeiten sind auch und gerade im High End eine schöne Sache – aber Technologie schreitet nun mal stetig voran, und bei der Audio Group Denmark passiert der Fortschritt scheinbar schneller als anderswo. Als Morten Thyrrestrup bei HiFi Bamberg AGD-Neuheiten – allen voran die neue, kompakte Børresen T1 einem Preview-Publikum vorstellte, das sich aus einer kleinen Schar geladener Stammkunden des Händlers und uns rekrutierte, klang er deshalb fast ein klein wenig apologetisch. Schließlich sind die Z- und O-Serien, die Anfang nächsten Jahres in die Obsoleszenz geschoben werden, noch gar nicht so alt – und klingen vor allem auch gar nicht so schlecht. Die Z5 Kryo etwa, die wir vor etwa zwei Jahren im Hörraum hatten, hatte nachhaltig Eindruck auf uns gemacht.
Aber hinter dem dänischen Hersteller-Triumvirat Ansuz, Aavik und Børresen steht nunmal Michael Børresen, der ganz offensichtlich einfach nicht anders kann, als seine neuesten und besten Neuentwicklungen gleich wieder infrage zu stellen und mit noch neueren, noch besseren Ansätzen um die Ecke zu kommen. Und da man bei AGD nicht daran glaubt, neue Technologien aus modellpolitischen Gründen zurückzuhalten, gibt es jetzt eben die T-Serie, die vermutlich gegen Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen wird.
T steht im Übrigen für das Titan, das an entscheidenden Stellen im Lautsprecher – allen voran am Chassiskorb – zum Einsatz kommt. Kenner der Marke werden bei dieser Information direkt als einen wesentlichen Unterschied zu der noch höher angesiedelten M-Serie erkennen, deren Chassiskörbe aus Zirkon bestehen. Verstecken muss sich die T1 deshalb freilich keineswegs – immerhin bringt Titan eine ganze Menge überaus wünschenswerter Eigenschaften mit. Zum überragenden Verhältnis von Steifigkeit zu Gewicht gesellt sich ein günstiges Resonanzverhalten. Wer schonmal einen ausgebauten Børresen-Treiber in der Hand hatte, der weiß, dass die Materialauswahl beileibe nicht das einzige ist, das die Dänen einzigartig macht. Wer die Gelegenheit noch nicht hatte, konnte das bei dem Event nachholen: Während Thyrrestrup die technischen Details erläuterte, ging unter anderem ein kompletter Tiefmitteltöner durch die Ränge der Zuschauer, die die komplexe, ein wenig wie Alien-Technologie anmutende Korbstruktur bewunderten. Auch im eisenlosen Motor – eine weitere Børresen-Besonderheit – kommt Titan zum Einsatz, wo „geringere“ Markengeschwister mit Kupfer auskommen müssen.
Der eisenlose Motor ist dabei Teil eines größeren Gesamtkonzeptes, die Schwingspule besteht aus einem elektrisch nicht leitenden Material. Der Gedanke dahinter ist es, durch Induktion hervorgerufene Wirbelströme praktisch komplett zu eliminieren. Auch das wurde dem Publikum mittels eines Anschauungsobjektes – nämlich einer Motoreinheit und zwei Schwingspulenträgern – in einem Hands-on-Ansatz demonstriert: glitt die an einem Alu-Träger montierte Schwingspule an einem selbstinduzierten Wirbelstromkissen den Magnetspalt hinab, plumpste die Børresen-Spule widerstandslos hindurch.
All die Technik ist natürlich faszinierend, doch die einzige Frage, die am Ende zählt, ist: Klingt das ganze auch? Und wie es das tut! Offenbar pädagogisch versiert, trug Thyrrestrup seine Erläuterungen in mundgerechte Häppchen aufgeteilt vor, unterbrochen von Musikdemonstrationen, zunächst von Titeln eigener Wahl, anschließend wurden Musikwünsche der Gäste angenommen. Angetrieben wurden die Lautsprecher übrigens ebenfalls von einer Neuheite im AGD-Portfolio: dem Aavik U-588 Streaming-Vollverstärker, der die Nachfolge der 180/280/580-Baureihen einläutet und sich optisch nah an den neuen Flaggschiffen orientiert. Hat man genug AGD-Ketten gehört, beginnt man, deren Klangsignatur auch blind zu erkennen – was bemerkenswert ist, weil die dänischen Komponenten grundsätzlich überaus neutral aufspielen, und so auch die T1.
Auf einem offenbar sehr ausgewogenen Frequenzgang aufbauend, präsentierten die Kompakten die Musik mit einer markentypisch leichtfüßigen, raumfüllenden Musikalität, gepaart mit einer stupenden Feinauflösung. Das ganze hat freilich einen zugegebenermaßen heftigen Preis: Offizielle Angaben gibt es noch nicht, aber für ein Pärchen werden wir wohl mit einem mittleren fünfstelligen Betrag rechnen müssen – aber was soll’s; nachdem die AGD in letzter Zeit eine ganze Menge an Neuzugängen in bezahlbaren Preisregionen ins Programm genommen hat, war es wohl höchste Zeit, sich mal wieder um das obere Ende des Spektrums zu kümmern. Und mit dem Ergebnis lässt sich Musik besser genießen als mit 99 Prozent aller anderen Ketten, die wir so kennen – also haben wir uns zurückgelehnt und einfach genossen.