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Accuphase P-7500 Endverstärker

Accuphase P-7500

Perfektion

Accuphase P-7500

Mehr als in der Überschrift kann man über die Accuphase P-7500 nicht sagen. Die Stereo-Endstufe ist die reinste Machtdemonstration in Sachen Ingenieurskunst: Sie ist herausragend konstruiert, und aus jedem ihrer zahllosen Details sprechen über 50 Jahre Erfahrung. Das Beste aber: Am Ende führt die nüchtern-sachliche Kunstfertigkeit der Japaner zu einem unvergleichlich linearen Musikerlebnis – High End in Reinkultur!

Accuphase P-7500 Endverstärker

In aller Kürze:
Verarbeitung, Leistung, Klang: Die Accuphase P-7500 ist nicht einfach eine Endstufe, sie ist eine Machtdemonstration in Ingenieurskunst und Musikalität.

Accuphase P-7500 Endverstärker


Bei Endstufen-Tests habe ich immer ein leichtes Zwicken im Magen. Es geht um dringend erforderliche, aber vergleichsweise unaufgeregte Komponenten, die – abgesehen von ein, zwei Anschlüssen – selten Ausstattungsmerkmale besitzen, über die es sich zu sprechen lohnt. Im Inneren kommen in der Regel klassische Schaltungen zum Einsatz, die tausendfach beschrieben wurden. Und was ihre Leistung angeht: Mit Wattzahlen kann man in Zeiten von Class D auch niemanden mehr umhauen. Neun von zehn Endstufen ließen sich bequem auf wenigen Zeilen abhandeln. Bei einer Kraftzelle von Accuphase sieht die Sache vollkommen anders aus. Wer die P-7500 einmal persönlich erleben konnte, ist ihr verfallen. Die Endstufe strahlt eine Ruhe und Erhabenheit aus, die sich nur schwer in Worte schnüren lassen – Kenner des japanischen Herstellers wissen, was ich damit meine. Außerdem lehrt ihre flexible, funktionale und einfach zu durchblickende Ausstattung, dass Purismus eben doch kein unabdingbares Muss für perfekten Klang ist. Doch ehe ich ins Schwelgen abdrifte, beginnen wir die Geschichte lieber von vorn.

Accuphase P-7500 Endverstärker
Exzellenz bis ins Detail. Man beachte die wuchtigen Griffe an der Front, die entgrateten und samtig beschichteten Kühlkörper oder den Querträger, der dämpfend über alle Rippen geht – und sich als Hebevorrichtung nutzen lässt. Der Gehäusedeckel ist innen an allen Kontaktstellen zum Gehäuse mit Filzstreifen versehen. Hier rappelt und klappert garantiert nichts.

Rund drei Monate ist es her, dass uns der Accuphase-Vertrieb P.I.A. besuchte. Neben der P-7500 hatte die P.I.A. den Vorverstärker C-2300 und den CD/SACD-Player DP-570 im Gepäck. Wir müssten die Endstufe schließlich im natürlichen Habitat erleben, erklärte man uns die beiden unerwarteten Gäste. Stolze 50 Kilogramm wiegt das massive Stereo-Kraftwerk. Trotzdem war das Aufstellen ein Genuss: Hebt man den Deckel vom Karton, findet man die P-7500 in einer Art Tragrahmen, zwei Personen können sie bequem zum Bestimmungsort transportieren. Die Kunstfertigkeit der Japaner beginnt also, noch ehe man die Endstufe einschaltet. Direkt nach dem Platzieren kamen die erforderlichen Strippen an ihren vorgesehenen Platz: Strom, eine XLR-Pipeline zum Vorverstärker und die Lautsprecherkabel zu Wilson Audios Sasha V. Das rief mir die Qualität der vergoldeten Buchsen sowie die Griffigkeit der Accuphase-Terminals ins Gedächtnis. Die Entwickler legen enormen Wert auf eine herausragende und dennoch funktionale Haptik. Man kann die samtig-rauen Riesen-Terminals ohne Werkzeug derart festdrehen, dass man sich eher Sorgen um die Gabelschuhe als um eine schlechte Verbindung machen sollte. Nur Augenblicke später schwebten die ersten Klänge durch den Raum und ließen alle Anwesenden andächtig erstarren.

Accuphase P-7500 Endverstärker
Die Rückansicht der kolossalen Endstufe: Die RCA- und XLR-Eingänge werden über einen Taster an der Front umgeschaltet. Der unscheinbare schwarze Regler links neben dem Stromanschluss ist für den Betriebszustand verantwortlich: stereo, dual mono oder gebrückt.

Für den ersten Funktionstest hatten wir die erstbeste SACD ins Laufwerk des DP-570 gelegt, die nun sanfte Klaviertöne in den Raum projizierte. Es waren aber nicht die Klänge selbst, die mich augenblicklich so faszinierten, sondern vor allem das, was zwischen den Noten geschah: Ruhe und Erhabenheit vor rabenschwarzem Hintergrund. Ein Tontechniker hatte mir in einer Lobrede auf die SACD (und das Tonformat DSD) vor etlichen Jahren erklärt, es handle sich um den einzigen Datenträger, mit dem er das „Atmen“ eines Konzertsaals einfangen könne. Der Dynamikumfang des Formats sei groß genug, um das abgrundtiefe, sanfte Wabern der Luft abzubilden. Allein: Die meisten Ketten können mit solchen Informationen nichts anfangen. Im herrlich modulierten Ausklingen der Klavierklänge erschlossen sich uns die Dimensionen des Aufnahmeraums – so plastisch und greifbar, als stünden wir mittendrin. Die Kette zauberte die Frequenzen derart aufgeräumt und geordnet in unseren Hörraum, dass der Moment der Aufnahme körperlich greifbar wurde.

Diese ersten Eindrücke sind das Ergebnis von mehr als 50 Jahren unermüdlicher Forschung und Entwicklung. Seit 1972 verbessern und optimieren die Herrschaften aus Yokohama ihre Schaltungen. Das Konzept der P-7500 fußt grob betrachtet auf drei Eckpfeilern: Geradezu Ehrensache ist eine perfekte Signalstrom-Gegenkopplung, die Übernahmeverzerrungen im Zusammenspiel von positiver und negativer Halbwelle vermeidet. Schon im Markennamen steckt der unbedingte Wille zur „akkuraten Phase“ (engl.: „accurate phase“). Zudem achtet der Hersteller auf eine stattliche Ausgangsleistung von 300, 600 und 900 Watt (8/4/2 Ω). Der enorme Dämpfungsfaktor von 1000 sorgt dafür, dass sich die Endstufe nicht mit ihrer eigenen Kraft erdrückt: Mit dieser Kombination dürfte die 7500 selbst kniffligste Lasten, sprich: exotischste Lautsprecher antreiben können, ohne jemals ihre vorbildliche Leichtfüßigkeit und Linearität zu verlieren.

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Praktisch: Die Nachhaltezeit der beiden Anzeigeinstrumente (oben) lässt sich direkt an der Gehäusefront umschalten. Mehr Aufmerksamkeit verdient jedoch der Regler im Bild unten: Über den „Gain“ lassen sich Störgeräusche rauschfreudiger Quellen um bis zu 12 dB mindern. Die Haptik der Schalter und Taster ist übrigens ein Traum – man möchte den ganzen Tag an der Endstufe herumdrücken.

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Der dritte Aspekt wird von einem ganzen Maßnahmenkatalog abgedeckt und ist so etwas wie der „Staatsfeind Nummer eins“: die (am liebsten vollständige) Beseitigung von Rauschen und unerwünschten Nebengeräuschen. Das Geheimnis liegt, so der Hersteller, vor allem in der perfekt abgestimmten Verstärkeraufteilung. Während die meisten Endstufen den Verstärkungsfaktor ihrer Eingangs- und Leistungsstufen ähnlich skalieren, schnürt Accuphase einen geradezu aberwitzigen Verstärkungsfaktor von 12,6 x in die Signal-Eingangsstufen seiner P-7500. Die eigentlichen Leistungsstufen verdoppeln (2 x) das Ergebnis lediglich. Die zugrundeliegende Logik ist erdrückend: Die Eingangsstufen sind mit ihrem symmetrischen Aufbau einfach viel rauschärmer als die Endstufen. Ein großer Teil der gewaltigen S/N-Ratio von maximal 135 Dezibel (Herstellerangabe) wird genau hier gewonnen. Weiteren Anteil hat die MCS+-Schaltungsarchitektur (Multiple Circuits Summing-up). Im Grunde ist damit der vollständig symmetrische Aufbau der Signalverarbeitung gemeint, die – so die Entwickler – gegenüber einer normalen asymmetrischen Aufbereitung bis zu 30 Prozent der unerwünschten Nebengeräusche terminiere.

Accuphase P-7500 Endverstärker
Das Innenleben der P-7500 wird zu gefühlten 99,9 Prozent vom Netzteil eingenommen. Hier sehen Sie den isolierten, im Aluminiumkorpus gekapselten Ringkerntrafo…
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…sowie die beiden riesigen Kondensatoren mit jeweils 60 000 Mikrofarad Siebkapazität.

Angetrieben wird der wundervolle Kraftriegel von einem Netzteil-Komplex, der um einen großen, in massivem Aluminium gekapselten Ringkerntrafo und zwei beeindruckende Elkos mit jeweils 60 000 Mikrofarad Siebkapazität aufgebaut ist. Das können natürlich auch andere Hersteller. Zahllose Details illustrieren aber die Überlegenheit der Japaner: So kommen in der Schutzschalter-Baugruppe, die auf einer Platine mit den Terminals verbaut ist, große Spulen mit Hochkantwicklung zum Einsatz. Bei gleicher Wicklungszahl bieten die kostspieligen Bauteile einen dreifach größeren Leiterquerschnitt. Sämtliche Platinen im Gehäuse bestehen aus GFK (Fiberglas) und Fluorcarbon-Harz, das sich durch gute Resonanzeigenschaften und – als superbes Dielektrikum – geringste Verluste auszeichnet.

Im Verlauf unserer Recherchen wurden wir mit einer Vielzahl von Superlativen konfrontiert, die wir in der Summe kaum glauben konnten. Folglich schickten wir die P-7500 auf einen Messtisch, um ihren inneren Werten penibel auf den Grund zu gehen. Die Ergebnisse waren mehr als erstaunlich: Wenn man Accuphase überhaupt etwas vorwerfen kann, dann, dass die Japaner bei ihren Zahlenspielen extrem „konservativ“, ja fast übervorsichtig sind. So konnten wir die Leistung des Verstärkers mit 312, 620 und 903 Watt (8/4/2 Ω) festnageln, einige Prozent mehr als in den offiziellen Herstellerangaben. Auch bei den übrigen Werten überboten unsere Messungen die offiziellen Angaben – mehr dazu erfahren Sie im Anschluss an den Artikel. Kurzum: Die Exzellenz dieses Ausnahme-Kraftwerks lässt sich auch amtlich bestätigen.

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Die Leistungsverstärkung ist direkt auf ihren effizienten Kühlkörper geschraubt. Auch das ein ausgeklügeltes Detail: Die beiden Endverstärker lassen sich vergleichsweise bequem seitlich abnehmen und ohne größere Zerlegearbeiten warten. Die eigentliche Verstärkung wird von zehn Transistorpaaren übernommen.

Ein nicht unwesentlicher Aspekt einer Endstufe ist ihr mechanischer Aufbau. Auch hier wird die P-7500 ihrem Vorbildcharakter gerecht: Im Prinzip besteht sie aus einer massiven Metall-Bodenplatte, in deren Zentrum besagtes Riesen-Netzteil ruht. Zur Vermeidung von Wechselwirkungen mit anderen Komponenten setzt der Hersteller gut gedämpfte Isolator-Füße ein, deren Filz ganz sicher keine Schrammen im Rack verursacht. Die eigentlichen Endstufen sind an den Seiten aufgehängt. Es handelt sich dabei um zwei große Module mit zehn Transistorenpaaren, die direkt auf den pulverbeschichteten Kühlkörpern montiert sind. Wer bereits Kleidungsstücke beim Hantieren mit übellaunigen Kühlkörpern eingebüßt hat, wird die abgerundeten und entgrateten Accuphase-Rippen lieben. Die Praxistauglichkeit zeigt sich derweil auch in Details wie den front- und rückseitigen „Griffen“ sowie in einer langgezogenen Spange, die sich zentral über beide Kühler erstreckt. Sie dämpft die Metallrippen und eignet sich im Notfall ebenfalls als Griff, etwa um die gewichtige Endstufe ins Zentrum ihrer Basis oder Rackebene zu wuchten – Hinlangen ist hier explizit erlaubt.

Und wo wir beim Zupacken sind: Das sollten Sie auch unbedingt bei den verschiedenen Bedienelementen der Endstufe machen – deren haptische Qualität ist unbeschreiblich. Es gibt insgesamt sechs Schalter, für eine Stereo-Endstufe erstaunlich. Neben dem zentralen Power-Schalter an der Gehäusefront ist das ein Eingangswahlschalter (XLR/Cinch) sowie ein dreistufiger Knopf für die beiden großen Pegelanzeigen. Die lassen sich mit normaler und verlängerter Haltedauer (3 Sek.) betreiben oder komplett abschalten. Neben dem Input liegt ein vierstufiger Schalter für die Verstärkung. Sie lässt sich um wahlweise 3, 6 oder 12 Dezibel verringern, wofür es zwei gute Gründe geben kann: Zum einen wird auch hier auf Störsignalbeseitigung gezielt. Das Herabsetzen der Eingangsverstärkung minimiert natürlich auch das Hintergrundrauschen. Zweitens gibt es Vorverstärker mit eigenwilligen Pegelreglern. Nicht selten passiert auf den ersten ein, zwei Zentimetern zu viel. Das Feinjustieren der Lautstärke ist dadurch vor allem in leiseren Gangarten knifflig. Das Vermindern um 6 oder 12 Dezibel verschafft solchen Potis mehr Weg. Eine klangliche Wirkung des Schalters konnten wir in unserem Setup/Hörraum derweil nicht ausmachen, beim Test verblieb er deshalb in der „Max“-Stellung.

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Rückseitig gibt es außerdem einen Taster für die Phasenbelegung der XLR-Anschlüsse – den sollte es eigentlich immer geben. Informationen zur Belegung findet man in den Anleitungen und Unterlagen der Vorstufe. Direkt daneben liegt schließlich noch der dreistufige Wahlschalter für den Betriebsmodus der P-7500. Neben dem Stereo-Einsatz („Normal“) lässt sich die Endstufe brücken („Bridge“), was ihre Leistung auf 1200/1800 Watt (8/4 Ω) steigert. Auch der Bi-Amping-Betrieb ist möglich („Dual Mono“). Bei den beiden letzten wird nur das Signal des jeweils linken Eingangs (XLR und Cinch) verarbeitet und auf beide Endstufenzüge geroutet. Zur Vermeidung von Unfällen gibt’s in der Anleitung neben Blockschaltbildern und Messdiagrammen gut illustrierte Anleitungen für die beiden „Sonderfälle“. Das wäre es im Großen und Ganzen mit der Ausstattung.

Wie bereits angedeutet, ist es gar nicht so einfach, den Klang der Endstufe mit den gewohnten Prädikaten zu versehen. Das liegt zum einen natürlich daran, dass sich das Können der P-7500 vor allem „zwischen den Tönen“ offenbart: Diese unvergleichliche Ruhe und Aufgeräumtheit in der Abbildung und Tiefenstaffelung, die den Zuhörer in die Aufnahme hineinversetzt. Über Muskelspielchen muss man sich derweil keine Gedanken machen: Dynamik und Headroom einer derart potenten Kraftquelle lassen keinerlei Wünsche offen. Freilich hat ein Großkaliber dieser Klasse auch Gespür für Feinheiten und Details. Neben der Wilson Audio spielte die P-7500 im Laufe der Wochen und Monate natürlich an einer breiten Palette von Lautsprechern, unter anderem an der gar nicht mal so anspruchslosen Audio Note AN-K. Doch wie die Herstellerangaben und unsere Messungen schon nahelegen, lässt sich die Endstufe durch den Lautsprecher nicht irritieren. Die P-7500 spielt an allen Lasten unbestechlich neutral und linear. Interessanter ist da schon die Kombination mit anderen Vorstufen oder geregelten Quellen. Erst wenn man die hinzuzieht, kann man von Attributen wie „heller“, „transparenter“ sprechen. Das macht natürlich wenig Sinn, da wir dann über die Vorstufen und nicht über die 7500er sprechen.

Bildergalerie
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Wichtiger ist diese Information: Nachdem wir verschiedene Optionen – etwa den Direktbetrieb am geregelten Streamer Lumin X1 oder am Aavik-Vorverstärker C-580 – ausprobiert hatten, kehrten wir wieder zur C-2300 zurück. Im Duett haftet den Geschwistern ein Glanz und eine Geschmeidigkeit an, die wir mit keiner anderen Kombination erreichten. Ein „Perfect Match“, wie man so schön sagt, der sich auf keine Musikvorliebe festnageln lässt: Große Orchester bringt die Kette herrlich differenziert und mit wundervollen Klangfarben herüber. AC/DCs Gitarrenriffs (Back In Black) lassen ein leibhaftiges Marshall-Stack mit Attacken im Hörraum erscheinen, die den Zuhörer in den Sitz drücken. Bei Brendan Perrys „This Boy“ (Ark) betörte mich die lange, lupenreine Hallfahne auf den „Rims“ im Intro des Songs. Bemerkenswert war auch die Performance von „The Bogus Man“ vom selben Album. Als tragende Basis dient hier eine abgrundtiefe Synthesizer-Textur. Schon bei mittleren Pegeln kommen sich Brendan Perrys sonore Stimme, Percussions und Synthie-Pads gern in die Quere. Bei kleineren Amps kann man sogar hören, dass die Flächen bei jedem Impuls der Bassdrum pumpen – Kompressionseffekte, weil dem Verstärker die Puste ausgeht. Davon kann bei der P-7500 natürlich keine Rede sein. Wilson Audios Sasha V ist als Vier-Ohm-Box verbucht, die Accuphase-Endstufe arbeitet daher mit etwas über 600 Watt. Sie kann alle Frequenzen des Titels genauso linear, knarzig und wabernd verstärken, wie es der Produzent seinerzeit am Mischpult hören wollte.

Selten habe ich eine Komponente erlebt (und schon gar keine Endstufe), die es einem so schwer macht, sich nicht Hals über Kopf in sie zu verlieben. Das wundert mich im Fall der P-7500 umso mehr, da ihr Charakter kaum greifbar ist und sie mich auch nicht mit stürmischen Dynamikgewittern betört. Wir haben hier ein bis ins Detail ausgefeiltes Stück Technik vor uns, das einfach genau das macht, was es soll: Signale verstärken ohne auch nur den Hauch einer eigenen Signatur hinzuzufügen. Klingt nüchtern, ist in der Praxis aber absolut umwerfend.

Accuphase P-7500 Endverstärker

Überragende Vorstellung

„Ein handwerklich und optisch sehr hochwertiger Verstärker mit sehr guten Messergebnissen. Die Herstellerspezifikationen werden eingehalten und übertroffen“, steht unter den 15 Seiten mit Diagrammen, Werten und Zahlenketten. Wer gelegentlich mit Messtechnikern zu tun hat, ahnt, dass sich in diesen Zeilen ein geradezu euphorisches Lob verbirgt. Keine Sorge, wir werden die Daten auf den kommenden Zeilen nicht stumpf runterrasseln. Es soll an dieser Stelle vielmehr darum gehen, die Brillanz und Ausgefeiltheit der Accuphase-Ingenieurskunst mit ein paar Fakten zu untermauern. Für alle technisch Neugierigen haben wir das gesamte Messprogramm hier in einem separaten Artikel veröffentlicht.

Die wichtigsten Werte wurden im Artikel bereits erwähnt: Die P-7500 leistet solide 312, 620 und 902 W an 8, 4 und 2 Ω. Die Herstellerangaben liegen mit glatten 300, 600 und 900 W „auf der sicheren Seite“. Doch sagen Wattzahlen am Ende wenig aus. Entscheidend ist, wie linear ein Verstärker seine Leistung an eine komplexe Last abgeben kann. Wir haben dazu einen kleinen Versuch unternommen und einen 4-Ω-Widerstand mit einem Zweiwege-Lautsprecher (Celestion SL-6, 8 Ω) verglichen:

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Freilich sieht die Kurve des Lautsprechers etwas anders aus, doch bleibt sie bis 50 kHz extrem linear – außerdem bewegen sich die Abweichungen gegenüber dem idealisierten Widerstand im Bereich von maximal 0,3 dB – vorzüglich.

Die Japaner rahmen die Bandbreite der P-7500 mit den gewohnten 20 Hz bis 20 kHz ein. Unsere Messung (2,83 V/1 W, 8 Ω) belegt jedoch, dass der Hersteller hier beinahe zu streng ist:

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Die Abweichung bei 20 kHz liegt bei −0,2 dB, selbst bei 60 kHz sind es erst −1 dB. Viele andere Hersteller würden hier wohl 70 oder gar 100 kHz Bandbreite angeben. In den tiefen Frequenzen zeigt die Endstufe derweil keine Anzeichen von Begrenzung – wir dürfen also davon ausgehen, dass sie auch „nach unten“ liefert, was der Lautsprecher mitmacht. Wir hoffen, Ihr Phonoentzerrer hat einen Rumpelfilter.

Natürlich haben wir uns auch das Rauschen (beziehungsweise den Störabstand) angesehen. Hier sehen Sie das Rauschverhalten in der FFT-Analyse:

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Man beachte, dass unser idealisiertes Nutzsignal (die simulierte Lautsprecherlast beträgt 8 Ω) ganz links bei +18 dB liegt. Nach Adam Riese kommt man bis zum Rauschteppich bei etwa −120 dB damit auf einen Mittelwert von 138 dB. Auch hier werden die Herstellerangaben also bei weitem überflügelt – die mehr als 6 dB Abweichung zu den 130 dB von Accuphase halbieren das Rauschen noch einmal. Die folgende Abbildung nimmt den Bereich unterhalb des 1-kHz-Nutzsignals in den Fokus:

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Bei mangelhafter Konstruktion könnte man dort Einflüsse und Störungen des Netzteils erkennen. Aber auch in dieser Disziplin bewährt sich die P-7500. Dieses uneingeschränkte Lob können wir bei der Klirr-Messung wiederholen: Linker und rechter Kanal zeigen hier winzigste Abweichungen, bleiben aber deutlich unterhalb der Herstellerangaben.

Zuletzt haben wir uns noch Details wie die Genauigkeit der Instrumente angesehen. Die messen die Ausgangsspannung. 10 W bei 8 Ω ergeben daher die gleiche Anzeige wie 20 W bei 4 Ω. Die Abweichungen der Instrumente liegen bei 3 % links und 1,8 % rechts – mehr als ausreichend für die Illustration. Interessant ist auch die Skalierung der Verstärker, die sich über einen Schalter an der Front umschalten lässt. Mit unserem Referenzsignal (via XLR-Eingang) kamen wir auf eine Verstärkung von 28,78 dB (Max), 25,72 dB (−3 dB), 22,01 dB (−6 dB) und 16,96 dB (−12 dB). Man kann sich natürlich über Nachkommastellen streiten – wir sind damit aber mehr als zufrieden.

Accuphase P-7500 Endverstärker


Info

Endverstärker Accuphase P-7500

Konzept: Stereo-Endstufe mit schaltbarem Bi-Amping und Brückenmodus
Eingänge: Cinch/XLR
LS-Terminals: 2 Paar Bi-Wiring-Abgriffe für Banane und Gabelschuhe
Nennleistung (8/4/2 Ω): 300/600/900 W
Bandbreite (−0,2 dB): 20 Hz bis 20 kHz
Klirrfaktor (4–16 Ω): 0,03 %
Signal-Rausch-Abstand (Max/−12 dB): 130/135 dB
Dämpfungsfaktor: 1000 oder höher
Verstärkungsumschaltung: Max, −3/−6/−12 dB
Leistungsaufnahme (Standby/Leerlauf/Betrieb): 0,3/142/450 W
Besonderheiten: Leistungsanzeige anpassbar/abschaltbar, 3 Betriebsmodi, XLR-Phasenbelegung umschaltbar, Power-Taster/Eingangswahl an der Front
Zubehör: Stromkabel
Maße (B/H/T): 47/24/52 cm
Gewicht: 49 kg
Garantiezeit: 3 Jahre (nach Registrierung)
Preis: um 20 500 €

Kontakt

P.I.A. Hi-Fi Vertriebs GmbH

Rosenweg 6
64331 Weiterstadt
Telefon +49 6150 50025
info@pia-hifi.de

www.pia-hifi.de

Mitspieler

CD-Player: Accuphase DP-570, Audio Note CD 3.1x, Esoteric K-05XD
Streamer/Mediaplayer: Lumin X1, Aavik S-580, Linn Klimax DSM
Vorverstärker: Accuphase C-2300, Electrocompaniet EC 4.8 Mk II
Vollverstärker: Aavik I-580
Endverstärker: Luxman M-10x, Burmester 216
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha V, Wilson Audio Sasha DAW, Audio Note AN-K SPx
Kabel: WestminsterLab, AudioQuest
Rack: Finite Elemente, Solidsteel, Creaktiv

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.