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Acoustic Solid Firmenreportage Wirth Tonmaschinenbau

FIDELITY zu Gast bei … Karl Wirth, Acoustic Solid

Acoustic Solid/Wirth Tonmaschinenbau in Altdorf

Acoustic Solid, ein schwäbisches Familienunternehmen als Global Player mit Bodenhaftung

Fotografie: Helmut Hack

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In den Tagen, als Väterchen Frost den Süden der Republik fest in seiner eisigen Hand hielt, schickte sich einst am frühen Morgen ein unerschrockener Redakteur in festen Stiefeln an, sein Sportcoupé unter rund 100 000 noch ungeformten Schneebällen zu lokalisieren. Eine Viertelstunde später ist er schon, nur noch von einem schicken weißen Irokesen auf dem Dach geschmückt, durch dichtes Schneegestöber unterwegs nach Altdorf bei Stuttgart, wo Acoustic Solid residiert.

Acoustic Solid Firmenreportage Wirth Tonmaschinenbau

Nicht nur wenn man aus einer Großstadt kommt, ist Altdorf in Esslingen – unweit gibt es noch ein zweites in Böblingen – ein wirklich kleines Nest mit rund 1600 Einwohnern. Karl Wirth weiß, nachdem er mich am Firmensitz seiner Plattenspielermanufaktur begrüßt hat, zu berichten, dass Altdorf die kleinste selbstverwaltete Gemeinde Baden-Württembergs ist.

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Da ich pünktlich zur Mittagsstunde ankomme, ist die Produktion verwaist. Bis zu acht Mitarbeiter, inklusive der beschäftigten Familienmitglieder, zählt Karl Wirth in seiner Belegschaft. Man wohnt hier im Ort, wo die Wege kurz sind, und vespert zu Hause. Deshalb führt mich Karl Wirth zuerst durch die Hörräume. Es gibt in dem dreistöckigen Haus zwei, obwohl hier in erster Linie produziert werde, betont der Firmenchef, und es keinen nennenswerten Direktverkauf gebe. Viele langjährige Kunden wurden über die Jahre eben Freunde – wenn sie es nicht schon waren, als Karl Wirth 1997 seinen ersten „Solid One“ auf der HIGH END präsentierte – und kämen gerne hierher, um eventuelle Neuanschaffungen zu vergleichen.

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Dafür bietet der ebenerdige Hörraum beste Bedingungen, ich zähle elf Laufwerke, die man ohne große Umstände in Gang setzen könnte. Hier fühle ich mich sofort wohl, gerade weil es kein Hochglanz-Showroom ist. Schraubendreher, Waage, Ölkännchen, handgeschriebene Belegungshinweise, Laufwerke ohne Arm und Tonarme ohne Laufwerk – hier wird wirklich gehört, dieser Raum lebt. Elektronik und Lautsprecher aus MBLs „Noble Line“ stehen bereit. Neuanschaffungen, erklärt Karl Wirth, er möchte Interessenten eine bessere Vergleichbarkeit bieten, die mit den eher exotischen hauseigenen Lautsprechern nicht ohne Weiteres gegeben ist. Es gibt nur wenige Exemplare des Transmissionline-Speakers WTB 1, der von Bruno Ferreni gefertigt wurde.

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Seine Ehefrau Michaela Ferreni, Buchhalterin bei Wirth Tonmaschinenbau, nimmt internationale Anrufe entgegen, während ich mich mit ihrem Vater Karl Wirth unterhalte – Acoustic Solid ist ein Familienunternehmen. Ursprünglich trug WTB 1 wie die Laufwerke ein „Solid“ im Namen, doch ein großer englischer Lautsprecherproduzent, der ebenfalls ein Solid-Modell im Programm hatte, drohte mit Sanktionen. Die Summen, die plötzlich im Raum standen, bewogen Wirth dazu, sich auf das vordere Ende der Kette zu konzentrieren und die Lautsprechersparte auf kleiner Flamme köcheln zu lassen. „Dia goan fei abr scho guad“, schließt er das Thema pragmatisch im selben Dialekt, in dem er auch „beim Daimler“ sagt und dabei wenige Kilometer über seine Schulter Richtung Stuttgart deutet. Karl Wirth kommt aus der Autoindustrie. Bevor er aus Leidenschaft und ursprünglich nur für sich einen Plattenspieler baute, war er als Betriebsleiter bei einem Zulieferbetrieb beschäftigt.

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Im oberen Hörraum erhalte ich Gelegenheit, die WTB 1 kurz zu hören. Die im Hochton von einem Bändchen und im Bass von einem Subwoofer umrahmten Breitbänder klingen trotz Kaltstart luftig und griffig. Es läuft der exzellent produzierte Soundtrack zur TV-Serie Babylon Berlin auf dem polarisierenden, mit Swarovski-Steinen besetzten Diamond-Laufwerk, während ich eine Vitrine mit Tonarmschätzchen von Hadcock, Thorens und Ortofon bestaune.

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Mittlerweile drehen sich die Maschinen auch in der Fertigung wieder. Alle Metallarbeiten werden hier auf sehr engem Raum und mit einem modernen Maschinenpark selbst durchgeführt. Trotz eines Anbaus und Umbauten sei die Kapazität dieses Standortes ausgereizt, meint Karl Wirth und wirkt nicht besonders unglücklich darüber. „Mir sind in übr vierzich Ländr verdreda …“, zu groß soll Acoustic Solid gar nicht werden, will er damit vielleicht sagen. Jedenfalls möchte er seinen handwerklichen Feinmechanikbetrieb, in dem man flexibel auf Veränderungen reagieren kann, nicht riskieren. Wirths Frau Erna verleiht Plattentellern von Hand den letzten Schliff, während wir den Weg durch die sehr kurze Endfertigung antreten.

Sauber sortiert, aber nicht penibel ordentlich – Werkstattatmosphäre eben – laufen hier die gedrehten, gefrästen oder gebohrten Metallteile aus eigener Fertigung und zugekaufte Bauteile wie Holzchassis, Rega-Tonarme und Steuerelektronik zusammen und werden fachgerecht montiert. Aus einem Konvolut Bauteile wird auf rund fünf Metern Weglänge ein fertiger Plattenspieler. Karl Wirth zeigt mir stolz eines der gegossenen Tellerlager mit minimalem Reibungswiderstand und demonstriert mit dem kleinen Finger die blanke Glätte der Lagerbuchse. Vergoldete Einzelteile eines Tonarms warten auf ihre Weiterverarbeitung, der asiatische und russische Markt liebt Gold, in Deutschland lasse sich das quasi nicht verkaufen – Acoustic Solid produziert flexibel, was gewünscht wird. Am Ende steht ein Kontrollplatz mit Denon-Vollverstärker und zwei kleinen JBL Control One sowie eine Schublade Synchronmotoren von Berger Lahr (Schneider Electric) gehören, die auf ihre Montage warten. Karl Wirth begutachtet einen Tonarmrückläufer, die Kabelschuhe sind von den Anschlusslitzen gebrochen – eine Routinereparatur.

Bildergalerie Firmenreportage Acoustic Solid

Richtig interessant wird es dort, wo der Lärm herkommt und die Metallrohlinge. Der Metallfachmann Stefan Kunke programmiert hier eine moderne CNC-Fräse, die gerade aus rohen Aluminiumronden Dosen für die Motorsteuerung schält. „Frühr han mir die aus drei Deila zsammensedza müssa“, erklärt Karl Wirth, heute werden sie aus dem vollen Material gefräst. Über Auftragsfertigung habe er zwar schon nachgedacht, sagt Wirth, winkt aber gleich wieder ab, im Grunde seien sie hier gut ausgelastet.

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Mit der an diesem viel zu kurzen Nachmittag gewachsenen Überzeugung, dass man bei Acoustic Solid – Karl Wirth spricht es übrigens deutsch bzw. schwäbisch und nicht englisch aus – ehrliche Produkte mit nachvollziehbaren mechanischen Eigenschaften auf hohem Fertigungsniveau bekommt, mache ich mich wieder auf den Rückweg ins bayerische winterliche Katastrophengebiet.

 

www.acoustic-solid.com

 

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