Abseits der Massenware
Wenn ein musikbegeisterter Kulturmanager die Geschäftsführung einer traditionsreichen High-End-Manufaktur übernimmt, kann das Ergebnis nur außergewöhnlich ausfallen. Für den 1985 gegründeten Lautsprecher-Hersteller Audio Physic, der im sauerländischen Brilon nächstes Jahr ganz offiziell das 35. Firmenjubiläum feiert, war der Einstieg des kreativen Querdenkers Wolfgang Lücke 2017 ein echter Glücksfall. Lücke hatte zuvor jahrzehntelang die Musikmesse in Frankfurt organisiert, ist mit einer Legion bekannter und berühmter Musiker auf Du und Du – und bringt seine Szene-Erfahrung auch in das gar nicht so abseitige Metier der Lautsprecherproduktion ein. Audio Physic-Produkte sind nicht nur aus diesem Grund im besten Sinne des Wortes musikalisch.
Eine bemerkenswerte Entwicklung für eine Firma, die 1985 als „Küchentisch-Klitsche“ von Menschen gegründet wurde, die mit der Klangqualität des damals erhältlichen Equipments nicht glücklich waren. Der Lautsprecher-Selbstbau war in jener Epoche etwas Selbstverständliches, Fachzeitschriften widmeten sich dem Thema, HiFi schickte sich an, den Sprung in den High-End-Bereich zu tun. Und Audio Physic wurde ganz schnell zum ernst zu nehmenden Mitspieler, dessen ausgezeichneter weltweiter Ruf von anderen bis heute nicht getoppt wird.
Von der Küchen- zur Garagenmanufaktur
Die Audio Physic-Gründer fanden mit ihren fein klingenden Schallwandlern schon in den Achtzigern regen Zuspruch, man zog von der Küche zunächst ins Wohnzimmer um und von dort in eine Garage, die kleinen Serien wurden rasch größer, die Firma professionalisierte sich.
Auch der heutige Audio Physic-Geschäftsführer Wolfgang Lücke wurde vom Musikvirus schon in seiner Jugend befallen. Der heute 55-Jährige war in seiner Schulzeit DJ und Lichtmeister und hat aus jener Lebensphase einen wichtigen Leitspruch mitgenommen: Es geht frei nach Pop- und Funk-Zampano Prince um „Real Music for real Music Lovers“. Nicht zufällig ziert ein ausdrucksstarkes Konzertfoto des flinkfingerigen Gitarristen Steve Lukather – mit dem Wolfgang Lücke seit langem eng befreundet ist – die Startseite der Audio Physic-Homepage.
Audio Physic schwört auf Eigenentwicklungen
Technisches Mastermind ist seit 1999 Manfred Diestertich, der für die Entwicklung und damit auch für den unverwechselbaren „Familienklang“ der Audio Physic-Lautsprecher – von der erschwinglichen und kompakten „Classic“-Serie bis zu den Klangriesen der „Reference“-Reihe – verantwortlich ist. Mit gerade einmal zwölf Mitarbeitern ist Audio Physic unter den Branchen-Goliaths der David. Aber einer, der ganz viele sorgsam geschliffene Steine im Köcher hat.
Von Fließband-Massenware ist man in Brilon auch 2019 ganz weit entfernt. Chassis, Weichen und Gehäuse der Schallwandler sind grundsätzlich Eigenentwicklungen; die Chassis lässt Audio Physic nach eigenen Konstruktionsplänen bei WaveCore fertigen, man wird sie so in keinem anderen Lautsprecher des Weltmarktes finden. Bei den Zulieferteilen setzen Lücke, Diestertich und ihr Team konsequent auf Komponenten aus heimischer Produktion. Die Lautsprecher – derzeit sind über 30 Modelle im Portfolio, darunter auch für den „unsichtbaren“ Wandeinbau gedachte Speziallösungen etwa im Heimkino-Bereich – werden in Brilon handgefertigt, wobei ein Mitarbeiter einen Lautsprecher von Anfang bis Ende baut.
Timing und Klangtreue
Das Ergebnis? Schallwandler, die locker mit deutlich teureren Exemplaren der jeweiligen Klasse mithalten können und die sich das Prädikat „grundmusikalisch“ an die Schallwand heften dürfen. Denn obwohl Wolfgang Lücke ursprünglich aus dem Rock- und Pop-Business stammt, haben er und seine Mitarbeiter einen sehr breitbandigen, vielfältigen Musikgeschmack. Und lassen diesen weiten Horizont auch in die Entwicklung einfließen. Da kann man beispielsweise problemlos einen Steinway Grand und einen Bösendorfer Imperial voneinander unterscheiden. Weil man in Brilon hörbaren Wert auf größenrichtige Wiedergabe von Schallereignissen legt.
Zudem haben die sauerländischen Klangkulinariker jenen Laufzeit-Unterschieden den Kampf angesagt, die der Räumlichkeit abträglich sind und auch die tonale Balance empfindlich stören können. Audio Physic-Standlautsprecher haben eigentlich immer eine nach hinten geneigte Trapezform und betont schlanke Schallwände. Weil die Gehäusewände ganz bewusst nicht parallel verlaufen und die Tieftöner bei normaler Aufstellung dem Hörer immer näher sind als die Hochton-Einheiten, wird auch bei Mehrwege-Designs eine klar definierte Räumlichkeit erreicht, wie man sie gemeinhin eher Zweiwege-Böxchen zuschreibt.
Audio Physic holt den Künstler ins Hörzimmer
Soll es dann doch die härtere Kante sein, sollen Steve Lukather und der Rest von „Toto“ beinahe leibhaftig im Wohnzimmer ein Privatkonzert geben, dann haben Audio Physic-Lautsprecher genügend Reserven auch für Pegel auf Livekonzert-Niveau. Und liefern dabei knochentrockene Bässe und Höhen, die niemals lästig oder schrill werden. Was auch ein Verdienst einer ultrastabilen Gehäusekonstruktion ist, die bei Audio Physic ebenfalls zu den Familienmerkmalen zählt. Die erfolgreiche Verhinderung von klangschädlichen Vibrationen wurde in Brilon schon vor langer Zeit als eine der zentralen Vorgaben des Lautsprecher-Lastenhefts festgeschrieben.
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Aktuellstes Ergebnis der jahrzehntelangen Jagt nach Bedämpfung ist Keramikschaum, ein Material aus der Metallfertigung, dass exzellente Dämpfungseigenschaften bietet, gleichzeitig aber zu über 85 Prozent aus Luft besteht. Die größeren Modelle der Briloner sind heute robuster gegen Vibrationen denn je zuvor und bieten auch noch mehr Gehäusevolumen. Auch das Zubehör ist vom Kampf gegen Mikrofonie geprägt: Jenen Mikrovibrationen, wie sie bei der Wiedergabe von Musik über Lautsprecher zwangsläufig auftreten, rückt man mit den auf Magnetwirkungen basierenden „Vibration Control Feet“ zu Leibe. Im Unterschied zu Spikes leiten diese „schwebenden“ Standfüße die Vibrationsenergie nicht einfach an den Untergrund weiter, sondern wandeln diese fast zu 100 Prozent in Wärmeenergie um.
Individuelle Gestaltung
Die durchgängige Handfertigung von Lautsprechern hat noch einen weiteren Vorteil: Auf Anfrage werden die Oberflächen der Schallwandler so gestaltet, dass sie zur individuellen Einrichtung des Kunden passen – ein klingender Gegenentwurf zur andernorts teuer verkauften Massenware. Eigentlich selbstverständlich, dass auch der Service dieses besonderen Herstellers außergewöhnlich ist. In Brilon vertraut man den eigenen Produkten so sehr, dass man Erstbesitzern der Lautsprecher eine Zehnjahresgarantie gibt. Ein Mosaikstein, der perfekt ins positive Bild passt.
Es ist die große Liebe zu einem unverfälschten und natürlichen Klang, die das Team in Brilon seit jeher antreibt. Da wird auch schon mal mit Konventionen gebrochen, denn anders sein heißt in Brilon besser sein.
Test: Audio Physic Cardeas Standlautsprecher
Test: Audio Physic Codex Standlautsprecher
Firmenportrait: Zu Gast bei Audio Physic
Fachhändler
Auf der Homepage von Audio Physic finden Sie eine Übersicht zu allen Fachhändlern, die Lautsprecher der Briloner im Sortiment haben. Eine Landkarte nebst Postleitzahlen-Suche erleichtert das Auffinden des nächsten Händlers. Hier geht’s zur Übersicht …
Technik-Glossar
Auf der Homepage von Audio-Physik finden Sie ein umfassendes Technik-Kompendium, das alle Kniffe und proprietäre Spezialitäten wie Keramikschaum erläutert. Hier geht’s zum Lexikon …
Kontakt
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Lautsprecher
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