Dynaudio Music 7 All-in-one-System
Bereits beim Erhalt des Kartons von Dynaudio ahne ich: Da kommt Großes auf mich zu.
Fotografie: Ingo Schulz, Hersteller
Dynaudio legt beim Music 7 gegenüber den kleineren Systemen der Music-Familie an Volumen und Klang nochmal eine Schippe drauf. Die Installation gestaltet sich, wie von der Music-Reihe gewohnt, intuitiv und problemlos; eine Gratis-App ist zwar nicht zwingend notwendig, erleichtert aber die Bedienung ganz erheblich. Obwohl ich mich selbst als Digital Native betrachte, bin ich kein Fan von erzwungenen Spielereien am Smartphone. Dynaudio schafft es jedoch, eine gut gemachte App mit sinnvollen Features zu integrieren, in deren Bedienung man sich nicht verliert, sondern schneller zur Musik findet. Schon nach wenigen Minuten kann ich via Tidal Songs oder Alben in HiRes-Qualität streamen und mir ein erstes (Klang-)Bild machen.
Die Music 7 braucht nichts als eine Steckdose, trotzdem ist es zuerst nicht so einfach, einen geeigneten Stellplatz zu finden – immerhin misst sie 82 Zentimeter in der Breite, lässt sich also nicht mal einfach so ins Regal stellen. Auch harmoniert der Aktivlautsprecher mit unserem doch recht „schwedischen“ Wohnzimmer nicht so richtig … Auf den ersten Blick scheint die Music 7 hervorragend für schmucke Behausungen mit Bond-Bösewicht-Ambiente geeignet zu sein, allerdings wird sich das Design dann letztendlich doch stilsicher in die meisten modernen Wohnungen einfügen. Aussehen und Abmessungen müssen ja dem Gusto des audiophilen Endverbrauchers entsprechen, eine leise Präsenz schaffen sie jedoch zweifelsohne.
Zunächst einmal mag der Music 7 vielleicht nur wie ein gestreckter Music 5 wirken, doch das täuscht. Unter der textilbespannten Abdeckung verbaut Dynaudio einige gewichtige Argumente für das nächstgrößere Modell, so zum Beispiel einen zweiten Tieftöner, der im Bass ganz erheblich für Volumen sorgt, und als Premiere in der Music-Reihe: einen HDMI-Anschluss. Am Datenblatt mag sich vielleicht nicht viel geändert haben, sehr wohl aber am Klang. Denn gerade die Länge des Music 7 unterstützt den Stereo-Sound, natürlich abhängig vom Abstand des Hörers zur Box. Unter „Laborbedingungen“ (frontal im Nahfeld) entfaltet sich ein sehr räumliches Spektrum an lebhaften und fein aufeinander abgestimmten Klängen. Genau wie das Gehäuse des Aktivlautsprechers ist der Sound plastisch, klar definiert und schnörkellos. Auch wenn die Music-Reihe im eher industriell-modernen Look gehalten ist, wirkt der Klang natürlich, scheint eben nicht hörbar manipuliert durch die verschiedenen technischen Finessen, zu denen wir später noch kommen.
Die restaurierten Aufnahmen der Beatles lassen jedenfalls fast schon Wohnzimmerkonzert-Atmosphäre entstehen, vor allem die pointiert wiedergegebenen Bassläufe und Trommelwirbel hören sich so „live“ an, als würden die Liverpooler sich höchstpersönlich die Ehre geben. Das hintergründige Gelächter auf dem berühmten gelben U-Boot könnte auch von den Nachbarn kommen.
Mit den Planeten von Gustav Holst gehe ich auf Tauchgang durch Frequenz-Untiefen. Das Orchester füllt den Raum, mutet pompös an, wuchtig, aber nicht schwerfällig. Dynamisch fließen tiefe Töne ineinander, ohne dabei unsauber oder verwaschen zu klingen. Der Bass rollt, ohne sich zu überschlagen, während die Hochtöner selbst bei dramatischen Streicherpasssagen souverän und kristallklar in der Wiedergabe bleiben.
Zwei Ein-Zoll-Hochtöner, zwei Drei-Zoll-Mitteltöner und zwei Fünf-Zoll-Tieftöner stecken im Bassreflexgehäuse und liefern unterm Strich einen sehr ausgewogenen und dennoch spannenden Sound. Natürlich wäre der Support weiterer Streamingdienste in der App wünschenswert, allerdings harmonieren die HiRes-Files von Tidal bestens mit dem Music 7. Nachdem ich der Software ein paar der von mir favorisierten Künstler und Genres verraten habe, komme ich sogar in den Genuss einer bemerkenswert treffsicher und interessant zusammengestellten Playlist. Wenn ich Lust hätte, könnte ich den Klang sogar manuell ein wenig verbiegen. Das wahrscheinlich interessanteste Feature am Music 7 ist aber vermutlich die Room- und Noise-Adapt-Technik, die den Frequenzgang der Wiedergabe in Echtzeit an die räumliche Umgebung und ihre Geräusche anpasst, um überall einen verlässlich gleichen Sound zu bieten. So trage ich den Music 7 von Raum zu Raum, um seine Reaktionfähigkeit auf verschiedene akustische Gegebenheiten auszuloten. Natürlich kann auch die beste Software nicht alle räumlichen Katastrophenszenarien abfedern, aber wenn man auf einen vibrationsfreien Untergrund achtet, funktioniert die Anpassung, anfangs noch von mir als Spielerei abgetan, erstaunlich gut und unauffällig. Ohne stabilen Stellplatz besteht hingegen die Gefahr, dass Room- und Noise-Adapt verrückt spielen und den Klang im Sekundentakt variieren. Dynaudio schreibt auf der Website : “You might not hear it doing its thing… but you’d definitely know if it wasn’t” – das kann ich vollumfänglich unterschreiben.
Mehrere Music-Systeme lassen sich zu einer Multiroom-Anlage verknüpfen; es ist möglich, per WLAN zu streamen, aber natürlich ist auch Bluetooth mit an Bord inklusive aktueller Übertragungsschlüssel, die allerdings auch von der Quelle (also einem relativ neuen Smartphone) unterstützt werden müssen, soll eine möglichst verlustfreie Übertragung erreicht werden. Auch ein 3,5-mm-Klinkenanschluss ist vorhanden und neben einem Toslink-Eingang auch ein HDMI-ARC-Anschluss.
Dynaudio preist unter anderem die Einsatzmöglichkeit des Music 7 als TV-Soundbar an, vor allem der HDMI-Anschluss und eine optionale Wandhalterung prädestinieren den Music 7 hierfür. An meinem Fernseher funktionierte der Anschluss schnell und einfach. Auch als akustische Ergänzung im Heimkino zeigt der Lautsprecher, was er kann. Während durch Konservenklatschen verschlimmbesserte TV-Serien auf einmal angenehm ausbalanciert klingen, lässt der Music 7 die Muskeln spielen, wenn es actionreicher wird. Sobald Kugeln fliegen und wildes Geschrei sich mit spannungsgeladener Musik mischt, lässt der Music 7 dieses akustische Chaos aufgeräumt und verständlich erscheinen. Angesichts dessen verbietet sich jeglicher Vergleich mit den eingebauten Lautsprechern meines Fernsehers. Sich den Music 7 ausschließlich als TV-Soundbar anzuschaffen, muss man sich auch leisten können. Wer aber noch genug Platz unter dem Fernseher hat und das System fest installieren will, ist mit dieser Option sicher nicht unglücklich, zumal die Funktionalität als Musikbox dadurch nicht eingeschränkt wird. „Laut sein kann ja jeder“, könnte man meinen, wenn es um HiFi-Equipment geht, allerdings stellt sich gerade dies als Achillesferse des Music 7 heraus. Überreizt man die Lautstärke, beginnen die Höhen merklich abzustürzen. Auch wenn im normalen Betrieb wohl kaum so viel Leistung vom Music 7 abverlangt wird – bereits die mittlere Lautstärkeeinstellung ist um einiges lauter als das, was man gemeinhin als Zimmerlautstärke bezeichnen würde –, eignet sich der Music 7 also nicht unbedingt zur Partybeschallung. Über ein Software-Update ließe sich eventuell ein Mehr an Pegel herauspressen. Vielleicht legt Dynaudio diesbezüglich ja nochmal nach, denn ansonsten ist da nichts, was dem Flaggschiff der Music-Reihe den Wind aus den Segeln nimmt. Ich möchte noch einmal betonen, dass der anspruchsvolle Endverbraucher, der einfach nur Musik genießen will, diese kleine Einschränkung wahrscheinlich gar nicht bemerkt. Dass ein All-in-one-System die geliebte und sauber abgestimmte High-End-Anlage nicht ersetzen kann, liegt auf der Hand. Wer jedoch ein unkompliziertes und optisch ansprechendes Stereosystem sucht, um Musik zu streamen, liegt mit dem Music 7 von Dynaudio goldrichtig.
Dynaudio Music 7
Kabelloses Musiksystem
Preis: 999 €
Dynaudio Germany GmbH
Ohepark 2
21224 Rosengarten
Telefon 04108 41800