… of Caruso heißt Cala und kann fast alles. Aber weiß T+A eigentlich, wie gut dieser digitale Tausendsassa wirklich ist?
Wer, wie, was? – Der, die, das! T+A präsentiert etwas Neues und es gefällt uns sofort richtig gut. Allein, wie sollen wir „Cala“ korrekt anreden? Eine spontane und völlig unrepräsentative Umfrage unter allen gerade anwesenden FIDELITYanern bringt kein klares Ergebnis, erzeugt lediglich eine gewisse Heiterkeit. Ob ich denn keine anderen Sorgen hätte, heißt es lapidar – Banausen! Dennoch will ich Ihnen das Umfrageergebnis nicht vorenthalten: Es gewinnt „der“ hauchdünn vor „die“. Und das ist falsch. Hinterher ist natürlich immer gut schlaubergern: Schon die Endung des Namens legt die Lösung nahe, und ein Blick in die ausführliche Bedienungsanleitung stellt gleich auf Seite 2 klar: Cala is a girl. Die neue Alleskönnerin ist weiblich. T+A bezeichnet Cala sogar ganz offiziell als „kleine Schwester von Caruso“, dem High-End-Tischradioalleskönnerding mit eingebauten Lautsprechern.Kein Wunder übrigens, dass besagte Bedienungsanleitung so umfangreich ist. Denn Cala ist zwar sehr kompakt gebaut und besitzt zudem eine absolut highendige Acrylglasfront mit exakt null Bedienungselementen, doch unter der erfreulichen Hülle lauern jede Menge „Optionen“. Natürlich basiert das ganze „Können“ von Cala, wie bei jeder anderen aktuellen Digitalmaschine auch, auf reichlich Computerpower, auf schlauen Chips und noch schlaueren Algorithmen. All diese „Möglichkeiten“, allerdings auch das Klangpotenzial, haben schon lange nichts mehr mit physischer Größe zu tun. Womöglich ist es ja genau andersherum: dass nämlich erst Komponenten ab einer bestimmten Größe cool genug (programmiert) sein dürfen, bestimmte Ausstattungsmerkmale gar nicht erst anzubieten …
Wie auch immer: Cala „kann“ jedenfalls unheimlich viel, ist aber auch im audiophilen, puristisch auf Musikwiedergabe bezogenen Sinn ein echtes Schätzchen. Ich behaupte sogar, sie ist so gut, dass sie diese ganzen Optionen eigentlich gar nicht nötig hätte. Denn Cala ist im Grunde ihres volldigitalen und enorm wandlungsfä higen Herzens eine erstklassige HiFi-Komponente und, na klar, auch etwas Feines zum Hinstellen und Herzeigen. In puncto Technik ist sie vollgepackt mit allem, was das neuzeitliche Musikherz erfreut: Streaming Client mit diversen Schnittstellen (USB 2.0, LAN, WLAN, iPod etc.), sehr gutes UKW-Radio mit RDS, sehr anständige Endstufen. Spielbereit direkt aus dem Karton ist sie auch noch. Ich wiederhole: Cala ist ein vollwertiges, hochwertiges Musiksystem – für ein überschaubares Sümmchen. Offenbar rechnet T+A aber damit, dass ihre hochtalentierte Kleine vor allem in einem, sagen wir mal „akustisch schwierigen“ Umfeld zum Einsatz kommt. Und dass die Kundschaft dann an vielen (virtuellen) Knöpfchen herumfummeln will – wie einst in den 1950ern, 1960ern, in denen die damals typischen „Gebissradios“ mit lustigen Tasten (den „Zähnen“) – etwa „Diskant“, „Jazz“, „Sprache“ oder „Orchester“ – in den Klang eingriffen. Digitale Neuzeit-Varianten hiervon sind in iPod, Laptop & Co. als integrierte „Equalizer Settings“ oder „Soundmodi“ zu finden. Mein iPhone etwa bietet serienmäßig nicht weniger als 23 unterschiedliche Voreinstellungen an. Und die eindeutig beste davon heißt „Aus“.
Derart vorbereitet, gehe ich beim ersten Têteà- tête mit Cala recht zielstrebig vor. Die junge Dame kokettiert mit zahlreichen Klangmodi und Voreinstellungen – und ich hechele sämtliche Möglichkeiten nacheinander per Fernbedienung und über das sehr gute Matrix- Display durch. Manche Optionen wirken subtil, die meisten aber nicht, und so lande ich, nach einer mehr oder weniger kurzen Zeitspanne, regelmäßig bei „Aus“, „Vollbereich“ oder „Linear“. Es klingt einfach besser so, und zwar vollkommen unabhängig von den jeweils verwendeten Lautsprechern. Cala hat es übrigens mit total unterschiedlichen, aber immer anständigen Modellen zu tun: Kompaktlinge von Mordaunt-Short (vom Filius ausgeliehen), Nubert (von Madame) und B&W (Redaktion), große Alleskönner und Klanglupen wie Stereofone Dura und Dynavox Imperial (Eigenbestand). Hinzu kommen noch diverse Modelle aus dem Fundus von Ingo Schulz, der nach einer guten Woche des Selberausprobierens ebenfalls längst zum Cala-Fan geworden ist. Allein ein „klassischer“ Digitaleingang, um beispielsweise einen preisgünstigen CD- oder DVD-Player klanglich aufzumöbeln, wäre aus unserer Sicht noch begrüßens wert. Alle anderen wichtigen Digitalanschlüsse sind vorhanden. Auch wenn es dadurch auf der Rückseite noch ein kleines bisschen enger zuginge: Eine zusätzliche Cinch- oder/und Toslink-Buchse wäre willkommen.
In erster Linie wird Cala wohl in einem Netzwerk als Streaming Client eingesetzt werden. Oder vielleicht doch eher als schicker Ersatz für den betagten Receiver, um weiterhin fleißig UKW-Radio hören zu können? Hier wie da macht Cala eine erstklassige Figur, verknüpft „altes Musikhören“ mühelos mit der Neuzeit. Ein bisschen aufpassen sollte nur, wer seine Musik(sammlung) in ganz bestimmten Formaten bereitstellt. Im heimischen Netzwerk beispielsweise findet Cala schnell und unkompliziert eine NAS-Platte und lädt zum sofortigen Loslegen ein – es sei denn, die darauf gespeicherten Titel sind mit ALAC (Apple Lossless) codiert, dann klappt das leider (noch) nicht. Und via USB-Anschluss akzeptiert Cala Festplatten im FAT-, nicht aber im NTFS-Format. Hier gilt es gegebenenfalls umzuformatieren. In allen anderen Fällen eröffnet Cala die Kontaktaufnahme zur Umgebung benutzerfreundlich und unkompliziert. Die ganz Faulen unter uns können dafür sogar sitzen bleiben. Denn Cala empfängt Musik auch per Bluetooth. Anständige Lautsprecher wie immer vorausgesetzt, zeigt die junge Dame allerdings auch ziemlich ungerührt, dass die übliche Blauzahn-Tonqualität keineswegs so gut ist, wie uns die ach so modernen Handyexperten immer weismachen wollen. Vielmehr bin ich bei Bluetooth-Anwendungen noch am ehesten geneigt, in irgendeinem Untermenü nach einer Soundoption „Gnade“ zu suchen.
Das größte Vergnügen bereitet Cala mit bestem Ausgangsmaterial (nein, liebe Kids, das ist nicht MP3) und im Teamwork mit sehr guten, gerne auch kostspieligen Lautsprechern. Damit kann sie zeigen, was sie alles draufhat. Und sie zuckt auch nicht zusammen, wenn man sich beispielsweise mit daumendicken Lautsprecherkabeln nähert. T+A ist schließlich nur dann T+A, wenn auch auf der Rückseite und im Inneren richtig gute Bauteile zu finden sind. Und „Made in Germany“ darf bei T+A immer mit absolut tadelloser Verarbeitungsqualität übersetzt werden. Also besitzt selbst „Carusos kleine, hübsche Schwester“ handfeste Anschlussklemmen, die auch daumendicke Lautsprecherkabel gut im Griff haben. Eine Cala im „audiophilen Modus“ (Sie wissen ja, was gemeint ist) hält in puncto Klang, was ihr Äußeres verspricht. Sie klingt geradlinig und zugleich elegant, drängelt sich dabei nicht unnötig in den Vordergrund, sondern erfreut mit gehaltvollen inneren Werten. Ich mag sie ebenso gern und lange ansehen wie anhören, eine angenehme Erfahrung aus der Praxis. Zudem besitzt ihre Endstufe genug Reserven, um auch schwierigen (meist kleinen) Lautsprechern den richtigen Weg zu weisen und sie in Schach zu halten. Stabile 55 Watt pro Kanal sind auch für gehobene Ansprüche im Alltag meist völlig ausreichend.
Wahrer Luxus ist es, die Cala mit richtig großen, wirkungsgradstarken Lautsprechern zu kombinieren. Wer das tut, darf sich über drei Dinge freuen: 1.) das extrem geringe Nebengeräusch-Niveau des Verstärkers; ein Thema, das an Bedeutung gewinnt, je „lauter“ ein Lautsprecher ist, 2.) ein geradezu mitreißender Musikfluss, der auch bei großen, mitunter sehr großen Pegeln keine irritierenden Strudel produziert, sondern glasklar und zielgerichtet vorwärtsströmt, und 3.) ein paar überraschte Freunde, die einfach nicht glauben wollen, dass hinter all dem Vergnügen lediglich dieses stilvolle Objekt, kompakt wie ein Kinderschuhkarton, stecken soll. Mit diesen Vorzügen qualifiziert sich die Cala auch locker als Zentralbaustein für jede ambitionierte Zweitanlage. Gut genug klingt sie auf jeden Fall. Wer schließlich doch alles aus einer Hand haben möchte: T+A fertigt natürlich auch Lautsprecher jeder Größenordnung und (fast) jeder Preisklasse. Und für ausgewählte Modelle – insbesondere für die CS mini, die auch optisch perfekt zur Cala passt und bei T+A unter „Zubehör“ gelistet ist – lohnt es sich womöglich doch, eine ganz bestimmte Menü-Option zu aktivieren: Sie heißt „Lautsprechertyp“ und stimmt die Elektronik per DSP perfekt auf die dort benannten Lautsprecher ab. Darüber hinaus ist auch ein erster persönlicher Blick auf die kommende App von T+A äußerst vielversprechend. Denn so gut die konventionelle Fernbedienung aus Metall ja auch ist: Cala is a sexy thing – und ein iPad mit passender App auch.