C.E.C. TL0 3.0 – Die ewige Drehbank
Es gibt Milliarden CDs auf der Welt. Für die besten, schönsten und wertvollsten empfiehlt sich ein Digitalheld aus Japan.
Fotografie: Ingo Schulz, Hersteller
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Worum geht es bei einem Plattenspieler? Um einen möglichst stabilen Antrieb, um möglichst wenig Resonanzen, um einen möglichst ungestörten Abtastvorgang. Dann klappt’s auch mit der Musik.
Worum geht es bei einem CD-Laufwerk? Um genau die gleichen Dinge. Sagt C.E.C. – und baut seit fast einem Vierteljahrhundert Plattenspieler für CDs, die erstaunliche Ähnlichkeiten mit großen Analogmaschinen aufweisen. Ja, auch klanglich.
Das Topmodell von C.E.C. treibt es in puncto Analogtechnik dermaßen auf die Spitze, dass die Unterschiede zu den besten Plattenspielern völlig verschwimmen – ja, auch klanglich. Allerdings bewegt sich der Preis in jenen Stratosphären, wo sonst nur analoge Schwergewichte zu den Sternen unterwegs sind. Das TL0 3.0 bringt (mit externem Netzteil) knapp 20 Kilogramm auf die Waage, jedes einzelne Kilo kostet 1500 Euro. Das sind zusammen knapp 30 000 Euro und treibt alle „Vernünftigen“ zur Verzweiflung: Sparbrötchen jaulen auf, weil der teure Apparat nur Nullen und Einsen von Audio-CDs lesen kann und sonst nichts. Digitalverächter wenden sich ab, weil es die Technik von gestern (CD) feiert, welche die geliebte Technik von vorgestern (Schallplatte) fast verdrängt hätte. Und Trendforscher können nicht verstehen, warum irgend jemand noch Geld für eine Maschine ausgibt, die physische Tonträger abspielt. Wer hört denn bitte noch CDs?
Verdammt viele Musikliebhaber tun das. Ich zum Beispiel.
Zugegeben, auch ich muss tief durchatmen, wenn ich an den Preis denke. Doch es hilft nix: Audiophiles Know-how und feinster Maschinenbau wollen bezahlt werden, und da kommt im konkreten Fall so einiges zusammen. C.E.C. ist seit Jahrzehnten in beiden Lagern – digital und analog – zu Hause. 1954 in Tokio gegründet, präsentierte man noch im gleichen Jahr das erste riemengetriebene Laufwerk für Plattenspieler, wuchs mit eigenen Produkten, aber auch als Zulieferer für zahlreiche renommierte Audio-Unternehmen prächtig heran. Zur Premiere des CD-Formats 1983 war die Produktion von CD-Spielern bereits in vollem Gange. 1991 überraschte C.E.C. desillusionierte CD-Hörer („digital“ war wohl doch nicht automatisch „perfekt“) mit der Old-School-Erkenntnis, dass Riemenantrieb und Subchassis auch gut für Digitalspieler sind – und präsentierte das Modell TL1, das „weltweit erste CD-Laufwerk mit Riemenantrieb“. Diesen Titel beansprucht zwar auch Burmester für den etwa zeitgleich vorgestellten 916, doch das soll uns hier nicht weiter interessieren. Interessant hingegen ist der radikale Ansatz von C.E.C., dass klanglich entscheidende Konstruktionsprinzipien von Analog- und Digital-Laufwerken vergleichbar sein sollen. Selbst einer der offensichtlichsten Unterschiede – hier konstant 33 1/3 bzw. 45 U/min, dort variierend zwischen ca. 200 und 500 U/min – sei bei näherer Betrachtung hinfällig. Die Anpassung der Rotation erfolge in so kleinen Schritten, dass die Winkelgeschwindigkeit der CD während eines relevanten Zeitraums als konstant angesehen werden dürfe. C.E.C. entwickelte eine gänzlich neue, aufwendig entkoppelte Antriebseinheit mit Riemenantrieb, niedrigem Drehmoment und erstaunlich hoher Masse. Patente folgten. Solvente CD-Freunde feierten den konstruktiven Gegenentwurf: C.E.C. hatte den üblichen leichtgewichtigen Direktantrieben mit ihren möglichst schnellen Korrekturen und Nachregelungen eine analoge Oase der inneren Ruhe entgegengesetzt.
Zwar bringt der doppelte Riemenantrieb für CD-Antrieb und Laserschlitten gewisse Rückschritte bei der Bedienung mit sich. Hochlaufzeiten und Titelsprünge stellen mit Riemenantrieb keine neuen Rekorde auf, doch das akzeptieren wahre Fans gerne; jedes Analoglaufwerk mit Riemenantrieb ist erheblich langsamer. Und wer es eilig hat beim Musikhören, ist sowieso kein Genießer.
Damit direkt zum Spitzenmodell von C.E.C.: Das kompakt und massiv gebaute TL0 wirkt – ohne das sonst übliche Gehäuse – gegenüber dem TL1 noch mehr wie ein Plattenspieler; ein „3.0“ im aktuellen Gerätekürzel verrät die dritte Generation des Flaggschiffs. Sichtbare Veränderungen gegenüber dem Vorgänger TL0 X sind „rundere“ Kanten am sechseckigen Sandwich-Subchassis und ein eleganteres Äußeres ohne sichtbare Schrauben. Kurz, das Laufwerk sieht einfach hinreißend aus und versprüht so viel Analogflair wie sonst keine Digitalmaschine.
Auf der Rückseite sorgen ungewöhnlich viele Anschlussmöglichkeiten für Aufmerksamkeit, vor allem fällt ein Buchsenquartett namens Superlink auf. Diese spezielle von C.E.C. selbst entwickelte Vierfach-Verbindung überträgt die verschiedenen „Clocks“ und die digitalen Audiodaten der CD mit getrennten Kabeln. Übliche Digitalverbindungen nach S/PDIF- oder AES/EBU-Standard verschachteln die von der CD ausgelesenen Daten (Master Clock, Bit Clock, L/R-Clock sowie die eigentlichen Audiodaten) miteinander und übertragen das codierte Digitalsignal über ein gemeinsames Kabel an den D/A-Wandler, wo es wieder entschlüsselt und aufbereitet werden muss. Superlink umgeht den dafür nötigen Prozess der En- und Decodierung, überträgt die Digitalsignale störungsärmer und erleichtert dem Wandler die Arbeit. Klar, dass C.E.C. sein Superlink empfiehlt, um das volle Potenzial des Laufwerks auszuschöpfen.
Weil C.E.C. derzeit (noch) keinen Digital-Analog-Wandler auf Augenhöhe mit dem Superlaufwerk anbietet, liefert Vertriebsleiter Frank Koglin den konventionell gestalteten DA 3N als audiophilen und vergleichsweise preisgünstigen Sidekick mit (der DAC kostet „nur“ 4000 Euro). Gleichwohl soll die Superlink-Option dieses Wandlers zeigen, wie sehr sich die Technik-Delikatesse klanglich bemerkbar macht.
Und? Wickelt mich das große C.E.C.-Laufwerk mit jeder beliebigen Kombination sofort um den digitalen Finger? Nun, mit „ganz normalen“ DACs dauert es mitunter schon mal eine halbe Minute, bis sich die starke ordnende Hand des Laufwerks im Klangbild klar zu erkennen gibt. Aber sie ist jedesmal deutlich spürbar, wirkt bei eher nüchtern timbrierten DACs geradezu mirakulös, indem sie aus vergleichsweise braven Null-Eins-Sklaven (etwa von Ayon oder T+A) höchst spielfreudige Musikquellen macht, die nun mit erheblich mehr Vergnügen bei der Sache sind. Dynamik und Attacke gewinnen teils deutlich, ohne dabei auch nur ansatzweise analytisch-scharf zu werden. Auch mein Röhrenwandler Audio Note DAC 3 Signature profitiert vom japanischen Datenlieferanten, gegenüber dessen überragender Klangautorität das bewährte CDT 3 zurückstecken muss. Energie, Durchhörbarkeit und tonale Kraft sind auch hier unwiderstehlich, Aufnahmen mit ordentlich Groove kommen mit noch mehr Nachdruck, Kontur und Tiefgang. Der Daten-Dominator aus Tokio treibt ganz offensichtlich jeden DAC hörbar zur Höchstleistung.
Nachdem er allerlei „Fremdwandlern“ durchweg verblüffende Durchsetzungskraft und Stabilität verliehen hat und auch am normalen Eingang des C.E.C. DA 3N eine derartige Klangsignatur offenbart, legt die Verbindung via Superlink nochmals eine ordentliche Schippe drauf. Zeit und Raum wirken jetzt derart selbstverständlich, dass ich sie einfach vergesse. Tatsächlich erinnert mich das preislich etwas unausgewogen kombinierte Digital-Duo (7,5 : 1 für das Laufwerk) an entsprechende Analog-Konfigurationen. Wer jemals einen preisgünstigen „guten“ Tonabnehmer im Super-Tonarm eines Nonplusultra-Plattenspielers montiert hat, weiß genau, was ich meine: Das Ergebnis klingt überwältigend gut, weil das Laufwerk seine Mitspieler total im Griff hat. Überraschend mag nur sein, dass diese Erkenntnis auch für Digitales, im konkreten Fall sogar für Digitalhistorisches gilt! Wer hört denn bitte noch CDs? Diese Frage stellt sich mit dem TL0 3.0 niemand mehr.
C.E.C. TL0 3.0 CD-Laufwerk
Spielbare Formate: CD, CD-R, CD-RW
Ausgänge digital: symmetrisch XLR (AES/EBU), unsymmetrisch koaxial (Cinch) und optisch (Toslink), C.E.C. Superlink (4 x BNC)
Eingang: Word Clock extern (BNC)
Besonderheiten: doppelter Riemenantrieb für Laufwerk und Laserschlitten, Subchassis, Stabilizer (460 g), externes Netzteil
Maße Laufwerk (B/H/T): 30/32/16 cm
Maße Netzteil (B/H/T): 12,5/10,5/26 cm
Gewicht Laufwerk: 16 kg
Gewicht Netzteil: 4 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 29 900 €
Mitspieler
D/A-Wandler: Audio Note DAC 3 Signature, Ayon CD3sx, C.E.C. DA 3N, T+A PDP 3000 HV
Vorverstärker: Nagra Jazz, Valvet Soulshine
Endverstärker: Audio Note P2SE, Bittner TonMeister 500, Bryston B4SST und B14SST, Musical Fidelity M8 500s, Nagra Classic Amp, Silvercore TB3/1000, Valvet A4
Vollverstärker: Lyric Audio Ti 140
Lautsprecher: Bowers & Wilkins 803 D3, KEF LS50, Live Act Audio LAS312, Stereofone Dura
Kopfhörer: Beyerdynamic T1, HiFiMAN HE-1000
Kabel: Audio Note, Axmann, HMS, MFE, Refine Audio, Silvercore, Vovox
Stromversorgung: IsoTek Aquarius EVO3
Zubehör: diverse Produkte von Acoustic Systems, DEinformer, Steinmusic und Subbase
Möbel: LignoLab „Die Bank“, Subbase Shambala