Aesthetix Romulus Eclipse – Fels in der Brandung
Der Romulus aus dem Hause Aesthetix verknüpft hochwertigen Musikgenuss mit Top-Qualität und Bedienkomfort.
Fotografie: Ingo Schulz
Wo wandeln? Eine Frage, die sich noch vor wenigen Jahren keinem ambitionierten Musikfreund gestellt hat. Da wurde selbstverständlich im CD-Player selbst gewandelt, allenfalls wurde dieser als reines Laufwerk snobistisch mit einem externen DA-Wandler verbunden. Und heute? Mit dem Aufkommen reiner Datenfiles, die wir auf Festplatten speichern oder via Streaming direkt aus dem Netz erhalten, hat nicht nur der CD-Player seine Vormachtstellung aufgeben müssen, sondern auch die Möglichkeiten der digitalen Datenwandlung haben zugenommen. Da gibt es nach wie vor den klassischen Stand-Alone-DAC, der heute aber bevorzugt mittels USB angesteuert wird. Eine beliebte und auch äußerst praktische Variante ist es, die Wandlersektion direkt in die Vorstufe zu integrieren, was schon mal einen Satz Cinchkabel spart. Oder aber – und da wären wir bei unserem Gerät des Herstellers Aesthetix angelangt – man besinnt sich auf den guten alten CD-Player und lässt den digitalen Musikvorrat, egal ob CD oder File, über den identischen Wandler und vor allem über die identische Ausgangsstufe reproduzieren. Vorausgesetzt natürlich, man hält am Medium der CD weiterhin fest. Für musikverrückte Sammler wie mich, die Silberlinge in fünfstelliger Zahl horten, stellt sich diese Frage natürlich nicht, schließlich will man nicht in mehrjähriger Kärrnerarbeit Abend für Abend CDs rippen (okay, ich weiß, dass man dies auch in industriell-professionelle Hände geben kann, dennoch …). Aber auch Freunde des entschleunigten Musikhörens, Liebhaber des haptisch-realen Warenbesitzes werden weiterhin auf die CD setzen – und dankbar für ultimative Kombigeräte sein.
Nur das Beste für das Digitale
Das Konzept von Aesthetix-Mastermind Jim White basiert eben auf der Idee, einen kompromisslosen D/A-Wandler und ein separates Laufwerk in einem einzigen Gehäuse zu vereinen. Konsequenterweise hat Aesthetix hierfür seinen DAC Pandora mit einem hochwertigen CD-Laufwerk und weiteren Netzteilen ergänzt. Beim Aesthetix Romulus füllt das Laufwerk während des Abtastvorgangs einen internen Speicher, der dann völlig ungestört und zeitversetzt vom DAC ausgelesen wird. Jitter, das gefürchtete Taktzittern, ist mit diesem aufwendigen Konzept auf ein absolutes Minimum reduziert. Wie bei Aesthetix üblich, wurde auch beim Romulus überproportional großer Wert auf eine ultrastabile Stromversorgung gelegt. Gleich drei Netzteile stellen die klangliche Leistung sicher. Zwei weitere Netzteile speisen das speziell für Audio-Anwendungen konzipierte Laufwerk von TEAC, dessen Lade sich wunderbar geschmeidig bewegt. Mit vier Digitaleingängen stehen dem Nutzer externer PCs auch ein asynchroner USB-Anschluss für die veritable Auflösung von bis zu 24 bit/192 kHz bereit. Die mit Röhren bestückte Ausgangsstufe entspricht dem hohen Anspruch bekannter Aesthetix-Vorstufen. Doch damit nicht genug: Die mit sündteuren Stealth Caps und mit akustisch optimiertem Gehäuse versehene Eclipse-Version des Romulus, die sich bei mir täglich zunächst ein Stündchen warmspielen darf, stellt nochmals eine Steigerung des bereits optimierten Gesamtkonzepts dar.
Keine Frage des Formats
Der Vorteil, den der Romulus nun bietet, besteht darin, aufgrund des identischen Wandlers und der identischen Ausgangsstufe eine absolute Klangidentität zwischen CD und zugespieltem File vorzufinden. So zumindest die Theorie, die aber flugs durch via EAC schnell als 16/44-File gerippte Klassik-CDs meines favorisierten Labels Reference Recordings bestätigt wurde. Mehrfach habe ich mich dabei ertappt, wie aus schierer Begeisterung mein Mund gar nicht mehr zuging. Egal, ob CD oder File, der Romulus straft all diejenigen Lügen, die heute noch etwas vom vermeintlich bösen, kalten und sterilen digitalen Klang erzählen wollen. Selbst hart gesottene Vinylfreaks müssen sich hier in Demut verbeugen. Und für einen solchen musikalischen Flow, der hier zu vernehmen ist, muss sich auch analoges Equipment ganz weit strecken. Dabei ist der Romulus kein Weichzeichner, und missratene Aufnahmen können selbst die vier Röhren in der Ausgangsstufe nicht mehr retten. Björks neues musikalisches Meisterwerk Utopia offenbart sowohl in CD- als auch im HiRes-Format, dass die Tontechniker bei dieser Produktion wahrlich nicht ihren besten Tag hatten. Auch wenn Jim Whites neuester Meisterentwicklung eine ungeheure Langhörtauglichkeit zu attestieren ist, so geht diese aber nie auf Kosten der musikalischen Ehrlichkeit.
Mehr Raum, mehr Luft
Was ist es aber nun genau, das den unwiderstehlichen Klangeffekt hervorzaubert? Vergleicht man das Klangbild des Romulus mit dem meines Studiowandlers, so fällt zunächst das größere Raumgefühl auf. Die Bühne scheint sich nicht nur nach hinten, sondern auch in der Breite zu erweitern. Bemerkenswert ist aber, dass sich die vier Herren des Emerson-Quartetts mit ihren Streichinstrumenten gar nicht weiter weg von ihrer vorherigen Position bewegen oder gar unnatürlich groß erscheinen. Die Röhren-Ausgangsstufe schafft es vielmehr, einen größeren Abstand zwischen den Musikern selbst und dem sie umgebenden Raum zu imaginieren, ohne diese aber in ein groteskes Abstandsverhältnis zueinander zu setzen. Es ist lediglich das virtuelle Raumvolumen gewachsen, was zur Folge hat, dass die herausgeschleuderten Pizzicati in Bartóks expressivem Vierten Streichquartett nun nicht die kalte Aggressivität wie noch zuvor haben, sondern durch das Mehr an Luft gefühlt länger ausschwingen und damit der Musik ein etwas freundlicheres Antlitz verleihen.
Nach dieser Klangerfahrung interessiert mich das Ausschwingverhalten der tiefen Frequenzregionen ganz besonders. Zeit also, sich wieder einmal Jan Roder – dem profiliertesten deutschen Free-Jazz-Bassisten – zu widmen, dessen grandiose Solo-CD sämtliche Facetten modernen Kontrabassspiels offenlegt. Auch hier ist das scheinbar unendliche Ausschwingen deutlich zu vernehmen. Da natürlich die Musik nicht objektiv länger wird, suggeriert gerade im Frequenzbereich unterhalb von 100 Hz die sich öffnende Bühne des Romulus diesen geradezu mystischen Nachhall des Tons. Das außerordentlich Wohltuende dieser spezifischen Klangsignatur erfahre ich bei einem anschließenden Wechsel auf Goldies Comeback-Album The Journey Man. Nicht nur, dass die Vocals mit einem geradezu betörenden Schmelz im Raum stehen, die Breakbeats sind nun endlich heimtauglich geworden. Bekanntlich steht der Genuss elektronischer Musik vor dem Problem, dass diese für den Club und die dortige PA konzipiert ist. Ein 1:1-Durchreichen prügelharter Beats sprengt aber jedes Wohnzimmervergnügen, nicht selten sind blutende Ohren das Resultat. Als hätten sich die Mannen von Aesthetix gerade diesem High-End-Unbill gewidmet, erfüllen die Beats nun mit einem runden Grollen meinen Hörraum, ohne auch nur einene Hauch ihrer Dynamik einzubüßen.
Weckt den audiophilen Detektiv
Da das technische Konzept sicherstellt, dass die Klangsignatur von CD und File absolut identisch ist, lässt sich der Romulus hervorragend für audiophile Detektivarbeit verwenden. Der Vergleich zwischen CD und (HiRes-)File hinkt nicht selten, weil jeweils unterschiedliche (Re-)Masterings vorliegen. Werden aber nun CD und File über unterschiedliche Wandler – etwa den hauseigenen des CD-Players und die in der Linevorstufe integrierte D/A-Sektion – gehört, erscheint ein wirklicher Vergleich nicht mehr möglich. Hier nun aber lassen sich endlich valide Aussagen über einen Vergleich finden. So tönen die wunderbaren Sibelius-Interpretationen Herbert von Karajans mit dem Philharmonia Orchestra aus den frühen 1960er Jahren sowohl im 16/44- als auch im 24/96-Format so gänzlich anders als das CD-Reissue der EMI aus den 1990er Jahren, dass man dort schlichtweg Äpfel mit Birnen vergleicht. Ohne einer der beiden Versionen den Vorzug geben zu wollen, lässt sich hier die Dominanz des Masterings gegenüber irgendwelchen Auflösungsformaten erkennen. Der Romulus ist somit das optimale Gerät für audiophile Jäger und Sammler, die nicht nur Interpretationen, sondern auch die Entwicklung unterschiedlicher Masteringstufen einer Aufnahme verfolgen möchten.
Keine Kompromisse
Gerade in Zeiten, in denen die digitale musikalische Wiedergabe immer stärker in den profanen Consumerbereich hinabsinkt und fragwürdige 24/7-Dauerstreams das Musikbewusstsein überfluten, erfreut sich der auf Nachhaltigkeit und Entschleunigung konzentrierte Musikliebhaber über eine technisch perfekte High-End-Maschine wie den Romulus, über ein Gerät, das haptisch und klanglich ein unverrückbarer Fels in der Brandung ist. Dank Jim White kehrt höchste Qualität und Ernsthaftigkeit in die digitale Musikreproduktion zurück. Die Zukunft kann kommen.
DAC/CD-Player Romulus Eclipse
Eingänge digital: 1 x AES/EBU, 1 x S/PDIF (koaxial), 1 x Toslink, 1 x USB (24 bit/192 kHz)
Ausgänge analog: unsymmetrisch (Cinch), symmetrisch (XLR)
Laufwerk: Frontlader (Teac)
Besonderheiten: Röhren-Ausgangsstufe mit 2 x 12AX7, 2 x 6DJ8/6922
Ausstattung: hochwertige Lautstärkeregelung optional (gegen Aufpreis)
Maße (B/H/T): 46/11/46 cm
Gewicht: 18 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: ab 14 500 €