FIDELITY Feedback: Strawinsky – Sacre × 2
Strawinskys erstes großes Skandalwerk Le sacre du printemps wird gemeinhin in den Fassungen von 1947 oder 1967 aufgeführt. Bei umfangreichen Untersuchungen zur Entstehung des Werks ist der Dirigent David Zinman auf das Autograph der Uraufführung gestoßen, das sich in den umfangreichen Archiven der Paul-Sacher-Stiftung befand.
Diese Entdeckung nahm Zinman zum Anlass, eine Gegenüberstellung der Urfassung von 1913 und der finalen Fassung von 1967 einzuspielen. Lobenswert ist an dieser Veröffentlichung aber nicht nur das geradezu explosive Spiel des Tonhalle-Orchesters Zürich, sondern vor allem die umfangreichen erläuternden Worte Zinmans, die dem Hörer genau die Unterschiede zwischen den Fassungen erläutern und mit nachvollziehbaren Klangbeispielen angereichert werden. Es erstaunt schon ein wenig, dass es die finale Fassung ist, die direkter und brutaler den Hörer angeht. Die Urfassung ertönt dagegen feingliedriger in der Instrumentation und zeigt die durchaus vorhandenen impressionistischen Einflüsse Strawinskys auf. Dennoch sollte festgehalten werden, dass die Unterschiede nicht so bedeutend sind, dass wir es womöglich mit zwei komplett unterschiedlichen Werken zu tun hätten. Mit dem Erwerb der Doppel-CD erhält man schon erkennbar das gleiche Werk – da hält die Musikgeschichte noch ganz andere Fassungsvarianten bereit. Der herausragenden Tontechnik ist es zu verdanken, dass die feinen Unterschiede stets wahrnehmbar und nachvollziehbar sind. Eine zweifelsfrei wichtige Neuerscheinung mit hohem Repertoirewert.